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#Charisma trifft Freundlichkeit

Charisma trifft Freundlichkeit

Ein richtiger Zufall kann es nicht sein, dass gleichzeitig mit der Abwahl Donald Trumps auch sein Vorgänger Barack Obama wieder stärker in die Öffentlichkeit drängt. Pünktlich rund um die Wahl erschien der erste Teil seiner Memoiren. Wenige Tage zuvor begeisterten sich Anhänger an einem kurzen Auftritt Obamas in einer Sporthalle. Der passionierte Basketballer warf einen Drei-Punkte-Wurf in den Korb („ohne Ringberührung“, wie sich er hinterher lautstark freute), traf, driftete im Sprung leicht zur rechten Seite ab, tänzelte lächelnd aus dem Bild und begeisterte das Publikum in den sozialen Medien.

Philipp Krohn

Philipp Krohn

Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Menschen und Wirtschaft“.

Es hat manchmal irrationale Züge, wie sehr Obama für seinen Stil, sein Charisma und seine feine Selbstironie geliebt wird. Sie stehen in scharfem Kontrast zum egozentrischen, oft plumpen Auftritt des früheren Unternehmers Trump. Obama ist ein außergewöhnlich reflektierter abwägender Präsident gewesen, das hat er am Donnerstagabend auch im Gespräch mit Markus Lanz im ZDF bewiesen.

Den sehr früh zugesprochen Friedensnobelpreis hat er anders als seine manchmal emotional überschießenden Anhänger immer als eine Bürde gesehen. Auch seine regelrecht Panik auslösende Wirkung auf Menschen im Mittleren Westen mit weniger Bildung, Anstand, Etikette und Verständnis für Frauen und Minderheiten hat er vielfach problematisiert. Doch manchmal scheinen die Fans zu vergessen, dass Obama auch ein Meister der Inszenierung ist. Viele seiner politischen Entscheidungen hat Obama im Interview noch einmal abgewogen.

Lanz will vor allem die persönliche Dimension herausarbeiten

Die Fragen von Lanz zielten – und das ist für einen Boulevard-Talk zu später Stunde auch völlig in Ordnung – vor allem auf die persönliche Ebene. Der Kontrast zu Trump nimmt etwas zu viel Raum in dem etwa halbstündigen Gespräch ein. Doch Obama hat sich auch schon in den englischsprachigen Interviews der vergangenen Tage nicht zweimal bitten lassen, die Defizite des republikanischen Wahlverlierers aufzuzählen. Wer zum Beispiel das längere Gespräch im Magazin „The Atlantic“ gelesen hat, kannte schon Versatzstücke. Obama verteilt behände seine Anekdoten aus dem fast 800 Seiten starken Buch.

Vor und nach dem Gespräch hat Lanz mit den beiden Publizisten Sandra Navidi und Julius van der Laar über Obamas Bedeutung gesprochen. Beide kannten ihn schon vor seiner Präsidentschaft und zählen eher zu den Wohlgesonnenen, was sein Wirken angeht. „Er war jünger, dynamischer und mitreißender als alle Politiker, die ich in Deutschland kennen gelernt habe“, schwärmt van de Laar. Nachdem Navidi von den ersten Begegnungen mit Obama berichtet, wird auch schon in ein Hotel in New York geschnitten. „Ich hätte gern Fähigkeit, knapper zu schreiben“, scherzt Obama als Reaktion auf die launige Bemerkung von Lanz, das Buch sei ein bisschen zu kurz. Die erste richtige Frage zielt dann auf Obamas Empfindung während der Wahlnacht. Sie habe zwischen der Begeisterung über den Sieg von Joe Biden/Kamala Harris und dem Ärger über die fehlende Größe Trumps geschwankt.

Lanz bemüht sich darum, die Persönlichkeit in dem Gespräch herauszuarbeiten, alle Fragen sind gut überlegt, er hat das Buch so intensiv gelesen, dass er seinen Gesprächspartner immer wieder auf spannende Episoden hinlenkt. Ob der Einzug oder der Auszug ins Weiße Haus schwieriger gewesen sei? Wann er gemerkt habe, dass er im Amt angekommen ist? Wie er seinen Töchtern erklärt habe, was auf sie zukommt? Obama pariert die freundlichen Fragen, die ihm erlauben, gut auszusehen, mit Humor und reflektierten Antworten. Er habe viel Gutes erreicht und sei stolz gewesen, als er das Amt abgab, das Gefühl sei aber bittersüß gewesen, weil sein Nachfolger Trump gegen alles gewesen sei, was er erreicht habe.

Es geht nicht in erster Linie um politische Programmatik

Durch die Fragen von Lanz ist das Interview weitaus weniger politisch als etwa das erwähnte Gespräch in „The Atlantic“. Aber gerade die Fragen nach seinem persönlichen Erleben führen zu Einsichten, die in programmatischeren Interviews zu den Memoiren vielleicht zu kurz kommen. So berichtet der ehemalige Präsident, dass für ihn die größte Anpassung die Sicherheitsblase gewesen sei, in der er und seine Familie sich plötzlich bewegten. Man sehe dann keine Autos mehr auf der Straße, gehe durch Hintereingänge in Hotels, habe die Scharfschützen zur eigenen Sicherheit auf Dächern. „An diese Blase habe ich mich nie gewöhnt“.

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