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#EZB hebt Zinsen um 0,5 Prozentpunkte an – die Negativzinsen sind Geschichte

„EZB hebt Zinsen um 0,5 Prozentpunkte an – die Negativzinsen sind Geschichte“

Darauf haben viele Sparer lange gewartet: Die Europäische Zentralbank hat die erste Zinserhöhung seit nunmehr elf Jahren beschlossen. Das hat der EZB-Rat am Donnerstag nach seiner geldpolitischen Sitzung mitgeteilt. Die Leitzinsen im Euroraum sollen um 0,5 Prozentpunkte steigen. Es ist auch eine Zäsur in der Geschichte der Europäischen Währungsunion: Nach den langen Jahren der Niedrigzinspolitik geht die Notenbank einen Schritt hin zu einer Normalisierung ihrer Geldpolitik. Schon Ende Juni hatte sie die Nettoanleihekäufe ihres Krisenprogramms auslaufen lassen. Die EZB kommt damit spät: Zahlreiche andere Notenbanken der Welt, darunter die amerikanische Federal Reserve und die Schweizer Nationalbank, haben sich längst mit Zinserhöhungen gegen die Inflation gestemmt.

Das vorige Mal, dass es im Euroraum eine Zinserhöhung gab, war noch unter dem Vorvorgänger der heutigen EZB-Präsidentin Christine Lagarde gewesen. Unter Jean-Claude Trichet stiegen am 7. Juli 2011 die Leitzinsen – ein Schritt, der aber schon bald darauf wieder zurückgenommen wurde. In den acht Jahren der Amtszeit des darauf folgenden EZB-Präsidenten Mario Draghi hatte es überhaupt keine Zinserhöhung gegeben, genauso wie in der bisherigen Amtszeit von Lagarde seit 2019.

Seit 2019 ist Christine Lagarde Präsidentin der EZB. Jetzt hebt sie zum ersten Mal die Zinsen an.


Seit 2019 ist Christine Lagarde Präsidentin der EZB. Jetzt hebt sie zum ersten Mal die Zinsen an.
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Bild: Reuters

Größerer Zinsschritt als von vielen erwartet

Der erste Zinsschritt im Euroraum fällt sogar größer aus als von vielen erwartet. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter 63 Ökonomen hatten immerhin 62 mit einem ersten Zinsschritt von nur 0,25 Prozentpunkte gerechnet. Angesichts von mehr als 8 Prozent Inflation im Euroraum hatten viele Ökonomen allerdings zugleich eigentlich eine deutlichere Anhebung der Leitzinsen als sehr dringlich bezeichnet. Schließlich strebt die EZB eine Inflation von 2 Prozent an. Im Juni war die Inflationsrate im Euroraum, anders als in Deutschland, weiter gestiegen auf einen neuen Rekordwert von 8,6 Prozent. Aus dem EZB-Rat hatte es zuletzt schon Signale gegeben, es werde auch über eine mögliche stärkere Zinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte diskutiert.

Neben zahlreichen Bankenvertretern hatte zuletzt auch der Präsident des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, die EZB zu einem solchen stärkeren Gegensteuern gegen die immer größer werdende Teuerung mit Nachdruck aufgefordert. In den ersten Euroländern wie Estland und Litauen hat die Inflation schließlich 20 Prozent und mehr erreicht; in einer größeren Zahl von Ländern wie Spanien und Griechenland ist die Inflationsrate immerhin schon zweistellig. In Deutschland lag sie nach der europäischen Berechnungsweise zuletzt bei 8,2 Prozent.

Die Negativzinsen werden abgeschafft

Ihre Negativzinsen schafft die EZB damit ab. Damit dürfte viele Banken, bei denen das Verwahrentgelt für Kunden unmittelbar an diesen EZB-Zinssatz gekoppelt ist, ihre Negativzinsen auch streichen. Andere Institute – das Internetportal Verivox hat 51 gezählt – haben ihre Verwahrentgelte sogar schon im Vorgriff auf die EZB-Entscheidung abgeschafft oder durch hohe Freibeträge für die meisten Sparer irrelevant gemacht; zu den prominentesten Beispielen gehörte zum 1. Juli die ING Deutschland.

Ohnehin hatten viele Banken schon vor der Notenbank die Zinsen angehoben. Vor allem die Bauzinsen waren seit Jahresbeginn von 0,8 auf mehr als 3 Prozent für Baudarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung gestiegen. Aber auch die Zinsen für Tages- und Festgeld hatten manche Banken von niedrigem Niveau aus erhöht – diese bleiben aber bis auf weiteres weit unter der Inflationsrate, so dass Sparer real, also nach Abzug der Inflation, damit weiterhin Geld verlieren. Auf Zinsen von mehr als 2 Prozent kommt man bei Festgeldanlagen auch jetzt nur bei weniger bekannten Banken und langen Laufzeiten.

Ein neues Instrument zur Krisenbekämpfung

Bewegt hatte die EZB zuletzt die Sorge, mit den ersten Zinserhöhungen könnten die Renditen der Staatsanleihen hoch verschuldeter Euroländer in die Höhe schießen und damit zu einer Fragmentierung, einer Zersplitterung des Euroraums führen. Das aber würde die „Transmission“, die Umsetzung ihrer Geldpolitik in alle Euroländer verhindern, so argumentiert die EZB. Um dagegen etwas tun zu können, hat die Notenbank ein neues geldpolitisches Instrument vorbereitet. Mit ihm soll sie Anleihen einzelner Euroländer kaufen können, wenn deren Renditen aus spekulativen Gründen zu schnell steigen oder sich zu sehr von der Rendite der Bundesanleihe entfernen.

Zuletzt wurde insbesondere die Regierungskrise in Italien von den Finanzmärkten nervös verfolgt. Zeitweise stiegen die italienischen Renditen in diesem Zusammenhang schon. Zuvor hatte die Ankündigung des ersten EZB-Zinsschrittes im Juni für spürbar steigende Renditen gesorgt. Das hatte die Notenbank so beunruhigt, dass EZB-Präsidentin Lagarde spontan eine Notfallsitzung des EZB-Rates einberief – und eine beschleunigte Arbeit an dem neuen geldpolitischen Instrument ankündigte. In dieser Woche hieß es aus dem EZB-Rat, bei der Sitzung zur ersten Zinsanhebung werde sicher jeder die Situation in Italien im Hinterkopf haben.

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