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#Wie der Klimawandel Flamingos bedroht

Die Natronseen Ostafrikas könnten ihre rosafarbene Attraktion verlieren, lässt eine Studie befürchten: Die Bestände der Zwergflamingos an ihren Ufern schwinden durch eine Folge des Klimawandels, legen Studienergebnisse nahe. Demnach verdünnen vermehrte Niederschläge in der Region das mineralreiche Wasser der Seen. Dadurch bilden sich in ihnen weniger Algen, die den hochspezialisierten Vögeln als Nahrung dienen, erklären die Forschenden.

Sie sind das Highlight von Naturdokumentationen und auch eine Szene aus dem Film „Jenseits von Afrika“ hat die Zwergflamingos (Phoenicopterus minor) berühmt gemacht. Ihre riesigen Kolonien prägen die Uferbereiche der zahlreichen Natronseen Ostafrikas und bilden eine wichtige Touristenattraktion in der Region. Für die zierlichen Vertreter aus der Familie der Flamingos ist sie das wichtigste Verbreitungsgebiet: Über drei Viertel der Zwergflamingos leben im Bereich des Ostafrikanischen Grabens. Sie filtern dort mit ihren Schnäbeln winzige Algen aus den Natronseen, die sich an deren extrem alkalisches und mineralhaltiges Wasser angepasst haben.

Doch irgendetwas macht den Zwergflamingos in den letzten Jahrzehnten zu schaffen: Es werden Rückgänge der Populationen verzeichnet, berichten die Forschenden um Aidan Byrne vom King’s College London. In ihrer Studie sind sie nun der Frage nachgegangen, inwieweit dies mit Umweltveränderungen zu tun haben könnte, die sich in einigen Teilen Ostafrikas abzeichnen. Während andere Regionen der Welt von Wasserknappheit betroffen sind, kommt es im Bereich des Ostafrikanischen Grabens demnach zu mehr Niederschlägen im Zug des Klimawandels. Dadurch steigen die Pegel einiger Natronseen und die Merkmale des Wassers ändern sich.

Der Lebensraum der Flamingos im Visier

Für ihre Studie haben Byrne und seine Kollegen nun Daten von Bestandserfassungen der Zwergflamingos an 22 Natronseen in Äthiopien, Kenia und Tansania aus den letzten zwei Jahrzehnten ausgewertet. Diese Informationen setzten sie dabei in Bezug zu Satellitendaten der gleichen Zeitspanne, aus denen die Veränderungen des Wasserstandes der Seen hervorgingen. Anhand bestimmter Spektraldaten gewannen die Forschenden außerdem Einblicke in das Vorkommen der Algen und damit in die Nahrungsversorgung der Vögel.

Wie sie berichten, wurde zunächst deutlich, dass das Vorkommen der Flamingos an den Seen an die Dichte der Algenbestände gekoppelt ist, die wiederum natürlichen Schwankungen unterliegt. Wenn das Futterangebot in einem See schwindet, ziehen die Vögel zu einem anderen mit einem üppigeren Angebot weiter. Dabei zeigte sich nun allerdings, dass besonders diejenigen Seen von häufigem Algenschwund und dem Abzug der Flamingos betroffen sind, deren Pegel in den letzten Jahren gestiegen sind. Offenbar gedeiht das Futter in diesen Seen also schlechter. Die Wissenschaftler führen dies auf einen Verdünnungseffekt zurück: Durch den vermehrten Zustrom verändern sich die Wassermerkmale, an die sich die Algen angepasst haben. Dadurch können sie dann offenbar nicht mehr so viel Biomasse aufbauen, erklären die Forschenden.

Schwindende Produktivität der Seen

Wie sich im Detail zeigte, sind besonders die äquatornahen Natronseen Kenias und Tansanias betroffen, die auch für den Ökotourismus eine wichtige Rolle spielen. Speziell wurde dies beim Nakuru-See deutlich, der als der wichtigste Futter-See der Flamingos in Ostafrika gilt: Die Oberfläche dieses Gewässers erweiterte sich von 2009 bis 2022 um rund 90 Prozent. Dies war von einem gemittelten Verlust beim Algenwachstum um etwa die Hälfte begleitet, berichten die Forschenden. Wie sie resümieren, zeichnet sich aber auch insgesamt ab, dass sich die Lebensbedingungen für die Zwergflamingos in Ostafrika deutlich verschlechtern. „Die Zwergflamingos sind dort zunehmend gefährdet, vor allem angesichts der im Zuge des Klimawandels vorhergesagten weiteren Zunahme der Regenfälle in der Region“, sagt Byrne.

Dem Team zufolge erscheint es zwar möglich, dass die Vögel zunehmend zu Seen weiter nördlich oder südlich vom Äquator ziehen könnten, die nicht von vermehrtem Wasserzustrom betroffen sind. In einigen Fällen könnten sich dort sogar die Lebensbedingungen für die Flamingos im Zuge des Wandels verbessern. Doch dabei verweisen die Forschenden auf ein Problem: „Dies könnte dazu führen, dass Zwergflamingos stärker auf Seen angewiesen sind, die sich außerhalb der derzeitigen Naturreservate befinden, was sich auf ihren Schutz und die Einnahmen aus dem Ökotourismus auswirken würde“, sagt Co-Autorin Emma Tebbs vom King’s College London. Zukünftig könnten deshalb nun weiträumigere Bemühungen um den Schutz der Vögel wichtig werden, so die Forschenden.

Quelle: King’s College London, Fachartikel: Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2024.03.006

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