#„Ohne Halbleiter geht nichts mehr“
„„Ohne Halbleiter geht nichts mehr““
Die Kanzlerin war sichtlich angetan vom Herz der neuen Bosch-Chipfabrik, die sie am Dienstag anlässlich der Eröffnungsfeier besichtigen konnte: ein Reinraum von 70 Meter Breite und 120 Meter Länge, groß genug für ein großes Flugzeug, gemacht aber für kleinste Teile, für Halbleiter, die heute die Wirtschaft antreiben, vor allem die Autoindustrie. „Hier wird ein Stück Zukunft greifbar“, sagte Angela Merkel in ihrer Festrede nach ihrer Begegnung mit dem Reinraum, die – passend zum Thema – wegen der Corona-Pandemie nur virtuell stattfinden konnte. „Ohne Halbleiter geht nichts mehr“, stellte die Bundeskanzlerin fest: „Das erklärt die Nervosität durch den Chipmangel seit dem Jahreswechsel.“
Dieses Zusammentreffen einer aktuellen Versorgungskrise für Halbleiter mit der Fertigstellung einer neuen, milliardenschweren Chipfabrik durchzog die gesamte Festveranstaltung, die Bosch weitgehend virtuell veranstaltete. Die Botschaft: Bosch leistet einen Beitrag zur Lösung dieser Krise, während der ganze Autofabriken wochenlang still standen und womöglich auch künftig still stehen werden, weil Chips fehlten. „Es stehen uns noch schwierige Monate bevor, und der Zustand könnte bis 2022 angespannt bleiben“, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner in einem Interview mit der F.A.Z. kurz vor Pfingsten.
Eine einzige Chipfabrik könne nicht alle Probleme lösen, räumte Denner jetzt in seiner Festrede ein, aber sie könne einen Beitrag leisten. Mit strahlendem Lächeln hielten Denner und die prominenten Gäste zum Höhepunkt der Veranstaltung je einen sogenannten „Qualifikationswafer“ in die Kamera des einzigen Fotografen – das Signal, dass jetzt nach monatelangen Proben alles rund läuft in der Fabrik, sechs Monate früher als ursprünglich geplant.
Die Fabrik in Dresden von außen
:
Bild: Reuters
Für Margrethe Vestager, Vizepräsidentin der EU-Kommission ist damit der Beweis erbracht, dass die Politik der EU aufgeht – nämlich die Förderung von strategisch besonders bedeutsamen Technologien für wichtige Branchen. Das erste dieser IPCEI genannten Förderprogramme zielte just auf die Mikroelektronik und sollte mit 1,75 Milliarden Euro Subventionen die Unternehmen zu Investitionen von weiteren 6 Milliarden Euro anregen. Auch Bosch profitiert davon und hat eine Zusage über maximal 200 Millionen Euro Förderung für die Fabrik in Dresden bekommen, die für Bosch mit etwa einer Milliarde Euro die größte Investition der Unternehmensgeschichte ist.
Bei solchen großen Vorhaben spielten viele Aspekte eine Rolle, sagte Denner in einer Pressekonferenz zur Eröffnung, klar sei aber auch: „Es liegt im ureigensten Interesse der EU, dass es solche Schlüsseltechnologien in Europa gibt. Und klar ist auch, dass es einen weltweiten Wettbewerb um solche Fabriken gibt.“ Für den 400 Milliarden Euro schweren Halbleiter-Markt, der nach Denners Prognosen dieses Jahr um gut ein Zehntel wachsen wird, spielt Bosch zwar dem Volumen nach keine ausschlaggebende Rolle. Der ganze Stuttgarter Konzern, der der größte Autozulieferer der Welt ist, kommt auf einen Umsatz in der Größenordnung von Intel, dem größten Chiphersteller der Welt.
Wie groß der Marktanteil von Bosch ist, verriet Denner selbst auf Nachfragen der Bundeskanzlerin nicht, nur so viel: Im Bereich der mikromechanischen Sensoren (die Bosch zum Beispiel für Smartphones oder Tablets liefert) sind die Stuttgarter die Nummer eins im Markt, im Bereich der Halbleiter für die Autoindustrie die Nummer sechs. Sprich: Im Konzert der allergrößten Lieferanten für Chips spielt Bosch gar nicht mit, weil der Autozulieferer keine Standardprodukte wie Speicherchips herstellt, sondern Halbleiter für spezifische Anwendungen.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.