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#Ein Jahr ohne „zwischen den Jahren“

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Ein Jahr ohne „zwischen den Jahren“

Na, was haben Sie so zwischen den Jahren geplant? In diesem Jahr vermutlich nicht viel, schon klar. Vielleicht müssen Sie auch arbeiten, verstehen wir gut. Unser Arbeitsfeld, le Internet, schläft schließlich auch nie und will beständig bespielt und beackert werden. Tatsächlich aber hat uns das Virus, das mit „C“ beginnt, in diesem Jahr nicht nur der Besinnlichkeit beraubt, sondern noch einer mindestens genauso schönen Sache, nämlich dieser Tage dazwischen. Zwischen den Jahren halt.

Johanna Dürrholz

„Zwischen den Jahren“ ist quasi das Bielefeld der Feiertage – es existiert einfach nicht. Man kann nicht zwischen Jahren leben. Und Feiertage sind der 28., der 29., der 30. offiziell sowieso nicht. Trotzdem sind es Tage, die ganz wunderbar sind, gerade weil sie so dazwischen sind, zwischen den Gezeiten und Gestirnen schweben. Ein luftleeres Ding, weder Raum noch Zeit, allerhöchstens Zeitraum, der irgendwann vergeht.

Die Zwischentage zwischen den Jahren

Zwischen den Jahren gibt es keine Pflichten, keine Zeitrechnung. Zwischen den Jahren ist dann, wenn man alte Schulfreunde trifft, die man ewig nicht gesehen hat (zumindest, wenn die Weihnachtsfeiertage der Familie vorbehalten sind). Zwischen den Jahren ist manchmal auch dann, wenn man die Steuererklärung macht oder andere Dinge regelt, die lange liegen geblieben sind, im Gewissen, in der Gedächtnis-Zwischenschublade für die Zwischentage zwischen den Jahren.

Zwischen den Jahren lohnt es sich noch nicht, mit den guten Vorsätzen (Weniger Alkohol! Mehr Sport! Gesünder essen!) für das neue, kommende Jahr anzufangen. Man schwebt schließlich dazwischen, da kann man sich getrost noch einen Mini-Schokoladenstern oder einen winzigen Schweinebraten zwischen die Zähne schieben.

Man ist in der Regel noch in Festtagsstimmung, obwohl die Feste längst gefeiert sind, und bereitet sich mental auf die nächste große Feier vor – auch wenn diese bedeutet, dass der Zwischen-den-Jahren-Schwebezustand dann endgültig vorbei ist, weil das neue Jahr eingeläutet wurde. (Aber mal ehrlich: Wer fängt am ersten Januar mit mordsmäßigem Kater an, Diät zu halten und Fitness zu machen? Genau, niemand. Man muss schließlich Kater mit Konterbier und Konterpommes bekämpfen, außerdem ist der erste Januar 2021 ein Freitag, da kann man das Wochenende aus kulinarischer Sicht gleich noch mitnehmen und die Feiertagsstimmung ganz besonders allmählich ausklingen lassen.)

Für Schulkinder sind die Tage zwischen den Jahren normalerweise ganz wunderbar, weil sie Ferien haben, aber meist zu Hause sind. Die Besuche bei Oma und Opa sind durch, und die vielen Geschenke warten darauf, getestet zu werden. Der Supermarkt hat auf und die Schule zu. Herrlich!

Allein, in diesem Jahr wurden uns die Tage dazwischen gewissermaßen geklaut, oder besser gesagt: vorweg genommen. Das ganze verdammte Jahr 2020 war über die Maßen dazwischen, daneben sowieso. Ein luftleereres Jahr als dieses hat es selten gegeben, ein Jahr ohne alles. In dem weder die Feste noch die Feiertage besonders erbaulich waren, und an die Kulinarik-Idylle daheim hat man sich auch viel zu schnell gewöhnt. Als Zwischenzustand glaubte man die Lage zu Beginn noch zu begreifen, bis einem irgendwann klar wurde: Dazwischen ist jetzt immer. Und das immer öfter.

Es ist ein Lebensgefühl, das in diesem Jahr fehlt. Das ist natürlich marginal im Vergleich zu anderen, großen, wichtigen Dingen, die sowieso auch gerade fehlen. Die Gewissheit, dass es sich ausgefeiert hat für dieses Jahr und viele weitere Monate, tut ihr Übrigens für das Empfinden, dass wir irgendwie dazwischen schweben. Auf das nächste Fest, Silvester, freut sich niemand, weil es schließlich nicht stattfinden wird. Das eine Jahr vergeht, das andere kommt, und keiner bemerkt es. Und dazwischen gibt es dann eben auch nichts.

Das Lebensgefühl aber, und das ist ja das Schöne an Gefühlen, lässt sich restaurieren, das ist zuweilen Einstellungssache und auch Sache der Vergegenwärtigung. Wie wäre es, wenn wir darüber nachdenken, was sonst so besonders schön ist zwischen den Jahren – und es uns aufheben, für die Jahre danach, äh, dazwischen, also irgendwann, wenn es wieder geht? Oder uns neue, machbare, schöne Dinge suchen: Ein Lied singen (ja, echt, singen, auch allein, das hebt die Stimmung ungemein!). Ein Lied hören. Ein Buch lesen. Die Zeitung lesen, vielleicht sogar FAZ.NET. Und an die Tage denken, in denen das Dazwischen eine Ausnahme war, und auf die Tage hoffen, in denen das Dazwischen wieder eine willkommene Abwechslung sein wird. Auf diese Tage hoffen, ja! Sie kommen ganz bald.

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