#Grau sind alle meine Kleider
„Grau sind alle meine Kleider“
Spätbrutalismus, gepaart mit Postmoderne und Technizismus: die alte Hauptverwaltung der Deutschen Bahn im Gallus
Bild: Philip Lisowski
Endlich einmal ein brutalistisches Gebäude, das nicht abgerissen wird. Die spektakuläre „Bahnpyramide“ im Frankfurter Gallus wird saniert. Und das ist auch noch nachhaltig.
Einige Mitarbeiter gehen zwar noch ein und aus, aber die Bahn ist aus dem Gallus schon vor einigen Monaten abgefahren: Bereits vor einem halben Jahr wurde die historische Lokomotive aus dem Jahr 1934, die samt Speisewagen vor der Tür der alten Hauptverwaltung parkte und sich in eine aussichtslose, weil nicht schienengebundene Lage manövriert hatte, mit einem Lastwagen abtransportiert. Die Lok kommt ins Museum. Nun verlässt auch der Konzern die Stephensonstraße: Nach fast drei Jahrzehnten gibt die Bahn ihre alte Hauptverwaltung im Gallus auf und zieht einige hundert Meter weiter in einen Neubau an der Europa-Allee. Der bietet Raum für 2250 Arbeitsplätze und ist ebenfalls ansehnlich, aber längst nicht so spektakulär und originell wie der alte Hauptsitz.
Das Gebäude wurde 1993 nach Plänen von Stephan Böhm errichtet, Spross einer berühmten Architektenfamilie und Sohn des „Urgesteins“ Gottfried Böhm. Die Handschrift des Vaters, der in diesem Jahr unter großer Aufmerksamkeit seinen hundertsten Geburtstag gefeiert hat, ist auch an der Betonburg im Gallus ablesbar. Nicht jeder hält das Gebäude für eine Zierde des Stadtteils, aber unter Architekturkennern wird der ungewöhnliche Bau regelrecht verehrt. Ein Zeugnis des Spätbrutalismus könnte man sagen, denn der Zenit des rohen Sichtbetons lag eigentlich in den siebziger und achtziger Jahren. An prominenten Bauwerken dieses Stils ist Frankfurt nicht reich. Einige Kirchen haben überdauert, aber das Technische Rathaus ist futsch und auch das Historische Museum längst abgerissen. Umso schöner, dass nun doch noch ein herausragendes Zeugnis dieser Epoche erhalten bleibt.
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