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#„Natürlich wollen wir Kanada schlagen“

„Natürlich wollen wir Kanada schlagen“

Dass sie stressresistent ist, hat die deutsche Mannschaft gleich zu Beginn des Turniers eindrucksvoll bewiesen. Der Spielplan der Weltmeisterschaften hatte für das Team von Bundestrainer Toni Söderholm ein selbst für diese Sportart, in der es mehr als in anderen Schlag auf Schlag geht, außergewöhnliches Auftaktprogramm vorgesehen.

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Keine 20 Stunden nach der Schlusssirene der ersten Partie gegen Italien, die sie 9:4 (2:2, 5:0, 2:2) gewannen, mussten die Deutschen schon wieder ran. Und obwohl sie, als ihre Fans in der Heimat noch am Frühstückstisch saßen, bereits aufs Neue in ihre Montur schlüpfen mussten, präsentierte sich die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes auch am Samstagmorgen in allen Belangen aufgeweckt.

So kam sie zu einem ungefährdeten 5:1 (1:0, 3:1, 1:0) gegen Norwegen. Wobei der zweite ungefährdete Sieg eines verdeutlichte: Die gewachsenen Ambitionen, die seit Beginn der Vorbereitung von vielen Mitgliedern ausdrücklich hervorgehen wurden, haben eine gewisse Berichtigung. „Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben“, betonte der erst 20 Jahre alte Moritz Seider, der jüngst bei Rögle BK mit seinen Abräumer-Qualitäten für Furore sorgte und in Schweden zum „Verteidiger des Jahres“ gewählt wurde, aber alles in allem schaue die Performance der Deutschen „sehr solide“ aus.

Söderholm ist gar nicht bange

Nun, nach einem Sonntag, den der Kader und seine Betreuer weitestgehend zum Durchschnaufen und Sammeln frischer Kräfte nutzen konnte, steht bei der Veranstaltung in Riga schon die nächste Bewährungsprobe an: An Pfingstmontag (19.15 Uhr bei Sport1) kommt es zur Auseinandersetzung mit Kanada – dem Weltranglistenersten, neunmaligem Olympiasieger und für gewöhnlich Maß aller Dinge.

Doch in Lettland sind sie lediglich mit einem Aufgebot vertreten, das ausgesprochen kurzfristig zusammengestellt wurde und prompt zu Beginn 0:2 (0:1, 0:1, 0:0) gegen Lettland verlor. Am Pfingstsonntag unterlag Kanada im zweiten Vorrundenspiel dem Erzrivalen USA mit 1:5 (0:1, 0:3, 1:1) und steht nun unter Druck. Söderholm ist vor der Aufgabe, die sicherlich ein Indiz liefern wird, wie hoch hinaus es für die Deutschen bei diesen Titelkämpfen gehen kann, nicht überhaupt bange.

Bislang hätten die Seinen ihre Sache „sehr gut“ gemacht, es sei viel Energie spürbar, „die ganze Mannschaft ist lebendig, auf der Bank und in der Kabine“. Der Finne sprach von einer „super Stimmung“, die dank des gelungenen Starts noch besser geworden sei. Die Arbeitseinstellung leide nicht unter dem Spaß, mit dem die Gruppe momentan die Jagd nach dem Puck betreibe.

„Alle sind sehr fokussiert“, sagte der 43-Hährige, dem unter anderem positiv auffiel, wie die Spieler sich nach gelungenen Aktionen, zum Beispiel einem geblockten Schuss oder einem Check, noch auf dem Eis gegenseitig beglückwünscht hätten und wie jeder dem anderen zur Seite gesprungen ist, als es Mitte des zweiten Drittels (als die Norweger versuchten, mit Härte das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden) nötig wurde, mit fairen Mitteln Geschlossenheit zu demonstrieren. „Jeder will es dem anderen so leicht wie möglich machen, das ist unsere Mentalität“, umschrieb Seider das gewisse Etwas des begabten Ensembles.

Guter Teamspirit als Trumpfkarte

Wie schon gegen Norwegen überzeugte die Mannschaft insbesondere offensiv. 78 Torschüsse und 14 Treffer sind Ausdruck einer neuen stürmischen Klasse. Bereits 18 von 20 eingesetzten Feldspielern sammelten einen Scorerpunkt. Zehn Torschützen sind zudem ein Beweis für die Ausgeglichenheit des Ensembles, das erstmals seit sechs Jahren auf die Unterstützung von Leon Draisaitl verzichten muss, der in der amerikanischen Liga NHL bei den Edmonton Oilers im Kampf um den Stanley Cup noch unabkömmlich ist.

Der spürbar gute Teamspirit gilt als Trumpfkarte, die in den kommenden beiden Wochen noch der Schlüssel zum großen Glück werden soll. Insgeheim schielen die Deutschen, mit der Erinnerung an ihren Silber-Coup bei Olympia 2018 in Pyeongchang, wieder nach einer Medaille. „Es ist eine WM der etwas anderen Umstände“, beschrieb Söderholm das Championat, bei dem womöglich in den kommenden Tagen ein paar Zuschauer live dabei sein können, sofern die lettische Regierung dem Antrag der Veranstalter mit Rücksicht auf die nötigen Corona-Vorsichtsmaßnahmen stattgibt.

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Ohne das Feedback von den Tribünen fehle den Spielern ein eigentlich wichtiger Gradmesser, so dass die Deutschen entschlossener denn je seien, sich untereinander anzufeuern und damit „Energie“ reinzubringen: „So spürt jeder, dass er ein großer Teil der Mannschaft ist“, sagte der von den Spielern wegen seiner empathischen Art geschätzte Coach. 

„Wir können sehr stolz sein“, bilanzierte Verteidiger Moritz Müller den bisherigen Verlauf des Pfingstwochenendes, „wir geben uns wirklich Mühe.“ Dass die Mannschaft die meiste Zeit in Quarantäne verbringen muss und jeder Akteur sein Einzelzimmer mit Rücksicht auf die Pandemie-Beschränkungen nur zum Essen, Training und den Spielen verlassen darf, schlage sich nicht negativ auf das Zusammengehörigkeitsgefühl nieder. „Wir schätzen und wir mögen uns“, berichtete der 34-Jährige, der eine Marschrichtung für das Duell mit den Nordamerikanern vorgab, von dem sich der Routinier der Kölner Haie in jüngeren Jahren nie hätte träumen lassen, dass es einmal so weit kommt: „Natürlich“, sagte Müller am Wochenende im Brustton der Überzeugung, „wollen wir jetzt Kanada schlagen.“

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