#Bootsunglück mit Migranten: Frontex kritisiert Griechenland
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Seit dem Schiffsuntergang vor der Küste des Peloponnes mit mutmaßlich mehreren Hundert Toten gibt es immer mehr Zweifel an der Darstellung des Unglücks durch die griechische Küstenwache. Aussagen Überlebender sowie Recherchen mehrerer Medien, darunter der Nachrichtenagenturen AP, Reuters, der „New York Times“ sowie des „Spiegels“, verstärken den Verdacht, dass Griechenlands Küstenwache den in Seenot geratenen Kutter womöglich stundenlang seinem Schicksal überlassen und damit im Wortsinne dem Untergang geweiht hat. Erst als er in der Nacht auf den 14. Juni untergegangen war, griff die Crew eines seit Stunden in der Nähe kreuzenden Schiffs der Küstenwache ein. Sie rettete 104 im Wasser treibende Überlebende. Die Passagiere im Bauch des gekenterten Kutters, darunter alle Frauen und Kinder an Bord, hatten keine Chance und ertranken.
Aus den verschiedenen Berichten lässt sich der Hergang des Unglücks und der Stunden davor zumindest ungefähr rekonstruieren. Am Donnerstag äußerte sich zudem der Direktor der EU-Grenzschutzbehörde Frontex in einer Anhörung im EU-Innenausschuss erstmals öffentlich. Dort bezweifelten Abgeordnete, dass Griechenland zu einer objektiven Aufklärung bereit sei. Sie forderten deshalb eine unabhängige internationale Untersuchung. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson machte deutlich, dass es zwar noch viele offene Fragen gebe, sie aber nicht die Kompetenz habe, eine solche Untersuchung einzuleiten. Unklar ist insbesondere, ob die Küstenwache das Kentern und Sinken des Schiffes nicht nur nicht verhindert, sondern durch Fahrlässigkeit sogar begünstigt hat.
Lage auf dem Kutter verschlechterte sich stetig
Nach Angaben Johanssons waren die Schleuser mit einem leeren Fischkutter von Ägypten aus an die östliche libysche Küste gekommen, um dort „vielleicht 750 Migranten“ an Bord zu nehmen. Überlebende gaben an, dass die „Adriana“ um den 10. Juni von der Hafenstadt Tobruk oder einem Ort ganz in der Nähe aus in See stach. Um den Profit der Schmuggler zu maximieren, wurden die vor allem aus Pakistan und Syrien stammenden Menschen an Bord und unter Deck aufs Engste zusammengepfercht. Für die Überfahrt nach Italien mussten die Passagiere zwischen 4500 und 6000 Dollar zahlen. Sofern die Angaben zur Zahl der Passagiere zutreffen, konnten die Schmuggler also allein von diesem einen Kutter Einnahmen im Wert von mehr als drei Millionen Euro erwarten.
Frontex-Exekutivdirektor Hans Leijtens am Donnerstag im EU-Innenausschuss
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Bild: EPA
Den Flüchtlingen und Migranten wurde versprochen, dass die „Adriana“ nach drei Tagen Italien erreichen werde. Das ist als Ziel schon deshalb attraktiver als Griechenland, weil Deutschland von Italien in der Regel aus ohne weitere Grenzkontrollen erreichbar ist. Solange Bulgarien und Rumänien nicht in die üblicherweise grenzkontrollfreie Schengenzone aufgenommen sind, ist das von Griechenland aus nicht der Fall. Wer es ans griechische Festland schafft, muss auf dem Weg nach Deutschland in der Regel noch mehrere weitere Grenzen überwinden, zunächst die griechisch-bulgarische oder die griechisch-nordmazedonische. Doch die italienische Küste kam für die „Adriana“ nie in Sicht. Schon nach zwei Tagen fiel offenbar erstmals der Motor des Kutters aus, sei aber von der ägyptischen Besatzung repariert worden, berichten Zeugen.
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