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#Protest in Israel: Sie wollen keine Rache

Die Terrororganisation Hamas hat Maoz Inons Eltern ermordet. Trotzdem kämpft er weiter für den Frieden, gegen den Hass. Und er ist nicht allein.

Vor der Knesset in Jerusalem weinen sie und singen: „Solange noch im Herzen eine jüdische Seele wohnt … so lange ist unsere Hoffnung nicht verloren.“ Hinter ihnen die Gesichter der Toten, vor ihnen Kerzen und dazwischen ein paar Schilder, die überraschend sind für eine Trauerfeier: „Weg mit Netanjahu!“ Und: „Stoppt den Krieg!“ Aber wenn Maoz Inon und seine Leute eine Trauerfeier organisieren, dann kann sie gar nicht unpolitisch sein. Auch die Toten waren ja politisch. Und die Lebenden denken gar nicht daran, es sein zu lassen.

Livia Gerster

Redakteurin in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Maoz Inon hält das Bild seiner Eltern in den Händen: Arm in Arm lächeln sie in die Kamera, beide mit dem gleichen grauen Kurzhaarschnitt und dem gleichen offenen Blick. Am Abend des 6. Oktobers saßen sie alle noch zusammen, am nächsten Morgen um halb acht schickten die Eltern aus ihrem Bunker eine letzte Whatsapp-Nachricht. „Fünf Minuten später konnte ich sie nicht mehr erreichen“, sagt Inon. Am 7. Oktober verbrannten Yakovi und Bilha Inon in ihrem geliebten Haus mit Blick auf die Wüste. Sie gehörten zu den ersten Todesopfern der Hamas.

Schon immer gab es Raketen in Netiv HaAsara, kein Ort ist näher an Gaza. „Aber wir können ja nicht in Angst leben“, hatte der Vater stets gesagt. Die Großeltern waren einst als Pioniere aus Osteuropa gekommen und hatten die Kibbuzim in der Wüste gegründet, im festen Glauben an eine bessere Welt. Ihre Kinder und Enkel lebten diesen Traum fort, trotz aller Rückschläge. Wie so viele, die dort lebten, widmeten sie ihr ganzes Leben einer Aussöhnung mit den Palästinensern.

Der Friedensaktivist Maoz Inon


Der Friedensaktivist Maoz Inon
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Bild: Omer Messinger

Vivian Silver etwa, die Friedensakti­vistin und Frauenrechtlerin, die sich unermüdlich für bessere Lebensbedingungen in Gaza einsetzte, für faire Löhne, für ein Ende der israelischen Besatzung. Oder der Journalist Oded Lifshitz, der Krebspatienten aus dem Gazastreifen in israelische Krankenhäuser fuhr und sie mit Medikamenten versorgte. Oder der Politiker Ofir Libstein, dessen Wahlplakat noch in Kfar Azza hängt. Er lächelt darauf in die Kamera, erfüllt von seiner Vision von Frieden durch wirtschaftliche Zusammenarbeit. Dafür kämpfte er, für ein gemeinsames Industrieprojekt für Palästinenser und Israelis an der Grenze, dafür wollte er gewählt werden – doch zu der Wahl kam es nie. Am 7. Oktober haben ihn die Terroristen der Hamas in seinem Bett ermordet. Auch Vivian Silver ist tot. Und Oded Lifshitz seit mehr als zwei Monaten vermisst.

„Es hätte viel schlimmer kommen können“

Die Hamas hat jene ermordet, die ihnen die Hand reichten. Und mit ihnen, so könnte man denken, auch die Hoffnung. „Aber so ist es nicht“, sagt Maoz Inon. Und dann erzählt er eine erstaun­liche Geschichte. Sie geht so: Es gab einmal einen Rabbi, irgendwo in Osteuropa. Bei einem Pogrom Ende des 19. Jahrhunderts lynchten die Mörder alle zehn seiner Kinder. Am Freitagabend kamen die Überlebenden zusammen, beteten und weinten. Und der Rabbi sagte: „Wisst ihr, es hätte viel schlimmer kommen können.“ Da schauten die Leute ihn verständnislos an und fragten: „Wie könnte es schlimmer kommen? Du hast all deine Kinder verloren!“ Und der Rabbi sagte: „Wir hätten die Mörder sein können.“

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