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#Knutschen mit dem König: Die Serie „Mary & George“

Eine verwitwete Adlige, angelehnt an Mary Villiers, sucht ein Plätzchen an der Sonne für sich und ihren Sohn. Und so geht es in der Serie „Mary & George“ am Hofe von Jakob I. dann ordentlich zur Sache.

George Villiers (Nicolas Galitzine) bringt alles mit, was man sich von einem Erben des Titels erhofft. Gutaussehend, intelligent und seine Umgangsformen nicht so schlecht, dass ein paar Monate am französischen Hof sie nicht retten könnten. Leider ist George nur der zweite Sohn von Mary Villiers und damit nach englischer Sitte eben nicht Erbe von Haus und Hof. Sein älterer Bruder, und das ist das Dilemma der Familie, ist leider genau das Gegenteil von ihm. Als der Vater und Haustyrann George stirbt, geht das Familienvermögen deshalb an einen Neffen, und die Familie mit unübersichtlich vielen Kindern ist auf sich allein gestellt.

Mary (Julianne Moore) allerdings ist keine Frau der hilflosen Art. Kaum ist der ungeliebte Gatte unter der Erde, verhandelt sie bereits geschickt ihre nächste Ehe mit einem begüterten Witwer. Denn irgendwo muss das Geld für die Erziehung des vielversprechenden Sohnes ja herkommen. George macht sich also auf nach Frankreich, lernt Fechten, Tanzen, die Sprache und was man alles sonst noch so mit seinen Körpern anstellen kann.

Suff und Sodomie

Ein bisschen Verführung, ein bisschen Vergiftung, ein paar Gestalten, die in dunklen Kapuzenmänteln durch finstere Gassen schleichen, und schon hat Mary ihren zweiten, vielversprechenden Sohn am Hof platziert. Leicht haben es die beiden Provinzgestalten zunächst nicht zwischen den Hofschranzen, die nur auf den nächsten Skandal warten, um sich zu amüsieren und die eigene Position zu zementieren. Mary kleidet sich unmodisch, George ist oft zu unbedacht und hat keine Verbündeten. Aber das ändert sich mit der Zeit. Und König James I (Tony Curran), ein rustikaler Schotte, findet zunehmend Gefallen an dem jungen Mann. So sehr, dass sein bisheriger Favorit, der Earl of Somerset, schließlich in den Hintergrund gedrängt wird.

Die Serie „Mary & George“ verfolgt das Schicksal der historischen Persönlichkeiten George Villiers, geboren 1592, und seiner Mutter Mary, geboren 1570. Es ist das Zeitalter der steifen Krägen und bauschigen Kniehosen, man kleidet sich nach spanischer Mode gern schwarz, und die Interieurs sind düster und aus schwerem Holz. Eine Atmosphäre, die Regisseur Oliver Hermanus und sein Drehbuch-Autor D.C. Moore zum Hintergrund von höchst lebendigen Dramen machen. Es wird geflucht, es wird gesoffen. Es findet das statt, was man damals als „Sodomie“ bezeichnete und worüber man nicht so gerne redete, wenngleich sehr gerne tratschte, und heute mit deutlich weniger Berührungsängsten als queere Bestandteile der Geschichte wiederentdeckt. Zuletzt gab es eine ähnliche, allerdings weibliche Konstellation in Giorgos Lanthimos’ Film „The Favourite“ zu sehen, in dem sich zwei Frauen um die erotische Gunst von Queen Anne und damit um die Macht am Hofe streiten.

Die Infantin will nicht

Bei George und James I geht es politisch vorwiegend um die Haltung zum ewigen Rivalen Spanien. James zeigt sich versöhnlich und möchte seinen Sohn Charles gern mit der Infantin Maria Anna verheiraten, was Katholiken freut, der protestantischen Oberschicht aber ein Dorn im Auge ist. Eine Reise nach Spanien mit dem Ziel einer Vermählung scheitert, und George nimmt eine zunehmend kriegslustige Haltung ein – eine, die in England durchaus die populärere ist. Nach dem Tod von Queen Anne, ehemals Anna von Dänemark, gerät das Machtgefüge ins Wanken. Der König ist finanziell und vor allem gesundheitlich angeschlagen, und für George und Mary geht es nun um den eigenen Machterhalt für den Fall, dass Charles den Thron übernimmt.

Einiges ist Spekulation. Wie körperlich waren die Beziehungen, die der König mit seinen Vertrauten hatte? Wie kam der König zu Tode? Historisch beruft sich die Serie auf das Sachbuch „The King’s Assassin“ von Benjamin Wooley. Aber aus Begeisterung am historischen Fakt schaut man die Serie wohl kaum, denn ein ausgewogenes Bild dieser politisch durchaus interessanten Regentschaft zeigt sie nicht. Dafür haben Hermanus und Moore viel zu viel Freude an der Inszenierung höfischer Ausschweifungen und Intrigen. Man gönnt ihnen das gerne, denn das Ergebnis ist phantastisch fotografiert und ausgestattet, zudem glänzend besetzt.

Mary & George ist bei Sky zu sehen.

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