Nachrichten

#Streit um einen Park

„Streit um einen Park“

In unmittelbarer Nähe des Barock-Dreiecks aus Schloss, Jesuitenkirche und Sternwarte in Mannheim befindet sich ein etwas heruntergekommener Stadtpark. Es ist der Friedrichspark. Einst ein Ort der Ruhe, ist er seit Jahrzehnten umschlossen und verlärmt von Bundesstraßen. Ursprünglich bildete er eine Einheit mit dem Mannheimer Schlossgarten, bis das Parkensemble durch die gewaltige Straßenbrücke nach Ludwigshafen und ihre Zubringer zerteilt wurde. Ziemlich heruntergekommen präsentiert sich der Friedrichs­park auch nicht zuletzt durch die Übernutzung an den Tagen, an denen die Adler Mannheim ihre Heimspiele hatten. Das von ihnen bis zum Umzug in die SAP-Arena genutzte Eisstadion liegt in seiner Mitte.

Dass es in diesem Sommer abgerissen werden soll, hat Begehrlichkeiten geweckt. Die Universität Mannheim, die das angrenzende Schloss als Hauptgebäude nutzt, plant schon seit 2017 die Errichtung von vorerst drei neuen Gebäuden im Friedrichspark, und zwar entlang der Bismarckstraße, um Raum für 20 Hörsäle und Büros zu schaffen, die wegen der langwierigen Sanierung des östlichen Schlossflügels von 2026 an benötigt werden. Diese Lösung vereine die Vorteile einer Campus-Universität mit der erwünschten Aufwertung des Parks, argumentiert die Hochschulleitung. Durch das studentische Leben am Rand der Grünfläche erhöhe man die soziale Kontrolle, sodass es sich nicht mehr um einen Angstraum handeln werde. Die Universität weist auch darauf hin, dass im Vergleich zum Eisstadion weniger Fläche versiegelt werde. Was zumindest so lange richtig ist, wie man den zweiten, für das Ende des Jahrzehnts angedachten Bauabschnitt, der in einer Änderung des Flächennutzungsplans derzeit schon vorbereitet wird, nicht in die Rechnung einbezieht.

Aufwendige Gutachten

Das Aktionsbündnis „Rettet den Friedrichspark“ lehnt diese Planung kategorisch ab. Der Zusammenschluss von Bürgerschaftsvertretungen, Anwohnern und Einzelhändlern macht sich stattdessen dafür stark, die gesamte Fläche unbebaut zu lassen und als Naherholungsgebiet zu gestalten. Auch der Bürgerinitiative fehlt es nicht an Argumenten: Die direkt an der vierspurigen Straße geplanten Gebäude seien wesentlich höher als das bisherige Eisstadion und würden daher den Blick ins Grüne noch weiter versperren, merken Johannes Striffler und Winfried van Aaken an. Es erschließt sich den beiden Architekten, die als Sprecher der Initiative auftreten, nicht, warum die drei Neubauten mit ihrer städtebaulichen Anordnung und ihrer modernen Gestaltung (Hähnig und Gemmeke Architekten aus Tübingen haben einen Wettbewerb mit fünf- bis sechsgeschossigen Kuben für sich entschieden) das Barockensemble stören dürfen. Erschwerend kommt für sie noch hinzu, dass auf der anderen Seite der Bismarckstraße neben der Jesuitenkirche das neue Rechenzentrum der Universität errichtet werden soll.

Wissen war nie wertvoller

Lesen Sie jetzt F+ zwei Monate kostenlos und erhalten Sie Zugriff auf alle Artikel auf FAZ.NET.

JETZT F+ LESEN

Für die Mannheimer Innenstadt bietet sich nach Meinung der Initiative die Chance, durch eine Rekonstruktion der Parkanlage in ihrer historischen Ausdehnung das Stadtgebiet am Rhein touristisch attraktiver zu gestalten. Der Universität schlägt die Gruppe vor, die geplanten Neubauten auf bisher anders genutzten Flächen am Südteil des Verbindungskanals zwischen Neckar und Rhein zu errichten. Das wird wiederum von der Universität abgelehnt, weil dadurch ihrer Meinung nach die Idee eines Campus der kurzen Wege konterkariert würde. Das Hafengelände auf der anderen Straßenseite gehört ebenso wie der Friedrichspark zum Eigentum des Landes Baden-Württemberg.

Die Stadt hat sich die Sache nicht einfach gemacht. Der Entwurf für den Bebauungsplan ist rund 150 Seiten dick, aufwendige Gutachten sind erstellt worden, um beispielsweise die Unbedenklichkeit des Vorhabens für das Stadtklima nachzuweisen. Es zeigt sich, dass die in der Theorie von fast allen Parteien beschworene Notwendigkeit, mit Blick auf den Klimawandel für mehr Grün in der Stadt zu sorgen, in der Praxis an der großen Konkurrenz um die Nutzung der verfügbaren Flächen scheitert. Und dass es an der Bereitschaft fehlt, statt Flickschusterei eine langfristig angelegte Grundstückspolitik zu betreiben.

Am Dienstag sollte im Hauptausschuss der Stadt über den einschlägigen Bebauungsplan abgestimmt werden. Mit einer Mehrheit dort und auch im Gemeinderat ist zu rechnen, die von der Bürgerinitiative angerufene Landesregierung hat ebenfalls klargemacht, hinter den Planungen zu stehen. Striffler und van Aaken planen daher schon ein Bürgerbegehren. Auch Gespräche mit Aktivisten von Fridays for Future sind angedacht, um jüngere Leute für das eigene Anliegen zu gewinnen; momentan scheint sich vor allem die ältere Generation an der Diskussion rund um den Friedrichspark zu beteiligen. Angesprochen auf die Planungen bekennt der Mittdreißiger Brian Onimichael, der als Anwohner regelmäßig seinen Hund im Park spazieren führt, dass er nichts von den Bauplänen und der Abstimmung darüber gehört habe.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!