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#Erdoğan in Dschidda: Türkische Drohnen für Saudi-Arabien

Den Eindruck, dass er als Bittsteller nach Saudi-Arabien reisen könnte, wollte der türkische Präsident offenbar unbedingt vermeiden. Jedenfalls gingen die regierungstreuen Medien ausführlich auf das Gastgeschenk ein, das Recep Tayyip Erdoğan dem saudischen Kronprinzen Muhammad Bin Salman mitgebracht hatte: ein Elektroauto der türkischen Marke Togg, eines von Erdoğans liebsten Prestigeprojekten. Der Kronprinz tat ihm den Gefallen und fuhr ihn damit ins Hotel in Dschidda zurück.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für die Türkei, Iran, Afghanistan und Pakistan mit Sitz in Ankara.

Größeres Interesse hatte Bin Salman aber an einem anderen Mitbringsel Erdoğans. Wie der saudische Verteidigungsminister mitteilte, unterzeichnete Riad zwei Verträge zum Kauf und zur Lizenzproduktion türkischer Aufklärungs- und Kampfdrohnen, um „seine Verteidigungs- und Produktionskapazitäten zu stärken“. Der Chef des beteiligten Rüstungsunternehmens, Haluk Bayraktar, sprach auf Twitter vom „größten Verteidigungs- und Luftfahrtexportvertrag in der Geschichte der Republik Türkei“. Über das Volumen der beiden Abkommen wurde nichts bekannt.

Verkauft die Türkei einen Hafen?

Für Saudi-Arabien geht es darum, Irans führende regionale Stellung bei der Herstellung von Kampfdrohnen zu brechen. Für die Türkei entwickeln sich die Bayraktar-Drohnen, die schon erfolgreich in der Ukraine eingesetzt wurden, immer mehr zum strategischen Verkaufsschlager. Zur türkischen Delegation zählte neben fünf Ministern und dem Geheimdienstchef auch der Chef der privaten Sicherheitsfirma Sadat, ein früherer Brigadegeneral.

Dabei geriet fast in Vergessenheit, dass sich der türkische Präsident von seiner Reise in die Golfstaaten Saudi-Arabien, Qatar und Vereinigte Arabische Emirate Direktinvestitionen und Finanzhilfen erhofft, um die Löcher in seinem Staatshaushalt zu stopfen. Zu diesem Zweck hatte er seinen Finanzminister Mehmet Şimşek, die Zentralbankchefin Hafize Gaye Erkan und seinen für Wirtschaft zuständigen Stellvertreter Cevdet Yılmaz vorausgeschickt.

Vor seiner Abreise hatte Erdoğan gesagt, die drei Länder würden die „Gelegenheit“ bekommen, „bestimmte Vermögenswerte von der Türkei zu erwerben“. In der Opposition wurde schon gemutmaßt, der Staat könnte sein Tafelsilber verscherbeln. Laut einem Bericht der Agentur Bloomberg wird über einen Verkauf der Betriebsrechte für den Alsancak-Hafen in Izmir verhandelt.

Lira verliert weiter an Wert

Wie sehr der Präsident wirtschaftlich unter Druck steht, zeigen die jüngsten Erhöhungen der Benzin- und der Umsatzsteuer. Am Dienstag fiel die Landeswährung auf einen neuen Tiefstand. Seit der Präsidentenwahl vor sechs Wochen hat die Lira 30 Prozent ihres Werts verloren. Die nächste Zinsentscheidung der Zentralbank am Donnerstag könnte Hinweise darauf geben, wie weit Erdoğan sich gezwungen sieht, von seiner Niedrigzinspolitik abzurücken.

Der prächtige Empfang, den der saudische Kronprinz dem türkischen Präsidenten gewährte, wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Erdoğan hatte sich nach der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul zwischenzeitlich als scharfer Kritiker Bin Salmans positioniert. Im vergangenen Jahr hatte ein türkisches Gericht den Mordprozess aber an die saudische Justiz übertragen.

Kurz darauf war Erdoğan nach Riad gereist. Die Wirtschaftskrise im eigenen Land hatte den türkischen Präsidenten auch dazu bewogen, die angespannten Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten zu verbessern. Das Land besucht er an diesem Mittwoch zum Abschluss seiner Reise an den Golf. Am Dienstag reiste der Präsident nach Qatar, einem seiner engsten Verbündeten.

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