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#Wie sich das Selbstverständnis von Vätern wandelt

„Wie sich das Selbstverständnis von Vätern wandelt“

Vätern in Deutschland ist es vor allem wichtig, ihre Kinder empathisch und verständnisvoll zu erziehen. Als wichtigste Aufgabe sehen sie an, Zuneigung zu zeigen und Zeit mit ihrem Kind zu verbringen. Gleichzeitig werden viele Väter diesen Wünschen nicht gerecht. Unabhängig davon, ob und in welchem Umfang sie erwerbstätig sind, in welcher Branche und in welcher Position sie arbeiten – die Ansprüche von Vätern und ihr tatsächliches Handeln klaffen auseinander.

Das geht aus der Studie „,You don’t need to be Superheroes‘ – Einblicke in die vielfältigen Lebenslagen von Vätern“ hervor. Durchgeführt hat sie ein Team von Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftlern unter Leitung von Kim Bräuer (TU Braunschweig) und Kai Marquardsen (FH Kiel). Die Studie bestand aus mehreren Säulen: 2200 Väter beantworteten Onlinefragebögen, 55 Väter nahmen an tiefer gehenden Interviews teil. Auch Instagram-Profile von Vätern wurden untersucht. Neben rechtlichen und biologischen Vätern bezog das Forschungsteam auch Pflegeväter, Väter in Co-Parenting-Konstellationen und homosexuelle Väterpaare ein.

Wie aus der Studie hervorgeht, haben sich die Befragten vom Bild des Vaters als Ernährer gelöst. Nur rund zwölf Prozent von ihnen halten es für ihre wichtigste Aufgabe, der Familie finanzielle Sicherheit zu bieten. Die meisten Väter streben dagegen an, ihrem Kind sozial-emotionale Werte wie Zuneigung zu vermitteln. Ein Teil der Interviewten kritisiert ihre eigenen Väter in diesem Kontext als „zu bestimmend“, als „abwesend“ und „mit der Arbeit zu beschäftigt“. Sie nutzen ihre Väter als „negatives Vorbild“ und betonen, dass sie selbst als Vater bewusst anders handeln würden.

Fast 85 Prozent der Väter sind wöchentlich 40 Stunden oder mehr erwerbstätig, während fast drei Viertel der anderen Elternteile nicht oder maximal 30 Stunden in der Woche arbeiten. Trotzdem nimmt fast jeder zweite Vater an, dass er sich genauso viel um familiäre Angelegenheiten der Kinderbetreuung kümmert wie der andere Elternteil. Lediglich jeder zehnte Vater übernimmt die meisten Aufgaben der Familienarbeit. Dies sind vor allem Väter, die ihre Erwerbstätigkeit beendet oder deren Umfang reduziert haben, um mehr Zeit für ihre Familie und die Versorgung der Kinder zu haben.

Väter und Mütter fühlen sich unter Druck

Für Unzufriedenheit sorgt, dass Väter einen Konflikt zwischen beruflichen, familiären und sozialen Aufgaben erleben. Nur ein Drittel der Befragten ist der Meinung, genug Zeit mit dem Kind zur Verfügung zu haben. Drei Viertel der Väter sagen, dass ihr Beruf ihr Vatersein beeinflusse. Die Mehrheit von ihnen (79 Prozent) ist der Meinung, das geschehe in negativer Weise. „Der wirtschaftliche Druck in den Familien ist relativ hoch. Gleichzeitig verspüren Eltern den Druck, im Beruf, in der Familie und im sozialen Umfeld alles zu geben“, sagt Kai Marquardsen. Das führe zu Überforderung. „Es zeigen sich Parallelen zur Mutter als Allrounderin, die im Job erfolgreich sein muss und gleichzeitig liebevoll die Kinder und ihre Verwandten umsorgt“, sagt Kim Bräuer. Die Soziologin folgert aus den Daten, dass sich Mutterschaft und Vaterschaft ein Stück weit auflöst – hin zur Elternschaft, die stark beansprucht ist.

Inwiefern es Vätern gelingt, ihre Ideale von Vaterschaft zu verwirklichen, hängt laut der Studie von mehreren Faktoren ab, unter anderem davon, ob Kinder in Einrichtungen verlässlich betreut werden können. Zudem spielt eine Rolle, wie flexibel Arbeitszeiten sind. Väter, die weit entfernt von der Familie oder zu festen Zeiten in Schichtarbeit tätig sind, empfinden die Arbeitsbedingungen als belastend. Ein Teil der Väter ist sich unsicher, ob Vorgesetzte es unterstützen, wenn sie sich mehr in die Familie einbringen. Angestellte im Finanzsektor sehen sich in den Interviews von Leistungsdruck gehemmt, Selbständige berichten von Existenzängsten.

Die Studie legt einen deutlichen Wandel der Werte vieler Väter offen. Auf der Handlungsebene schlägt er sich weniger deutlich nieder, unter anderem weil viele Familien es sich nicht leisten können, dass der Vater in Elternzeit geht. „Ob Väter sich entscheiden, in Elternzeit zu gehen, ist in der Mehrzahl der Fälle eine finanzielle Frage“, sagt Kai Marquardsen. Das Forschungsteam spricht sich deshalb für familienpolitische Reformen aus. In Schweden hätten Väter beispielsweise keine finanziellen Nachteile durch die Elternzeit.

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