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#IEA: Stromverbrauch im Keller – Europas Schwerindustrie erholt sich nicht

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Während der Stromverbrauch in den meisten Ländern der Welt in der ersten Jahreshälfte zugelegt hat, ist er in Europa abermals merklich gesunken. Das schreibt die in Paris ansässige Internationale Energieagentur (IEA) in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. In der EU betrug das Minus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum demnach 6 Prozent. Schon im vergangenen Jahr war ihr Stromverbrauch mit 3,2 Prozent binnen Jahresfrist so stark zurückgegangen wie zuletzt 2009 während der Finanzkrise, sieht man vom Einbruch im Corona-Jahr 2020 ab.

Für das Gesamtjahr erwartet die IEA ein Minus von 3 Prozent im Vergleich zu 2022. „Damit wäre der Stromverbrauch in der EU zwei Jahre in Folge gesunken, und zwar in einem Ausmaß, wie es seit der Gründung der Gemeinschaft noch nie vorgekommen ist“, teilt die IEA weiter und ergänzt: „Für 2024 rechnen wir mit einem mäßigen Anstieg um 1,7 Prozent, der jedoch mit erheblichen Unsicherheiten in Bezug auf die Erholung der industriellen Nachfrage verbunden ist.“

Schon im vergangenen Jahr erklärte sich die gesunkene Stromnachfrage in der EU laut der IEA überwiegend durch Werksschließungen und Produktionsdrosselungen in der energieintensiven Industrie. Zu knapp zwei Drittel sei der Rückgang auf ihr Konto gegangen. Das Wetter habe dagegen „einen geringeren Einfluss als zunächst angenommen“ gehabt.

„Der größte Teil des Nachfragerückgangs ist auf nicht-wetterbedingte Faktoren zurückzuführen“, schreibt die IEA mit Verweis auf eine Analyse von 2022. So seien Stromeinsparungen durch den milden Winter teils kompensiert worden durch zusätzlichen Kühlungsbedarf im heißen Sommer. Auch verändertes Verhalten, freiwillige Energiesparmaßnahmen und Effizienzsteigerungen hätten im vergangenen Jahr zwar eine signifikante, aber keine dominante Rolle für den Rückgang des Stromverbrauchs in der EU gespielt.

Vier Optionen lägen auf dem Tisch

Die stärksten Produktionsrückgänge verzeichneten laut der IEA im vergangenen Jahr Aluminiumhütten, Stahlwerke sowie Papier- und Chemiefabriken. Im Fall von Letztgenannten waren die Drosselungen durch Konzerne wie die BASF und OCI aus den Niederlanden demnach so umfassend, dass Europa zum Nettoimporteur von Chemikalien wurde. Auch die Automatisierungsindustrie habe gelitten. Wie in der Papierindustrie seien dort kleine und mittlere Unternehmen insolvent gegangen, da sie mit den hohen Energiepreisen nicht mehr rentabel wirtschaften können.

Eine signifikante Erholung der energieintensiven Industrie sei im ersten Halbjahr dieses Jahres ausgeblieben, so die IEA weiter – trotz deutlich gesunkener Großhandelspreise für Strom und Gas. So hätten einige Stahlwerke ihre 2022 vorgenommenen Drosselungen zwar rückgängig gemacht. Dafür folgten aber in Branchen wie der Aluminiumindustrie auf vorübergehende Produktionskürzungen dauerhafte Werksschließungen. Als Beispiele dafür nennt die Energieagentur Talum aus Slowenien und Slovalco aus der Slowakei.

Die IEA betont, dass die die industrielle Wettbewerbsfähigkeit in Europa unter Druck stehe zumal sich zu den gestiegenen Energiekosten mit Subventionspaketen in Amerika wie dem Inflation Reduction Act der USA, dem Green Transformation Plan in Japan und Steueranreizen in China weitere Herausforderungen gesellten. All das habe Folgen für Produktions- und Investitionsentscheidungen. Die IEA verweist in dem Zusammenhang neben der BASF auch auf den Autohersteller Volkswagen, der ein Batteriewerk in Kanada und nicht in Osteuropa bauen will, weil dort niedrigere Stromkosten und höhere Subventionen winkten.

„Die Zukunft der energieintensiven Industrie in der EU steht an einem Scheideweg“, schlussfolgert die Energieagentur. Die Europäer müssten sich nun entscheiden, wie sie weiter verfahren wollen. Vier Optionen lägen auf dem Tisch: erstens minimale Staatshilfen und eine Umstellung auf die Produktion hochwertiger Güter, was aber die Anfälligkeit für geopolitische Spannungen erhöhte. Zweitens eine gezielte Beihilfestrategie mit der Kontrolle von Schlüsselsektoren. Drittens eine umfassende Unterstützung durch Energiepreissubventionen, die zwar helfe, die Industrie und Arbeitsplätze zu erhalten, aber andere Verbraucher und Steuerzahler belastete und eine langfristige Verpflichtung voraussetzte. Und viertens die Förderung einer „grünen“ Schwerindustrie, was im Einklang mit den Klimazielen stünde, aber mit erheblichen Kosten verbunden wäre.

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