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#Wem gehört der Wind?

Wem gehört der Wind?

Vor einigen Jahren kam es zu einer juristischen Debatte über die Frage, wem eigentlich der Mond und der Weltraum gehören. Das klang theoretisch, es ging aber um handfeste Interessen. Luxemburg war vorgeprescht und hatte sich Weltraumrechte zugeschrieben, die von anderen Staaten bestritten wurden. Gestritten wurde nun auch darüber, nach welchem rechtlichen Maßstab in dieser Frage überhaupt geurteilt werden soll. Als Messlatte wurden beispielsweise die Eigentumsrechte an den Weltmeeren angelegt. Ob auf dem Mond tatsächlich einmal Rohstoffe abgebaut werden, ist derweil offen. Der brasilianische Regenwald geht unterdessen immer weiter in den Privatbesitz von Siedlern über, die ihn mit Brandrodungen dezimieren. Der brasilianische Präsident Bolsonaro hat klargemacht, dass er von der Weltöffentlichkeit einen finanziellen Beitrag zur Rettung des Urwalds erwarte. Hat umgekehrt auch die Weltgemeinschaft einen Anspruch darauf, dass die grüne Lunge der Erde von Brasilien geschützt wird? Mit dem Klimawandel ist auch das Eigentum an bisher kaum regulierten natürlichen Gemeinschaftsgütern in die Diskussion geraten und die Frage aufgekommen, ob unsere heutige Eigentumsordnung zu stark auf den Verschleiß der Dinge ausgerichtet ist.

Die Entstehung neuer Eigentumsformen besonders im Zeichen der ökologischen Wende war die Inspiration für die Gründung des Sonderforschungsbereichs „Strukturwandel des Eigentums“. Der SFB, der fünf Universitäten zusammenschließt und von Jena aus geleitet wird, will die Analyse des Eigentums wieder auf eine soziologische Basis stellen. War der erste Dieb bei Rousseau noch klar erkennbar derjenige, der einen Zaun um ein Stück Land zog und sagte „Das gehört mir“, so ist heute viel schwerer zu sagen, wem etwas rechtmäßig zusteht. Sind etwa auch die Zentralbanken Diebe, wenn sie Sparer durch niedrige Leitzinsen um erwartete Gewinne bringen? Man kann diese Frage nur beantworten, wenn man die gesellschaftliche Dimension einbezieht: die Bedeutung des Sparers für eine stabile Sozialordnung und die daraus hervorgehende Wichtigkeit der Garantie, dass er für seine Ersparnisse belohnt wird.

„In der Soziologie ist die Eigentumsfrage lange in Vergessenheit geraten“, sagt Tilman Reitz, der neben Silke van Dyk und Hartmut Rosa einer der drei Sprecher des SFB ist. Seit der Nachkriegszeit habe man die Institution Eigentum selbst nicht mehr angetastet und sich auf die darüberliegenden Verteilungsfragen konzentriert. Eine Zäsur sieht Reitz im Zusammenbruch des Kommunismus, der die Eigentumsverhältnisse im Osten durcheinanderwirbelte. Er habe sich mit der Welle von Privatisierungen verbunden, die schon seit den späten Siebzigern losgetreten worden war. Der Transformation ist ein eigenes Projekt gewidmet.

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