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#Diskussion über Nachhaltigkeit: Atomkraft, ja bitte?

Diskussion über Nachhaltigkeit: Atomkraft, ja bitte?

Es war ein politischer Böller an Silvester. Kurz vor dem Jahreswechsel verschickte die EU-Kommission ein Entwurfspapier zur Taxonomie an die Mitgliedstaaten, in dem Gas und Atomenergie unter bestimmten Bedingungen als nachhaltige Energieformen anerkannt werden sollen. Mit solchen Verordnungen will die EU einheitliche Kriterien für ökologisches Wirtschaften festlegen. In Deutschland trauten  die Kernkraftgegner ihren Ohren nicht: Investitionen in Atomkraftwerke sollen künftig als „grün“ gelten? Hat die EU den klimapolitischen Schuss nicht gehört? Rainer Klute aber saß zu Hause in Dortmund und dachte: Na also, hab ich doch schon immer gewusst!

Oliver Georgi

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Schon seit Jahren kämpft Klute, der mit den Piraten mal für den nordrhein-westfälischen Landtag kandidiert hat, für eine Renaissance der deutschen Kernenergie. Mit seinem Verein „Nuklearia“ bildet er so etwas wie das Abklingbecken für all jene, die den deutschen Atomausstieg schon immer für falsch gehalten haben. Zusammen mit mehreren Hundert Mitgliedern in dem Verein „für moderne und sichere Kernenergie“ organisiert Klute Vorträge über die Vorzüge des Atomstroms, diskutiert über die sichere Lagerung atomaren Mülls, hält Mahnwachen vor den letzten Meilern ab, die bis Ende 2022 stillgelegt werden sollen. Und jetzt, durch die EU-Pläne zur Taxonomie, sieht er sich endgültig in dem bestätigt, wovon er seit Langem überzeugt ist: Atomenergie ist ökologisch, weil die Klimawende ohne sie nicht gelingen kann.

Was tun, wenn die Sonne mal nicht scheint?

Klutes Rechnung ist dieselbe wie die aller Atombefürworter, die sich jetzt wieder im Aufwind fühlen: Regenerative Energiequellen wie Wind und Sonne sind phantastisch, solange sie Strom liefern. Aber wenn der Wind mal nicht weht oder ein trüber Wintertag ist, also eine sogenannte „Dunkelflaute“ herrscht, dann gibt es ein Pro­blem, weil man den grünen Strom noch nicht lange und umfassend genug speichern kann, um solche tage- oder wochenlangen Knappheitssituationen zu überbrücken. Erst recht nicht, wenn der Strombedarf durch Millionen Elektroautos noch um ein Vielfaches höher sein wird als heute. Also muss man die regenerativen Energien derzeit noch mit konventionellen Kraftwerken absichern. Weil Ende 2022 auch die letzten drei deutschen Atommeiler abgeschaltet werden, sind das neben Erdgaskraftwerken vor allem Kohlekraftwerke, die im Gegensatz zu einem Atomkraftwerk aber sehr viel CO2 produzieren und wegen der Klimaziele eigentlich schnellstmöglich vom Netz gehen sollen. Energiepolitischer Blödsinn, findet Klute: „Ohne sauberen Atomstrom wird das CO2-Ziel nicht zu erreichen sein. Andere Länder setzen auf eine Kombination von Erneuerbaren und Kernenergie. Wir hingegen müssen schmutzige Kohle- und Gaskraftwerke am Netz lassen, um die Stromversorgung zu sichern.“

Auch das Kernkraftwerk in Gundremmingen in Bayern ist seit dem 1. Januar 2022 vom Netz.


Auch das Kernkraftwerk in Gundremmingen in Bayern ist seit dem 1. Januar 2022 vom Netz.
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Bild: dpa

„Sauberer“ Atomstrom? Und was ist mit dem GAU, dem größten anzunehmenden Unfall, mit Tschernobyl und Fukushima, mit Abertausend Tonnen strahlenden Atommülls, für die auch nach Jahrzehnten immer noch kein „sicheres“ Endlager gefunden ist? Klute winkt ab. Er ist Informatiker, ein nüchterner Zahlenmensch, der Risiken penibel gegeneinander abwägt. Und wenn er bei der Kosten-Nutzen-Rechnung am Ende zum Schluss kommt, dass die Wahrscheinlichkeit eines verheerenden atomaren Unfalls oder von Umweltschäden durch Jahrtausende strahlenden, aber tief in der Erde eingebunkerten Atommüll kleiner ist als die der fast sicheren Klimakatastrophe, dann ist klar, wofür er sich entscheidet. Als Deutschland sich nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 von der Atomkraft abwendete, war auch Klute erst erschrocken. Besonders weil sein Sohn zu der Zeit an der Universität im japanischen Sendai forschte, rund 100 Kilometer vom Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi entfernt. Doch dann setzte er sich hin und recherchierte. Er studierte Reaktorauslegungen und Risikoeinschätzungen, Strahlenbiologie und die Reparaturmechanismen des Körpers. Am Ende rief er seinen Sohn an und sagte: „Bleib in Japan. Es besteht für dich keine Gefahr!“ Seit Fukushima, was für eine Ironie, kämpft Klute für die Atomkraft.

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