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#Keine Morde zählen, nicht die Inflation nennen!

„Keine Morde zählen, nicht die Inflation nennen!“

Wenn in Deutschland die jährliche Inflationsrate auf 7,3 Prozent beziffert wird, regen Sie sich auf. Ob an der Tankstelle oder im Supermarkt, Sie ärgern sich über die Preise. Erst die Corona-Pandemie, dann der russische Angriff auf die Ukraine. Da sind die Preise bei Ihnen auf ein 40-Jahres-Hoch geklettert. Selbstverständlich habe ich keineswegs vor, Ihre Sorgen zu bagatellisieren. Wenn ich sage, dass es bei uns in der Türkei weit schlimmer steht, soll das auch nicht heißen, Sie sollten froh über die Lage bei Ihnen sein. Kurz, meine Absicht ist es nicht, Ihnen „den Tod vor Augen zu halten, um Sie mit Malaria zu versöhnen“, wie wir auf Türkisch sagen. Aber Sie sollten doch wissen, wie die Realität in der Türkei verzerrt und verschleiert wird. Wir steuern auf eine Tragödie zu.

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In Deutschland veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Rate, die Ihnen Sorgen bereitet. Bei uns dagegen gibt der Palast bekannt, was er will. Das staatliche Statistikamt hat die jährliche Inflation jetzt mit 61 Prozent angegeben. Jeder weiß, dass diese Zahl nicht die Realität abbildet. Die tatsächliche Inflationsrate gibt das von unabhängigen Ökonomen gegründete Institut ENAG bekannt. Von ENAG erfuhren wir, dass die Inflationsrate tatsächlich bei 142 Prozent liegt. Oder besser gesagt, bestätigt diese Zahl, was wir täglich beim Einkaufen sehen. Da der Palast im gesetzlichen Rahmen nicht verhindern kann, dass ENAG die tatsächliche Inflationsrate veröffentlicht, legt er jetzt ein neues Gesetz vor, um die Realität zu verschleiern. Fortan wird mit drei Jahren Gefängnis bestraft, wer ohne Erlaubnis des staatlichen Statistikamts eine Inflationsrate bekannt gibt. Auch die Pressefreiheit ist betroffen, denn künftig soll ebenso bestraft werden, wer über Inflationsraten berichtet, die Institutionen wie ENAG veröffentlichen.

Bülent Mumay


Bülent Mumay
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Bild: privat

„Die Sonne lässt sich nicht mit Schlamm verdecken“, lautet ein altes Sprichwort. Mit Verboten, Haftstrafen und Repressalien kann man Münder, die die Wahrheit aussprechen, zum Schweigen bringen. Die Wahrheit an sich aber lässt sich nicht abschaffen. Die Armut verschärft sich. Jeder versucht auf seine Art, genug zu essen aufzutreiben und bis zum Monatsende hinzukommen. Da Treibstoff innerhalb der letzten zwölf Monate um mehr als 240 Prozent verteuert wurde, verzichten mittlerweile 63 Prozent der Bürger auf ihr Privatauto, wie die jüngste Studie des Meinungsforschungsunternehmens Metro Poll ergab. Und 62 Prozent sagen: „Ich esse kein Fleisch mehr.“ Aufgrund der Preissteigerungen bei Strom und Gas waschen 58 Prozent ihre Wäsche seltener, 53 Prozent ziehen sich wärmer an und verzichten aufs Heizen. Eine von zwei Personen sagt, sie habe die Zahl der Mahlzeiten reduziert. Der Palast mag es nicht glauben, wirft womöglich auch jene, die es veröffentlichen, ins Gefängnis, doch 32 Prozent der Bürger sagen, sie litten zeitweise Hunger!

„Der Moral zuwiderlaufende Betätigung“

Im 20. Regierungsjahr der AKP, deren Logo eine Glühbirne ziert, wurden 4,5 Millionen Haushalten Strom und Gas abgestellt, weil sie ihre Schulden nicht bezahlt haben. Das ist ein Viertel aller Haushalte! Die Vollstreckungsgerichte platzen aus den Nähten vor lauter Akten von Bürgern, die außerstande sind, ihre Schulden zu begleichen. Bei einer Einwohnerzahl von 84 Millionen liegen dort inzwischen 23,5 Millionen Vollstreckungsanträge vor. So rosarot das staatliche Statistikamt auch die Arbeitslosenzahlen malt, die Realität ist mindestens so bitter wie die Inflation. Die immer länger werdenden Schlangen von Bewerbern für einen Arbeitsplatz strafen genau wie die Inflation die offiziellen Zahlen des Palastes Lügen. In einer Provinz bewarben sich allein 53 000 Personen auf 60 für Reinigungskräfte im öffentlichen Dienst ausgeschriebene Stellen.

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