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#Der scheidende Bundesbankpräsident wirbt für das Bargeld

Der scheidende Bundesbankpräsident wirbt für das Bargeld

Zum Jahresende hört Jens Weidmann als Bundesbankpräsident auf. Am Mittwoch nutzte er das Bargeld-Symposium der Bundesbank, um noch einmal fürs Bargeld zu werben. Weidmann schildertel die Stärken von Scheinen und Münzen und skizzierte die künftige Rolle des digitalen Euros: Auch wenn das bargeldlose Bezahlen in der Pandemie einen starken Schub bekommen habe, bleibe Bargeld wichtig. Der digitale Euro werde es nicht ersetzen.

Gerade in Zeiten hoher Unsicherheit setzen die Menschen auf Bargeld. So habe zu Beginn der Corona-Pandemie die Bargeldnachfrage in Deutschland zeitweise kräftig angezogen. Die Filialen der Bundesbank hätten im vergangenen Jahr Banknoten im Gesamtwert von 70 Milliarden Euro netto ausgegeben. „Würden Sie diese Banknoten aneinanderreihen, könnten Sie die Scheine fast dreieinhalb Mal um den Äquator der Erde wickeln“, sagte Weidmann. Auch in diesem Jahr wachse die Bargeldnachfrage bislang tendenziell weiter.

Anonymität kann auch missbraucht werden

Mit Bargeld zu bezahlen, sei vor allem einfach, sicher und schnell. Zudem gebe es drei weitere Facetten hervorzuheben: „Erstens Teilhabe – dank der einfachen Handhabung ist Bargeld auch ein ganz wichtiges Zahlungsmittel für viele Menschen, die nicht so technikaffin sind, oder für jene, die in ihrer Sehkraft eingeschränkt sind“, sagte Weidmann. Schätzungsweise 13,5 Millionen Erwachsene im Euroraum besäßen kein Bankkonto; sie seien im Wesentlichen auf Bargeld angewiesen. Bargeld schließe niemanden aus. Es sei ein Zahlungsmittel für alle – egal ob Digital Native oder Digital Outsider, ob Jung oder Alt. Zweitens Kontrolle – weil man Bargeld beim Bezahlen tatsächlich in die Hand nehmen müsse, falle es vielen leichter, ihre Ausgaben zu kontrollieren. Und die meisten Menschen in Deutschland sähen eine pädagogische Funktion. Bargeld ermögliche, Kinder an den Umgang mit Geld heranzuführen. „Drittens Anonymität – wer bar bezahlt, muss grundsätzlich seine Identität nicht preisgeben“, sagte Weidmann: „Viele rechtschaffene Bürgerinnen und Bürger schätzen Bargeld wegen dieser Eigenschaft.“

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Doch Anonymität könne auch für illegale Zwecke missbraucht werden, warnte der Bundesbankpräsident. Umso wichtiger sei es, gegen Geldwäsche, Korruption und andere kriminelle Aktivitäten vorzugehen. Darüber hinaus werde Anonymität mitunter als ein Aspekt eines größeren Konzepts verstanden: der Privatsphäre. Wohl die meisten Menschen hätten ein tiefes Bedürfnis danach, einen Teil ihres Lebens vor den Blicken anderer zu schützen. „Bargeld hilft, die Privatsphäre zu schützen – nicht nur durch Anonymität, sondern auch weil der Geldfluss nicht verfolgt werden kann“, sagte Weidmann.

Bisher sei Bargeld auch die einzige Möglichkeit für die Bürger, Zentralbankgeld zu halten und damit zu bezahlen, sagte Weidmann. Ein digitaler Euro – wie er derzeit im Eurosystem untersucht werde – würde dies ändern. Mit ihm könnten die Menschen und Unternehmen im Euroraum auch in einer digitalen Umgebung mit Zentralbankgeld bezahlen, und zwar einfach, sicher, schnell und kostengünstig. So könnte der digitale Euro helfen, Transaktionskosten zu senken, den Zahlungsverkehr effizienter zu gestalten und die Entwicklung innovativer Dienstleistungen anzuregen.

„Zudem würde der digitale Euro den Menschen ermöglichen, auch dann noch mit staatlichem Geld zu bezahlen, wenn Bargeld einmal nicht mehr eine so große Rolle in unserer Gesellschaft spielen sollte.“ Dabei solle ein digitaler Euro Bargeld nicht ersetzen, sondern nur ergänzen, versicherte Weidmann: „So lange die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland Banknoten nachfragen, wird die Bundesbank sie zur Verfügung stellen.“ Bei einer Umfrage der Bundesbank im Frühjahr hätten lediglich 40 Prozent der Befragte gesagt, sie könnten sich grundsätzlich vorstellen, den digitalen Euro zu nutzen.Vielleicht erinnern die Möglichkeiten der digitalen Technik manche auf unheimliche Weise an die englische Band „The Police“ mit ihrem Hit „Every breath you take. And every move you make, I‘ll be watching you“.

Weidmann räumte ein, bei allen Parallelen werde der digitale Euro wohl kein digitales Bargeld sein. „Er würde zwar einige wichtige Merkmale mit Bargeld teilen, aber sich in anderen Facetten unterscheiden.“ Gerade angesichts der Risiken könnte es sinnvoll sein, beim digitalen Euro schrittweise vorzugehen, meinte Weidmann: „Das heißt, den digitalen Euro zunächst mit einem bestimmten Bündel an Eigenschaften auszustatten, die wichtige Einsatzmöglichkeiten als Zahlungsmittel erlauben – später könnten weitere Funktionen hinzugefügt werden.“

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