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#Wo der Traum vom Eigenheim (noch) erschwinglich ist

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Wo der Traum vom Eigenheim (noch) erschwinglich ist

An der Doppelgarage von Verena und Christian Aigner steht ein Baugerüst. Noch immer ist die Fassade nicht gestrichen, dabei wohnen die Eheleute mit ihren beiden Kindern schon seit gut zwei Jahren hier am Sattlerberg am Rand der Gemeinde Ortenburg in Niederbayern. „Das Gefälle des Grundstücks stellte die Planung der Garage vor Probleme“, sagt Christian Aigner. Es gab Fehler im Genehmigungsverfahren, und so ist der Bau noch unvollendet.

Trotzdem macht der 41 Jahre alte Bauherr einen rundum zufriedenen Eindruck. Ehefrau Verena hat die zweijährige Tochter Marlene auf dem Arm und sagt, dass ja ansonsten alles glattgegangen ist. Denn das schmucke Wohnhaus wurde pünktlich fertig, und die junge Mutter ist froh, dass sie sich damals für ein Fertighaus in Holzbauweise entschieden haben. „Holz ist wärmer, und weil die Wände dünner sind, haben wir 195 Quadratmeter Wohnfläche statt 160 Quadratmetern mit Steinwänden.“ Noch wichtiger: Das Haus vom Typ „mediterrane Stadtvilla“ blieb mit insgesamt 800.000 Euro einschließlich des Grundstücks preislich genau im Rahmen dessen, was von der Gemeinde und auch vom Fertighausanbieter Sonnleitner zuvor versprochen wurde.

„Plattenwerkstoffe enorm verteuert“

Heute weiß die Familie Aigner, dass Sonnleitner 15 bis 20 Prozent auf seine Häuser aufschlägt. „Ob ich 500.000 Euro oder mehr als 600.000 Euro Kredit aufnehme, das ist schon eine andere Hausnummer“, rechnet Versicherungsvertreter Aigner vor, der die örtliche Allianz-Agentur leitet.

Die Preissteigerungen haben einen einfachen Grund: „Plattenwerkstoffe wie Fichtensperrholz haben sich enorm verteuert“, sagt Gotthard Sonnleitner, Chef des gleichnamigen Fertigbauunternehmens. Allein das Schnittholz, das die großen Sägewerke mittlerweile auch nach China und in die USA verkaufen, kostet heute 700 Euro je Kubikmeter. Vor zwei Jahren, als die Aigners von Sonnleitner ihr Traumhaus erhalten haben, betrug der Kubikmeterpreis 200 Euro. Die Konsequenzen tragen am Ende die Bauherren. Und dennoch ist die Nachfrage nach Fertighäusern enorm. „Seit der Finanzkrise 2010 geht es stetig bergauf“, sagt der 55 Jahre alte Unternehmer, dem der lang anhaltende Aufschwung manchmal selbst ein wenig unheimlich ist, wie er zugibt. Seit fünf Jahrzehnten baut Sonnleitner Holzhäuser, aber eine solche Situation aus hoher Nachfrage bei gleichzeitigen Lieferengpässen und Materialverteuerungen hat Sonnleitner noch nicht erlebt.

Auf dem weitläufigen Gelände stapeln sich Massivhölzer, Sonnleitner hat Lager aufgebaut, um lieferfähig zu bleiben. In den Hallen arbeiten die 40 Mitarbeiter am Anschlag, draußen stehen die Lastwagen, um die fertigen Hauswände auf die Baustellen zu fahren: Sieben Schwerlaster sind nötig für ein Haus in industrieller Vorfertigung. 80 bis 100 Häuser werden hier in Niederbayern, 20 Autominuten von Passau, jedes Jahr gebaut. Rund 25 Millionen Euro Umsatz macht der Mittelständler mit seinen insgesamt 125 Mitarbeitern. Die Zeichen stehen auf Expansion. Bis zu 4 Millionen Euro, vielleicht auch mehr, sollen spätestens im nächsten Jahr in die Produktionserweiterung investiert werden, sagt Finanzgeschäftsführer Klaus Müller. Geplant ist eine neue, vierte Werkshalle, um einerseits mehr als 120 Häuser im Jahr fertigstellen zu können und andererseits die Modulbauweise zu etablieren. „Heute fahren wir Wände an die Baustellen, künftig sind es ganze Zimmer“, sagt Müller.

Eine Produktionshalle der Firma Sonnleitner: Hier werden die Wände gedämmt und Ausschnitte für Türen und Fenster gesetzt.


Eine Produktionshalle der Firma Sonnleitner: Hier werden die Wände gedämmt und Ausschnitte für Türen und Fenster gesetzt.
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Bild: Maria Irl

Die Fertigbaubranche boomt, keine Frage. Wurden vor fünf Jahren rund 19.000 solcher Neubauten genehmigt, waren es im vergangenen Jahr schon 24.500, heißt es beim Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF). Fast jedes vierte Ein- oder Zweifamilienhaus wird heute mit vorgefertigten Teilen errichtet. Während sich bei den Fertighäusern das Holz verteuert hat, sind es bei den Massivhäusern die energieintensiven Baumaterialien wie Stahl und Zement. Das Ifo-In­stitut hat ermittelt, dass rund 36 Prozent der Hochbaufirmen über Materialknappheit klagen, im Tiefbau waren es knapp 28 Prozent. Der Wohnungsbau zeigt sich demnach am stärksten betroffen, hier meldeten 40 Prozent der Unternehmen eine Behinderung ihrer Bautätigkeit durch Lieferprobleme.

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