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#Der Kampf um das Herz Jerusalems

Der Kampf um das Herz Jerusalems

Ein von der Weltpolitik lange vergessener Ort taucht dieser Tage in Gestalt einer kleinen, heruntergekommenen Seitenstraße auf den Sprechzetteln westlicher Außenministerien auf. Er liegt in Ostjerusalem, nur wenige Hundert Meter von der Altstadtmauer entfernt, in Sichtweite der Residenzen und Konsulate europäischer Staaten.

Der Weg dorthin lässt sich mit der Nase finden. Ein nach Verrottetem riechender, alles überdeckender Gestank zieht sich durch die Straße. Er geht von der Flüssigkeit aus, welche die Wasserwerfer verschießen. Man riecht sie bis ins Haus des pensionierten Elektrikers Aref Hammad, das wie so viele in der palästinensischen Nachbarschaft mit einer Räumungsanordnung belegt ist. Hammad wohnt seit 1956 in dem einstöckigen Haus, sie haben achtzig Quadratmeter. Jetzt soll er raus, weil eine Organisation radikaler jüdischer Siedler erfolgreich auf „Rückgabe“ geklagt hat.

Polizisten bewachen das Haus, das die jüdischen Siedler übernommen haben

Direkt gegenüber von Hammads Garten haben die Siedler ein Haus schon übernommen, mit Sturmgewehren ausgerüstete Polizeitrupps stehen links und rechts vor dem vergitterten Eingang. Auf dem Dach haben die Siedler einen blau leuchtenden Davidstern befestigt und Lettern eines Spruchs, der „Bringt unsere Jungs zurück in unsere Grenzen“ bedeutet.


Bild: F.A.Z.-Karte lev.

Eine in Amerika ansässige Organisation hat dafür gesorgt, dass die palästinensische Familie dort ihr Haus verlassen musste, und auch auf das Gebäude von Aref Hammad klagt sie vor israelischen Gerichten. Denn 1876 sollen zwei jüdische Stiftungen dort Land gekauft haben, wie ein israelisches Gericht urteilte; darauf befindet sich das Grab von Schimon dem Gerechten, einem Priester der Antike. Nachdem Jordanien Ostjerusalem 1948 erobert hatte, ließ es dort, im Viertel Scheich Jarrah, Wohnungen für palästinensische Flüchtlinge errichten, die aus dem Gebiet des neuen Staates Israel geflohen oder vertrieben worden waren.

Hammads Familie etwa stammt aus Haifa, die seines Nachbarn aus Jaffa. Im Gegenzug für den Bau der Häuser gaben die Familien damals ihren Flüchtlingsstatus und die entsprechenden Rationskarten an das Palästinahilfswerk UNRWA zurück. Im Sechstagekrieg eroberte Israel 1967 Ostjerusalem. Und seit etwa fünfzehn Jahre kämen die Siedler nach Scheich Jarrah, berichtet Hammad. „Zuerst gingen sie rum und boten uns Geld an, doch wir lehnten ab.“ Dann klagte die Organisation und bekam recht.

Rund 3000 Siedler leben mittlerweile zwischen 100.000 Palästinensern im sogenannten Becken unmittelbar um die Altstadt, in der sich der Tempelberg beziehungsweise das Al-Aqsa-Plateau befinden. Im Stadtteil Scheich Jarrah nördlich der Altstadt und in Silwan südlich davon kommt es immer wieder zu Zwangsräumungen. Scheich Jarrah ist neben der Al-Aqsa-Moschee und dem Damaskustor an der Altstadt einer der Kulminationspunkte der Unruhen geworden, die Jerusalem gerade erschüttern wie seit Jahren nicht.

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