#Tourismus verursacht schnell steigende CO2-Emissionen

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Mehr und mehr Menschen auf der Welt unternehmen touristische Reisen – oft per Flugzeug in ferne Länder. Durch die erhöhte Nachfrage sind die CO2-Emissionen im Tourismus seit 2009 schneller angestiegen als im Durchschnitt der gesamten Weltwirtschaft. Sie machten 2019 fast neun Prozent der weltweiten Gesamtemissionen aus. Das zeigt eine Studie, die den nationalen und internationalen Reiseverkehr für 175 Länder untersucht hat. Demnach zählt Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Tourismus-Emissionen. Nur die USA, China und Indien stoßen mehr Treibhausgase für Urlaubsreisen aus.
Mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 haben sich 195 Länder der Welt darauf verständigt, ihre Treibhausgasemissionen drastisch zu senken, um die globale Erwärmung zu begrenzen. Doch trotz technologischer Verbesserungen und politischer Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß zumindest in manchen Bereichen begrenzen, steigen die globalen CO2-Emissionen weiter an. Ein wichtiger Faktor ist dabei sind private Reisen. Vor der Covid-19-Pandemie war der Tourismussektor zehn Jahre in Folge der am stärksten wachsende Wirtschaftszweig der Welt und auch nach der Pandemie setzt er sein Wachstum fort.
Wachsende Urlaubslust – höhere Emissionen
Ein Team um Ya-Yen Sun von der University of Queensland in Australien hat nun für 175 Länder der Welt zusammengetragen, wie viele CO2-Emissionen der nationale und internationale Reiseverkehr zwischen 2009 und 2020 verursacht hat. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die globalen Tourismus-Emissionen zwischen 2009 und 2019 um 3,5 Prozent pro Jahr gestiegen sind, doppelt so stark wie die der Weltwirtschaft“, berichten die Forschend. „Zwischen 2009 und 2019 stiegen die Emissionen von 3,7 Gigatonnen CO2 pro Jahr auf 5,2 Gigatonnen. Damit machten die Emissionen aus dem Tourismus 8,8 Prozent der gesamten globalen Treibhausgasemissionen aus.“
Als wichtigsten Faktor für den Anstieg machten die Forschenden die wachsende globale Nachfrage aus. Vor allem in Ländern mit mittlerem Einkommen unternehmen mehr und mehr Menschen Urlaubsreisen – und verursachten damit im Jahr 2019 57 Prozent mehr CO2-Emissionen als im Jahr 2009. In Ländern mit hohem Einkommen stiegen die Tourismus-Emissionen im gleichen Zeitraum um 27 Prozent. „Das größte Kohlenstoffproblem im Tourismus ist der Flugverkehr“, erklärt Sun. Auch private Autoreisen tragen erheblich zum CO2-Ausstoß bei. Hinzu kommt die Versorgung der Touristen vor Ort.
Viel CO2 durch deutsche Touristen
Die Studie enthüllt auch eine starke Ungleichheit bei den Tourismus-Emissionen armer und reicher Länder: „Das Gefälle bei den Pro-Kopf-Emissionen im Tourismus zwischen Ländern mit hohem und niedrigem Einkommen beträgt mittlerweile mehr als zwei Größenordnungen“, erläutert das Team. „Die zwanzig Länder mit den höchsten Emissionen sind für drei Viertel des globalen Fußabdrucks verantwortlich.“ Die höchsten Emissionen durch touristische Reisen verursachen die USA, China und Indien – direkt gefolgt von Deutschland. Deutsche Reisende im In- und Ausland verursachten 2019 rund 4,7 Prozent der weltweiten Tourismus-Emissionen.
Um die touristischen CO2-Emissionen zu senken, ist es den Forschenden zufolge wichtig, die Nachfrage zu begrenzen. Technologische Effizienzsteigerungen können zwar dabei helfen, Emissionen einzusparen, waren bislang aber zu langsam, um die rasant steigende Nachfrage auszugleichen. „Um der Tourismusbranche zu helfen, ihre Emissionen zu senken, empfehlen wir eine Reduzierung von Langstreckenflügen, zusammen mit gezielten Maßnahmen wie Kohlendioxidsteuern, Kohlenstoffbudgets und Verpflichtungen zu alternativen Kraftstoffen“, erklärt Sun. „Auf lokaler Ebene könnten die Tourismusbetreiber auf erneuerbare Energien für Unterkünfte, Verpflegung und Freizeitaktivitäten setzen und auf Elektrofahrzeuge für den Transport umsteigen.“
Quelle: Ya-Yen Sun (University of Queensland, Australien) et al., Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-024-54582-7
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