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#Deutscher Frust bei Biathlon-WM: Die Ski laufen so lala

Bei der Biathlon-WM macht den Deutschen das Material zu schaffen. So ist die Lücke zu den Besten nicht zu schließen. Der Cheftechniker spricht von „ziemlich extremen“ Herausforderungen.

Selbstvertrauen sammeln – diesen Auftrag hat Franziska Preuß erfüllt. Mit der Medaillenentscheidung hatte die beste deutsche Biathletin auch im dritten Rennen bei der Weltmeisterschaft in Nove Mesto nichts zu tun. Doch mit lediglich einem Schießfehler hielt die 29-jährige Bayerin im Verfolgungsrennen am Sonntag zumindest ihren sechsten Platz aus dem Sprint am Freitag und schürte die Hoffnung, dass in der zweiten WM-Woche eine Medaille für das deutsche Team möglich ist.

Ganz vorn machte die Französin Julia Simon abermals ihr eigenes Ding, gewann souverän ihre dritte Goldmedaille bei dieser WM und verteidigte erfolgreich ihren Titel vor der Italienerin Lisa Vittozzi und ihrer Landsfrau Justine Braisaz-Bouchet.

Eine weitere Erkenntnis war für das deutsche Team: Auch Franziska Preuß’ Ski konnten nicht mit der Konkurrenz mithalten. Die Techniker des Deutschen Skiverbandes (DSV) hatten in der Nacht wenig geschlafen und lange analysiert, was am Samstagabend im Sprint der Männer passiert war. Denn nach diesem Rennen hatte Benedikt Doll beinahe alle Hoffnungen auf eine vordere Platzierung in der Verfolgung begraben. Zu groß war der Abstand auf die Spitze nach seinem 13. Platz.

Deutsche laufen hinterher

Der neue Weltmeister Sturla Holm Laegreid (Norwegen) hatte für die zehn Kilometer und zwei Schießeinheiten nur 25:24 Minuten gebraucht und alle zehn Scheiben getroffen. Doll, bester deutscher Starter, patzte im Liegen zweimal und kam mit 1:41 Minuten Rückstand ins Ziel. Auch Johannes Kühn (14.) und Philipp Nawrath (16.) liefen hinterher, obwohl sie mit nur einem Schießfehler nicht schlechter schossen als Johannes Thingnes Bö oder Vetle Sjaastad Christiansen, die Silber beziehungsweise Bronze gewannen.

Der vierte Deutsche, Philipp Horn (25.), sprach hinterher sogar von „der schlechtesten Laufzeit, die ich diese Saison angeboten habe“. Und Philipp Nawrath hatte erkannt: „Wir waren materialtechnisch nicht in der Lage mit den Besten mitzuhalten.“

Dabei waren die Deutschen mit guten Vorleistungen gestartet. Nawrath hatte gleich zu Saisonbeginn den Sprint in Östersund gewonnen, Doll führte die Rennen in Lenzerheide und Oberhof an. „Nach vielen, vielen Wettkämpfen, wo wir absolute Topski hatten, war gestern leider einer, bei dem wir materialtechnisch nicht mit den Besten mithalten konnten“, analysierte Jens Filbrich das Ergebnis.

Der Thüringer war vor der Saison eigens vom DSV angeheuert worden, um die Athleten läuferisch nach vorn zu bringen und die Lücke zu den Norwegern und anderen starken Nationen zu schließen. Grundsätzlich seien aber „alle vier Jungs in guter Form“, ergänzte der 44-Jährige.

Die bisherigen Saisonerfolge stammen jedoch – mit Ausnahme von Oberhof – von jenen Weltcups, bei denen deutliche Minusgrade herrschten. In Nove Mesto in der Tschechischen Republik liegen die Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad Celsius. Die Sonne gab am Samstag ein kurzes Intermezzo. Doch schon am Nachmittag verdunkelten Regenwolken wieder den Himmel, und pünktlich zur Verfolgung der Frauen schüttete es.

Am Sonntagmorgen dann die Nachricht vom Weltverband IBU: Aufgrund der Wetterbedingungen könne ein Teil Strecke nicht genutzt werden. Für die Sprintrennen hatten die Organisatoren noch in der Nacht auf Freitag mit großem Gerät frischen Kunstschnee aus dem Depot auf die Strecke gebracht.

Tägliche Herausforderung

Warmer Wind und Regen – mit diesen Bedingungen tun sich die deutschen Biathleten oftmals schwer. Die Herausforderungen in Nove Mesto beschrieb Sebastian Hopf, Cheftechniker des deutschen Biathlon-Teams, als „ziemlich extrem“: Die großen Mengen des vorproduzierten und übersommerten Kunstschnees seien mehr Eis als Schnee, zudem führen große Teile der Strecke durch Wald, sodass viele Fichtennadeln auf der Strecke liegen.

Hinzu kommt in diesem Jahr erstmals, dass die Ski ohne das umwelt- und gesundheitsschädliche Fluorwachs präpariert werden müssen, das die Leisten vor allem bei Schmutz und Nässe „haltbarer“ machte, sie länger besser gleiten ließ. Lässt die Gleitfähigkeit nach, müssen die Athleten mehr Kraft aufbringen, um vorwärts zu kommen, den Körper weiter nach vorn neigen und frequenter laufen, also kürzere Schritte machen.

Etwa 200 fluorfreie Produkte stehen laut Hopf zur Auswahl. Es ist die tägliche Herausforderung der Techniker, aus dieser Menge das Richtige für die jeweiligen Wetterbedingungen auszuwählen. Dafür sind sie vor den Rennen die Ersten auf der Strecke und laufen selbst bis zu 30 Kilometer, um verschiedene Ski und Wachse zu testen.

Zu Beginn der Saison sah es so aus, als sei es dem deutschen Team gelungen, sich gut auf die neuen Herausforderungen einzustellen. In den bisherigen WM-Rennen wurde deutlich, dass andere Nationen, allen voran Norwegen und Frankreich, ergänzend zur Laufstärke ihrer Athletinnen und Athleten auch das passende Material gefunden hatten.

„Die Strecke hier ist wirklich hart, sie entzieht dir die Energie“, sagte etwa der Silbermedaillengewinner Johannes Thingnes Bö. Und: „Die Ski waren heute der Schlüssel zum Erfolg.“ Das war schon am Freitag zu sehen, als die Französinnen den Sprint der Frauen dominiert und Lobeshymnen auf ihre Techniker angestimmt hatten.

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