#Deutsche Kommunen auf der Suche nach Zinsen
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„Deutsche Kommunen auf der Suche nach Zinsen“
Es ist ein langer Weg von den Zuckerrohrfeldern in Bundaberg im Norden des australischen Queensland bis zu den Bankentürmen Londons, vom findigen Bauernsohn zum milliardenschweren Finanzjongleur, vom Mähdrescher zum Privatflugzeug. Alexander Greensill, genannt Lex, hat gut drei Jahrzehnte dafür gebraucht. Der Rückweg war schneller.
Er führte von London über Schweizer Kreditinstitute, eine Bremer Bank und die australische Hauptstadt Canberra in die schmucklosen Büros von Insolvenzverwaltern. In Gerichtssälen wird er enden. Denn der Finanzkonzern, den er schmiedete und dann – als führte er eine Traditionsbank – auf den eigenen Familiennamen taufte, bricht zusammen.
Auch deutsche Anleger zieht es in den Abgrund. Weniger sind es Privatanleger, die rund 1 Milliarde Euro im Bremer Ableger der Greensill Bank geparkt hatten. Für sie hat die Finanzaufsicht Bafin am Montagabend einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Bremen beantragt. Die Anleger können beruhigt zusehen, wie der Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken greifen wird.
Eine halbe Milliarde Euro soll nicht geschützt sein
Von Einlagen über 3,6 Milliarden Euro sollen aber 500 Millionen Euro ungeschützt sein. Daher herrscht Nervosität in vielen Rathäusern, die Geld bei Greensill mit kurzen Laufzeiten angelegt haben: von kleinen wie Weissach über mittlere wie Monheim bis zu großen wie Wiesbaden. 26 betroffene Kommunen, die zusammen auf Einlagen von 255 Millionen Euro bei der Bank jetzt nicht mehr zugreifen können, haben in dieser Woche konferiert, um sich rechtlich gemeinsam für das Insolvenzverfahren aufzustellen und einen Ausweg zu suchen.
Ob und wie sie ihn finden, ist offen. Denn rund um die Erde suchen viele Anleger nach Wegen aus der Greensill-Krise. Beteiligte, wie die ehemalige australische Außenministerin Julie Bishop, die das Asien-Pazifik-Geschäft von Greensill als Chairwoman überwachte, fürchten um ihren Ruf. Der indisch-britische Unternehmer Sanjeev Gupta bangt um sein Geld.
Rund um die Erde schmiedet er Stahlallianzen. In Australien hängen Tausende Arbeitsplätze an ihm, Thyssen-Krupps Stahlsparte wollte er kaufen. Weil er seinen verästelten Konzern über Greensill finanzieren ließ, sitzt Gupta nun auf dem Trockenen.
Den Monheimern gönnen einige den Schaden
So wie mancher deutsche Kämmerer. Etwa der von Monheim. Einige seiner Kollegen können die Häme kaum unterdrücken – ausgerechnet Monheim! Die 40.000-Einwohner-Stadt zwischen Köln und Düsseldorf lockt mit niedrigen Gewerbesteuersätzen Unternehmen (auch aus anderen Kommunen) an. Das hat ihr erlaubt, 38 Millionen Euro bei der Greensill Bank anzulegen.
Unterstützt haben sie vier Makler: die Zeindl Finanzmakler OHG, die CC Gesellschaft für Geld- und Devisenanlagen mbH, die Witt GmbH & Co. KG und die ICFB GmbH. Die baden-württembergische Gemeinde Weissach hat für 16 Millionen Euro Festgeld bei Greensill zu 0,2 Prozent (20 Monate) und 1 Prozent (sechs Jahre) angelegt.
Zum Zeitpunkt der Anlage verfügte Greensill über ein Rating mit A- (Investment Grade). Das Ausfallrisiko der Festgeldanlagen lag während des Abschlusses im ersten Anlagejahr bei 0,071 Prozent. „Hinweise, Warnungen oder Sensibilisierungen zu den Geldanlagen bei der Greensill Bank sind von den tätigen Finanzdienstleistern zu keinem Zeitpunkt ausgesprochen worden“, heißt es aus Weissach. Weitere 53,9 Millionen Euro liegen anderswo: bei der Nord LB Luxemburg, der IKB und der Volkswagen Bank etwa.
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