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#Immer mehr Migranten erreichen Spanien

Immer mehr Migranten erreichen Spanien

Seit Beginn des Jahres 2021 haben schon mehr als 300 Migranten die spanischen Kanareninseln über die gefährliche Atlantik-Route erreicht. Insgesamt 23.023 waren es im vergangenen Jahr. Wie viele Menschen auf der Überfahrt ihr Leben verloren, bleibt ungewiss. Mindestens 2170 Menschen kamen nach einer Zählung der spanischen Hilfsorganisation „Caminando Fronteras“ im Jahr 2020 bei dem Versuch ums Leben, auf dem Seeweg nach Spanien zu gelangen. Das sind 143 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Auf der Route in Richtung Kanaren waren es demnach 1851 Tote. „Das sind die schlimmsten Zahlen, seit wir mit unserer Überwachung begonnen haben. Wir sind uns bewusst, dass es noch viele weitere Opfer geben könnte“, sagt Helena Maleno von „Caminando Fronteras“. Die Organisation verfügt über ein eigenes Notrufsystem und enge Kontakte in die meisten Herkunftsländer.

Hans-Christian Rößler

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) zählte im vergangenen Jahr 872 Personen, die auf dem Weg nach Spanien umkamen oder verschwanden. Dabei handele es sich um eine „Minimalschätzung“, weil viele Schiffsunglücke undokumentiert blieben.

Spanien ist für Migranten aus Afrika im vergangenen Jahr zum wichtigsten Tor nach Europa geworden. Nach den jüngsten Angaben des spanischen Innenministeriums erreichten 2020 insgesamt 41.861 Menschen das Land, mehr als die Hälfte davon kam auf den Kanaren an. Trotz der Pandemie, die bis zum Sommer die Welt weitgehend zum Stillstand gebracht hatte, verzeichnete Spanien mehr Migranten als im Vorjahr (32.513) – und die meisten in der gesamten EU: In Italien wurden laut IOM 34.100 Migranten registriert, in Griechenland 15.500, in der ganzen EU waren es 94.177.




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2021 könnte es ähnlich weitergehen, auch wenn die Zahl der Neuankömmlinge im Dezember leicht abgenommen hatte, nachdem sie im November allein auf den Kanaren noch bei mehr als 8000 gelegen hatte. Anfangs stammte noch eine größere Zahl von Migranten aus weit entfernten Ländern wie Mali, Senegal und der Elfenbeinküste. Inzwischen stellen die mehr als 11.000 Marokkaner knapp die Mehrheit. Auch aus Algerien kommen immer mehr Menschen – allerdings über das Mittelmeer – nach Spanien. Mehr als 11.000 waren es laut dem Internetportal „El Confidencial“ – so viele wie noch in keinem Jahr zuvor. Sie stellen die zweitgrößte Gruppe unter den Neuankömmlingen. Immer mehr Algerier fliehen vor der politischen und wirtschaftlichen Dauerkrise in ihrer eigentlich rohstoffreichen Heimat, die schon vor Corona stark unter dem Verfall des Ölpreises gelitten hatte.

Für die meisten Lateinamerikaner kein Visum nötig

Die Rückführung der Algerier und Marokkaner verläuft schleppend, obwohl Spanien mit beiden Staaten entsprechende Abkommen geschlossen hat. Seit Anfang Dezember fliegt laut Presseberichten die marokkanische Fluggesellschaft „Royal Air Maroc“ mit bis zu vier Flügen wöchentlich jeweils etwa 20 Migranten nach El Ayoun in der von Marokko annektierten Westsahara; angeblich bewachen sie fast doppelt so viele Polizisten.

Doch die dramatischen Bilder der hölzernen Cayucos und Pateras geben nur einen unvollständigen Eindruck von der Lage in Spanien. Die meisten Migranten reisen zunächst legal als Touristen in einem Flugzeug ein – denn für die meisten Lateinamerikaner verlangt die ehemalige Kolonialmacht kein Visum. Viele wollen jedoch nicht nur die erlaubten drei Monate bleiben und bitten um Asyl. Auch hier führt Spanien die europäische Statistik an.

Rund 120.000 unbearbeitete Anträge

Trotz der massiven Einschränkung der Bewegungsfreiheit wurden im vergangenen Jahr 84264 Anträge registriert, die meisten davon von Venezolanern, Kolumbianern und Honduranern. Das sind 21 Prozent aller Anträge, die in der EU gestellt werden, wie die Zeitung „El País“ berichtet, die auf Angaben des Europäischen Unterstützungsbüros für Asylfragen (Easo) von Anfang Dezember zurückgreift. Spanien liegt damit in der EU vor Frankreich und Deutschland.

Spanien ist von dem Ansturm von Asylbewerbern und Migranten völlig überfordert. Das Asylsystem stand schon vor dem Beginn der Pandemie am Rande des Zusammenbruchs. Vor einem Jahr stapelten sich in den Behörden rund 120.000 unbearbeitete Anträge. Auch die wenigen Unterkünfte sind hoffnungslos überfüllt. Mehr als 8000 Asylbewerber warten auf dem Festland auf einen Platz. Auf den Kanaren ist die Regierung weit von ihrem Versprechen entfernt, alle Neuankömmlinge in eigenen Einrichtungen unterzubringen. Bis zu 7000 Personen leben immer noch in Hotels und Ferienapartments.

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