#Afghanistan: Taliban stehen vor Kabul: Bundeswehr bereitet Evakuierungseinsatz vor
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„Afghanistan: Taliban stehen vor Kabul: Bundeswehr bereitet Evakuierungseinsatz vor“
Der blitzartige Vormarsch der Taliban versetzt Einheimische in Angst und Schrecken. Aber auch die Bundesregierung macht Tempo, um Deutsche und Ortskräfte zu evakuieren.
Kanzlerin Merkel besprach Evakuierung in Krisensitzung am Samstag
Seit der Entscheidung über den Abzug der internationalen Truppen, darunter auch der Bundeswehr, haben die Taliban große Teile des Landes erobert. Mittlerweile stehen 20 der 34 Provinzhauptstädte unter ihrer Kontrolle. Die Aufständischen wollen ein „Islamisches Emirat Afghanistan“ errichten, so wie schon vor dem Einmarsch der US-Truppen im Jahr 2001.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besprach am Samstag in einer Krisensitzung mit einem Teil ihres Kabinetts das weitere Vorgehen. In der Telefonkonferenz wurde beraten, wie mit Hilfe der Bundeswehr schnellstmöglich Mitarbeiter der deutschen Botschaft, Ortskräfte sowie Beschäftigte deutscher Organisationen ausgeflogen werden können, wie ein Regierungssprecher mitteilte. Eine Beteiligung des Bundestags, der das entsprechende Mandat geben muss, werde folgen, versicherte er.
Die Bundeswehr begann schon mit Vorbereitungen für die Evakuierung. Zum Einsatz kommen sollen dabei nächste Woche vor allem Fallschirmjäger der Division Schnelle Kräfte (DSK); sie sind Teil der Nationalen Risiko- und Krisenvorsorge für diese Aufgabe.
Mehr als 100 Deutsche und mehr als 1000 einheimische Ortskräfte sind noch in Afghanistan
In Afghanistan sind derzeit noch deutlich mehr als 100 Deutsche, darunter auch die Diplomaten und Mitarbeiter der Botschaft in Kabul sowie Experten anderer Ministerien und Organisationen. Die genaue Zahl der Ortskräfte ist noch unklar. So haben allein Organisationen aus dem Geschäftsbereich des Bundesentwicklungsministeriums derzeit noch mehr als 1000 einheimische Mitarbeiter in Afghanistan. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte, es habe absolute Priorität, „dass wir die zu Schützenden sicher nach Deutschland bringen“.
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Foto: -/XinHua, dpa
Ghani äußerte sich nach langem Schweigen in einer TV-Ansprache zur dramatischen militärischen Lage. Dabei ging er aber nicht auf Spekulationen ein, er könne zurücktreten, um den Weg für eine Einigung mit den Islamisten frei machen. Er spreche mit politischen Führern und internationalen Partnern und wolle „bald“ Ergebnisse vorstellen, sagte er lediglich.
Die Taliban setzen derweil ihren schnellen Vormarsch fort: Nur etwa 35 Kilometer vor Kabul habe es am Morgen Gefechte um Maidan Schar gegeben, der Hauptstadt der Provinz Wardak, sagte die Abgeordnete Hamida Akbari der Deutschen Presse-Agentur. Die Taliban beherrschten bereits einen Großteil der Provinz.
Der Ex-Provinzgouverneur Mohammad Atta Nur und der frühere Kriegsfürst Abdul Raschid Dostum haben in der Nordprovinz Balch, in der Masar-i-Scharif liegt, eine Verteidigungslinie aufgebaut. Am Samstag fiel die Großstadt, in der die Bundeswehr noch bis Juni ihr Hauptquartier hatte, allerdings ebenfalls in die Hände der Taliban. Die Islamisten hatten umliegende Provinzen bereits zuvor eingenommen.
USA verstärken größtenteils in Kabul Truppen, um Bürger aus Afghanistan zu holen
Landesweit gingen die Kämpfe am Samstag in mindestens fünf Provinzen weiter. Die militanten Islamisten konnten zwei kleine Provinzhauptstädte übernehmen: Scharana in der Provinz Paktika mit geschätzt 66.000 Einwohnern sei nach Vermittlung Ältester den Taliban kampflos übergeben worden, bestätigten lokale Behördenvertreter. Wenig später bestätigten mehrere lokale Behördenvertreter, dass Regierungsvertreter und Sicherheitskräfte auch Asadabad, die Hauptstadt der Provinz Kunar im Osten des Landes mit geschätzt 40.000 Einwohnern, verlassen hätten. Man habe so zivile Opfer und Zerstörung verhindern wollen.
Zuvor waren mit Herat und Kandahar bereits die dritt- und die zweitgrößte Stadt des Landes an die Islamisten gefallen. Mit Pul-i Alam in der Provinz Logar haben die Taliban auch eine Provinzhauptstadt rund 70 Kilometer südlich von Kabul eingenommen.
Das US-Außenministerium kündigte an, dass die Verstärkung der US-Truppen um rund 3000 Soldaten bis Sonntag größtenteils in Kabul sein werde. Sie sollen helfen, Personal außer Landes zu bringen. Der britische Premier Boris Johnson sagte, Mitarbeiter der britischen Botschaft sollten Kabul binnen Tagen verlassen.
Frankreich will afghanischen Ortskräften und anderen gefährdeten Personengruppen unkompliziert Schutz in Frankreich gewähren. Als eines von nur drei Ländern stelle Frankreich weiterhin in Kabul Visa aus, hieß es am Freitagabend aus Élyséekreisen. Man bemühe sich außerordentlich, afghanischen Künstlern, Journalisten und Vorkämpfern der Menschenrechte den Zugang nach Frankreich zu erleichtern. (dpa)
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