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#Italien trauert, Sizilien weint

Italien trauert, Sizilien weint

Unter den italienischen Cantautori, die oft auch kulturelle Repräsentanten ihrer Städte sind, gilt er als der stilistisch vielseitigste, intellektuellste, auch schillerndste: Franco Battiato, geboren am 23. März 1945 in der Nähe von Catania, war in seiner mehr als fünfzigjährigen Laufbahn zwischen Eurovision Song Contest, an dem er 1983 zusammen mit Alice teilnahm, und elektronischer Musik (früh hatte er sich mit John Cage und Karlheinz Stockhausen auseinandergesetzt), zwischen Opening Act (so für Brian Eno und Nico) und Opernbühne, für die er mehrere Werke komponierte, zwischen Festival San Remo, wo er erst 2011 auftrat, und Symphonieorchester, das seine Stücke spielte, unterwegs.

Sein erfolgreichstes Genre aber war die Canzone, das poetische, nachdenklich-ironische, sozialkritische, mitunter auch spirituelle Lied, mit dem er seit den frühen Alben „L’era del cinghiale bianco“ (1979) und vor allem „La voce del padrone“ (1981) in Italien, wo es sich dreizehn Monate in den Charts hielt und zeitweise auf Platz eins stand, und bald auch über Italien hinaus berühmt wurde. Canzoni wie „Cuccuruccucù“, „Bandiera bianca“ oder „La stagione dell’amore“ gehören zu seinen bekanntesten Titeln, seine Diskographie umfasst mehr als vierzig Alben, dazu Filmmusiken und mehrere Opern.

Auch mit (esoterischen) Büchern und Filmen, darunter einen über den Schriftsteller Gesualdo Bufalino (1921 bis 1996), den er 2010 posthum würdigte, ist er hervorgetreten; für Milva und Alice hat er Songs geschrieben; als Bildender Künstler signierte er seine Werke mit dem Pseudonym „Süphan Barzani“.

Mit neunzehn Jahren ging Franco Battiato nach Mailand, wo ihm, dem Sizilianer, Weihnachten mit den großen Geschäften, der Festbeleuchtung und dem vielen Schnee wie im „Christmas Carol“ von Charles Dickens begegnete. „Sizilien hatte ich komplett vergessen“, erzählte er einmal, „wofür es sich später allerdings noch rächen sollte.“ In Sizilien hat er sich früh gegen die Mafia positioniert und seine Stimme erhoben, 1997 trat er bei dem großen Konzert zum fünften Jahrestag der Ermordung von Giovanni Falcone und Paolo Borsellino 1997 in Palermo auf.

Für eine politische Karriere aber, mit der er einmal liebäugelte, war er zu undiplomatisch und meinungsfreudig. Als ihn der damalige Regionalpräsident von Sizilien, Rosario Crocetta, 2012 zum Kulturminister der Insel berief, nahm Battiato als Parteiloser das Amt unter der Bedingung an, kein Gehalt zu beziehen – und war es keine fünf Monate später, weil er im Europäischen Parlament beleidigende Aussagen über italienische Abgeordnete gemacht hatte, wieder los.

Ein kultureller Botschafter Siziliens ist er davor schon gewesen und bis zu seinem frühen, von Gerüchten über seinen Gesundheitszustand begleiteten Verstummen vor vier Jahren geblieben. Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella würdigte ihn als einen „gelehrten und raffinierten Künstler, dessen unverwechselbarer musikalischer Stil – das Ergebnis intensiven Studiums und fieberhaften Experimentierens – ein breites Publikum, auch über die Landesgrenzen hinaus, faszinierte“. Am Dienstagmorgen ist Franco Battiato in seinem Haus in Milo, einem Dorf am Osthang des Ätna, nur wenige Kilometer oberhalb eines am Ionischen Meer gelegenen Geburtsorts Riposto nach langer Krankheit gestorben.

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