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#Telefunken, AEG und Co.: Traditionsmarken ohne Tradition

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Ein typisches Einfamilienhaus irgendwo in Deutschland: Im Wohnzimmer läuft der Fernseher, Marke Telefunken. Da­neben steht ein Audiosystem von Grundig. In der Küche hält ein AEG-Kühlschrank die Lebensmittel frisch, die Waschmaschine von Bauknecht spült gerade eine Trommel voll Wäsche durch. Das Aroma frisch gekochten Kaffees aus der Maschine von Krups zieht durch den Raum. Und aus dem Küchenradio von Nordmende plärrt Musik.

Alexander Wulfers

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

So oder so ähnlich könnte sich eine Szene im Deutschland der Wirtschaftswunderjahre abgespielt ha­ben, als an deutschen Marken kein Weg vorbeiführte. Genau so gut könnte die Szene aber im Jahr 2023 spielen. Denn die deutschen Traditionsmarken, deren Ge­schichte ins frühe 20. oder sogar ins 19. Jahrhundert zurückreicht, gibt es immer noch. Nur haben sie meist nur noch wenig mit den Unternehmen zu tun, die sie einst be­rühmt machten. Und made in Germany sind die meisten von ihnen schon lange nicht mehr.

Insbesondere von der einst weltweit führenden deutschen Industrie für Konsumelektronik ist außer den Marken­namen nicht mehr viel übrig geblieben. In den Siebzigerjahren arbeiteten noch 120.000 Menschen in Westdeutschland in der Branche. Im Jahr 2019 hatte sie nur noch 9.200 Mitarbeiter. Der Niedergang war unter anderem das Resultat steigender Arbeitskosten und zunehmender internationaler Konkurrenz, vor allem aus Japan.

Doch die Marken haben ihre Strahlkraft nicht vollends verloren, weshalb heute andere Unternehmen auf die Wirkung der bekannten Namen setzen. Telefunken etwa wurde 1903 gegründet, war in den Sechzigerjahren an der Er­findung des Farbfernsehens beteiligt. Die Fernseherfabrik im niedersäch­sischen Celle galt einst als die modernste Europas. Doch Ma­nagementfehler führten in Kombination mit dem strukturellen Wandel der Siebzigerjahre zum Niedergang.

Das Telefunken-Werk in Celle galt einst als das modernste Europas.


Das Telefunken-Werk in Celle galt einst als das modernste Europas.
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Bild: Picture Alliance

In den Achtzigerjahren verkaufte die AEG, mit der Telefunken schon 1967 fusioniert war, die Unterhaltungselektroniksparte an den französischen Wettbewerber Thomson-Brandt. Der hatte zu­vor schon die deutschen Fernseherhersteller Nordmende und SABA übernommen. Heute existiert in Deutschland nur noch die Telefunken Licenses GmbH, die die Markenrechte nach eigenen Angaben an 30 unterschiedliche Hersteller lizensiert hat. Telefunken-Fernseher werden heute vom türkischen Unternehmen Vestel in der Türkei hergestellt.

AEG ist heute schwedisch

Ebenfalls in die Türkei abgewandert ist Grundig. Auch bei diesem frän­kischen Traditionsunternehmen begann der Niedergang schon Jahrzehnte vor der Insolvenz im Jahr 2003. Ein Käufer fand sich schließlich mit der türkischen Koç-Gruppe. Heute gehört die Marke deren deutschem Tochterunternehmen Beko Grundig Deutschland. Die Fernseher kommen aus Çerkezköy in der Türkei.

Etwas anders erging es Nordmende. Die Markenrechte liegen heute bei der im US-Staat Delaware ansässigen Firma Ta­lisman Brands. Seit 2017 gab es einen neuen Anlauf mit Fernsehern und Radios aus deutscher Produktion durch das Unternehmen Technisat, das sie als Lizenznehmer herstellt – allerdings nur noch bis Mitte des Jahres. Technisat hat die Lizenz darüber hinaus nicht verlängert.

Im Falle der AEG ist das Verschwinden des Unternehmens vielleicht am we­nigsten aufgefallen, gab es doch Produkte der Marke durchgehend bis heute zu kaufen. Dabei gehört die Hausgerätesparte schon seit 1994 zum schwedischen Konzern Electrolux. Einige der Produkte kommen tatsächlich zum Teil noch aus dem Werk in Rothenburg ob der Tauber, andere aus Italien, Rumänien, Polen, Ungarn oder der Ukraine.

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