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#Thailands König entzweit Familien

Thailands König entzweit Familien

Wenn sie zu den Protesten loszieht, packt Nan ihre Kampfmontur ein: Gasmaske, Helm, Regenjacke und Schutzhandschuhe. Seit Monaten gehen in Thailand Schüler und Studenten für Demokratie, eine neue Regierung und eine Reform der Monarchie auf die Straße. Die 21 Jahre alte Nan, die in Wirklichkeit anders heißt, war schon bei diversen Protesten dabei. Die junge Thailänderin sieht zierlich aus, hat aber einen durchdringenden Blick, aus dem Mut und ein starker Wille sprechen. Die braucht sie auch, schließlich geht die Polizei nun zunehmend mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Demonstranten vor.

Till Fähnders

Nan war dabei zwar nicht in vorderster Reihe, aber auch sie hat die Mannschaftswagen, Stacheldrahtrollen und Wasserwerfer gesehen. „Am Anfang hatte ich Angst, weil die Regierung so viel aufgefahren hatte. Aber gleichzeitig wurde ich wütend, dass uns die Regierung, die eigentlich das Volk schützen sollte, auf diese Weise bedrohte.“ Nan ist kein Kind mehr, aber auch noch nicht so ganz erwachsen. Auf einmal führt sie mit ihren Mitdemonstranten eine Bewegung an, die für Thailand durchaus als historisch bezeichnet werden kann.

Die Eltern würden es am liebsten verbieten

Als einziges Mitglied ihrer Familie hat sie die Heimat im Süden des Landes zurückgelassen. Nan ist nach Bangkok gezogen, in diesen Moloch mit mehr als acht Millionen Einwohnern, in dem man sich, wenn man nicht aufpasst, leicht verlieren kann. In Bangkok studiert sie an einer renommierten Universität Politik. Ihre Eltern, die aus der Mittelklasse stammen, sind stolz auf sie. Sie haben Vertrauen, dass ihr Kind sein Leben in Bangkok allein meistern kann.

Doch die Beteiligung an den Protesten würden die Eltern ihr am liebsten verbieten. Dabei denkt ihre Mutter an die Straßenschlachten mit der Polizei, aber auch an das Gesetz gegen Majestätsbeleidigung, die in Thailand mit Strafen von bis zu 15 Jahren Haft je Delikt geahndet wird. Die Demonstranten verlangen, dass sich der König aus der Politik heraushält. Die Monarchie soll nicht mehr über der Verfassung stehen, sondern ihr untergeordnet werden. Mit dieser Kritik am König hat die Jugend in Thailand ein Tabu gebrochen. Mehrere Dutzend Protestanführer sind schon festgenommen worden. Gegen rund ein Dutzend ermittelt die Polizei wegen „lèse-majesté“, wie die Majestätsbeleidigung auch genannt wird.

Wie ein Halbgott verehrt

Die Mutter zeigt dabei sogar Verständnis für die Wut der Protestbewegung auf die Regierung des ehemaligen Putschgenerals Prayuth Chan-ocha, die sich nach Ansicht der Demonstranten die Macht mit unfairen Mitteln gesichert hat. Doch mit der Kritik am Königshaus haben die Demonstranten ihrer Meinung nach eine Grenze überschritten. „Als sie anfingen, über Monarchiereform zu reden, fand ich das nicht mehr angemessen“, sagt die 54 Jahre alte Thailänderin.

Augenspülung gegen das Tränengas: Demonstration in Bangkok am 17. November


Augenspülung gegen das Tränengas: Demonstration in Bangkok am 17. November
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Bild: AP

Die Mutter war damit aufgewachsen, den König als einen Halbgott zu verehren. Für sie und viele Thais war vor allem der frühere König Bhumibol Adulyadej der Inbegriff des fürsorglichen Herrschers. Als Arzt und Krankenschwester erlebten die Eltern, wie die Königsfamilie erheblich zum Aufbau eines Gesundheitssystems beitrug, das heute zu den besten in Südostasien gehört. „Kein anderes Land hat eine solche Monarchie“, sagt die Mutter.

Jedoch ist Rama IX., wie er auch genannt wurde, längst Vergangenheit. Nach sieben Jahrzehnten auf dem Thron war der damals 88 Jahre alte Monarch vor vier Jahren in einem Krankenhaus in Bangkok gestorben. Die Studentin Nan, die damals noch ein Teenager war, war über seinen Tod genauso betrübt wie ihre Eltern. „Als der alte König starb, weinte meine Familie, und ich weinte mit ihr“, sagt Nan. Der neue König heißt Maha Vajiralongkorn. Er ist der 68 Jahre alte Sohn des früheren Monarchen. Im Herzen der Thais hat er noch nicht den Platz erobert, den sein Vater einst eingenommen hatte. Das Porträt Ramas X. hängt zwar an vielen Straßenecken und in Geschäften in Bangkok. Aber an den Wohnzimmerwänden dominiert immer noch Bhumibol.

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