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#China-Experte: „Vergeltung und Boykott gegen VW in China sind unwahrscheinlich“

Max Zenglein, Ökonom an Europas führender China-Denkfabrik MERICS in Berlin, über den mögliche Rückzug von Volkswagen aus Xinjiang, die Stärke von BASF als Investor und über europäische Schutzzölle für E-Fahrzeuge.

BASF hat sich aus der chinesischen Uiguren-Provinz Xinjiang zurückgezogen, VW denkt darüber nach. Der Hintergrund dafür sind Berichte über mögliche Zwangsarbeit in Joint-Venture-Betrieben. Wie ernst ist der Rückzug?

Die Werke in Xinjiang sind relativ bescheidene Investitionen für beide Unternehmen. Die kann man für das große Ganze durchaus opfern. Es bedeutet aber keineswegs den Rückzug von dem zentral wichtigen chinesischen Gesamtmarkt, im Gegenteil. BASF investiert gerade 10 Milliarden Euro in einen Verbundstandort in Guangdong im kantonesischen Süden Chinas.

Was sagen die Rückzugsüberlegungen über die Wirtschaft in China aus?

Noch vor zehn Jahren hätten es sich die deutschen Konzerne nicht getraut, China vor den Kopf zu stoßen. Aber der Wind hat sich gedreht. China ist wirtschaftlich in einer schwächeren Position als damals und sehr auf Investitionen wie die von BASF angewiesen. Auch eine Vielzahl der Werke von Volkswagen liegt in strukturschwachen Regionen, die braucht man für die wirtschaftliche Entwicklung und den sozialen Frieden.

Bisher verstand Peking keinen Spaß, wenn sich ausländische Unternehmen der Doktrin widersetzten. Ist das jetzt anders?

Ich rechne nicht mit großen Vergeltungsaktionen seitens der chinesischen Staatsführung oder mit Boykotten durch chinesische Konsumenten, wie wir das in der Vergangenheit gesehen haben. Damit würde sich China in der jetzigen Situation ins eigene Fleisch schneiden.

Inwieweit spielt es eine Rolle, dass VW in Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Staatsbetrieben steckt?

Man darf nicht vergessen, dass Volkswagen in China zur Hälfte ein einheimisches Unternehmen ist. Mehr als 90 Prozent der Autos, die der Konzern dort verkauft, werden auch dort hergestellt, die Hälfte von Umsatz und Gewinn kommen den chinesischen Joint-Venture-Partnern zugute. Auch deshalb ist es sehr unwahrscheinlich, dass Volkswagen nach einem möglichen Rückzug aus Xinjiang unter Druck gerät.

Welchen Stellenwert hat VW für China?

VW ist für die chinesische Wirtschaft und in der chinesischen Öffentlichkeit als bedeutender Investor sehr relevant. Außerdem braucht man die deutschen Unternehmen als Brückenköpfe in die EU, Volkswagen zum Beispiel, wenn es um mögliche Verhandlungen zu Schutzzöllen für Elektrofahrzeuge geht. Niemand hat ein Interesse daran, die Beziehung vollständig zu zerstören.

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