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#Wie krank ist Erdogan wirklich?

Eigentlich wollte der türkische Präsident die Anlieferung von nuklearem Brennstoff im ersten Atomkraftwerk des Landes am Donnerstag persönlich beaufsichtigen. Gut zwei Wochen vor der Präsidentenwahl wollte Recep Tayyip Erdogan das Scheinwerferlicht auf eines seiner Prestigeprojekte lenken. Mit dem Kraftwerk Akkuyu betritt die Türkei internatio­nales Neuland. Es soll vollständig von Russland gebaut, betrieben, in Besitz ge­nommen, finanziert und am Ende wieder abgewickelt werden.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für die Türkei, Iran, Afghanistan und Pakistan mit Sitz in Ankara.

Die Türkei be­gibt sich damit in eine Jahrzehnte an­dauernde Abhängigkeit von russischer Nukleartechnik. Das Kraftwerk steht ex­emplarisch für Moskaus Strategie, mit dem Export von Nukleartechnik seinen Einfluss in Schwellenländern auszubauen – nicht zuletzt in der für den Westen strategisch wichtigen Türkei. Zu­gleich ist Akkuyu ein Symbol für Erdogans Spagat zwischen NATO-Mitgliedschaft und vertiefter Zusammenarbeit mit Russland im Energiesektor.

Jahrzehntelange Abhängigkeit

Dennoch reiste Erdogan am Donnerstag nicht in die Küstenstadt Mersin, wo bis 2028 vier Reaktoren gebaut werden sollen. Stattdessen ließ er sich per Video aus der Hauptstadt Ankara zuschalten. Grund dafür ist eine Erkrankung, über deren Schwere seit Dienstagabend die Spekulationen ins Kraut schießen. Der Sprecher des Präsidialamts, Fahrettin Altun, sah sich gezwungen, Gerüchte über einen Herzinfarkt des Präsidenten „kategorisch“ zurückzuweisen.

Sogar das chinesische Staatsfernsehen hatte diese verbreitet. „Kein Ausmaß an Desinformation kann die Tatsache widerlegen, dass das türkische Volk hinter seinem Führer steht und dass @RTErdogan und seine AK-Partei am 14. Mai die Wahlen gewinnen werden“, schrieb Altun auf Twitter. Seit Erdogan am Dienstagabend ein Fernsehinterview abrupt abbrechen musste, hat er alle Wahlkampfauftritte abgesagt. Der Gesundheitsminister teilte mit, Erdogan leide an einer Magen-Darm-Infektion, die am Abklingen sei. Erdogan werde seine Arbeit „so schnell wie möglich“ wieder aufnehmen.

In seiner kurzen Rede aus dem Präsidentenpalast sagte Erdogan am Donnerstag, sein Land sei in die Liga der Länder mit Atomkraftwerken aufgestiegen. Er hob hervor, dass die Europäische Union Atomenergie als klimafreundlich eingestuft habe. „Wir haben unser Land mit Akkuyu Teil dieser Entwicklung gemacht“, sagte er und äußerte die Hoffnung, dass die Türkei noch zwei weitere Atomkraftwerke bauen werde. Kritischen Stimmen, die eine zu starke Abhängigkeit der Türkei von Russland befürchten, hielt er entgegen, dass das Land dank der Kernenergie seine Gasimporte stark reduzieren werde. Der ebenfalls per Video zugeschaltete russische Präsident Wladimir Putin lobte das Projekt als Beleg dafür wie viel Erdogan für sein Land tue.

Auch Putin sprach nur von einer Leinwand

Ursprünglich hatte Erdogan Putin persönlich nach Mersin eingeladen. Zwei Wochen, nachdem der Internationale Strafgerichtshof im März Haftbefehl ge­gen den russischen Präsidenten erlassen hatte, erklärte Erdogan, Putin könne an der „Einweihung“ des Atomkraftwerks teilnehmen. Die Türkei gehört nicht zu den Vertragsstaaten des Strafgerichtshofs. Putin hat sein Kommen allerdings nie öffentlich in Aussicht gestellt. Noch vor der Erkrankung Erdogans war klar, dass der russische Präsident nur per Vi­deoschalte teilnehmen würde.

Vor der Zeremonie telefonierten beide Staatschefs miteinander. Dabei sei es um das Getreideabkommen, den Krieg in der Ukraine und die Lage in Syrien gegangen, hieß es von türkischer Seite. An der Veranstaltung im Küstenort Mersin nahmen auch der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Rafael Grossi, und der Chef des russischen Staatskonzerns Rosatom, Alexej Lichatschow, teil. Eine Gruppe von Kernkraftgegnern demonstrierte vor dem Gelände gegen das Projekt. Nach Angaben von Teilnehmern gab es mehrere Festnahmen.

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