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#Tierquälerei ist Teil des Geschäfts

„Tierquälerei ist Teil des Geschäfts“

Gegenwärtig wird im Wiener Akademietheater Elfriede Jelineks Theaterstück „Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!“ aufgeführt. In der Inszenierung von Frank Castorf betritt auch ein lebendes Schwein die Bühne; die Kritik zur Premiere in der Wiener Tageszeitung „Der Standard“ erschien im September 2021 unter dem Titel: „Die Liebe zum Schwein“; ein anderer Rezensent sprach vom „Schweinsgalopp in die Postmoderne“. Wenige Monate später, zum Jahresbeginn 2022, erregten Sensationsnachrichten von der ersten erfolgreichen Schweineherz-Transplantation in Baltimore die ganze Welt, auch wenn der Patient die Operation nur zwei Monate lang überlebte.

Nun hat Cem Özdemir ein Konzept für ein fünfstufiges staatliches Label zur Tierwohlkennzeichnung auf Lebensmitteln vorgestellt. Dem Bundeslandwirtschaftsminister zufolge soll die Verpflichtung zunächst für Schweinefleisch gelten. Die Botschaft ist eindeutig: Schweine sind „saugut“ und „ein wenig wie wir“. So lautet auch der Titel einer „Geschichte über das Schwein“ des norwegischen Historikers und Journalisten Kristoffer Hatteland Endresen.

Zwischen Reportage und Erfahrungsbericht

Doch schon das erste Kapitel des Buchs tritt in Kontrast zur eminenten Sichtbarkeit der Schweine auf der Bühne oder im Operationssaal: Darin erzählt der Autor nämlich von seinen Schwierigkeiten, einen Schlachthof zu betreten. Endresen rekapituliert, wie viel Schweinefleisch in Norwegen verzehrt wird, ergänzt durch die Statistik für Deutschland, um dann zu fragen: „Wie kann eine Industrie diesen Ausmaßes, die auf lebendigen Tieren solcher Größe beruht, für uns völlig unsichtbar sein?“

Kristoffer Hatteland Endresen: „Saugut und ein wenig wie wir“. Eine Geschichte über das Schwein.


Kristoffer Hatteland Endresen: „Saugut und ein wenig wie wir“. Eine Geschichte über das Schwein.
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Bild: Westend Verlag

Er nimmt sich vor – unter Verweis auf John Bergers Essay „Why Look at Animals?“ –, erst den Schweinen in die Augen zu schauen, bevor er über sie zu schreiben beginnt. Die Erzählung entfaltet sich folgerichtig im Wechsel zwischen Reportage und Erfahrungsbericht. Manchmal werden Imagination und Realität eng verschränkt, etwa wenn Endresen die Geburt eines Ferkels mit „Alice im Wunderland“ assoziiert, freilich in umgekehrter Richtung: Während Alice ein Baby im Arm hält, das sich plötzlich in ein Ferkel verwandelt, ist es ein Ferkel, das dem Autor und werdenden Vater wie ein Baby vorkommt. Doch der literarischen Referenz wird rasch eine Grenze gesetzt, sobald ein Vorarbeiter bemerkt, Schweine seien Industrietiere, keine Schmusetiere.

Am Ende stumpft man zwangsläufig ab

Der häufige Perspektivwechsel gehört zu den bevorzugten Stilmitteln des Buchs. So bekennt der Autor nicht nur seine Sympathie mit Ferkeln, sondern auch seine Vorliebe für Schweinefleisch: „Obwohl ich fast täglich Industrieschwein in irgendeiner Form in mich hineinstopfe, ist meine Weltanschauung schon lange von Ansichten geprägt, die gegen diese Lebensweise sprechen.“ Manche Kapitel führen uns in die Frühgeschichte, wo es um paläolithische Felsmalereien geht, aber auch um Domestikationsprozesse; andere Kapitel erzählen von den bekannten Schweinefleischtabus im Nahen Osten, von Appetit und Aversion und von den Züchtungen neuer Schweinerassen.

Daneben schildert Endresen seinen Alltag als Schweinebauer, ohne die eigene Abstumpfung zu verschweigen: „Die Schweine sind zu Gegenständen geworden, sie sind keine Individuen mehr und ganz sicher keine sensiblen Geschöpfe.“ Das Buch endet mit einem deprimierenden Kapitel zur Schlachtung und einem Epilog, der die „Zoonosen“, die Übertragung von Krankheitserregern durch unsere Nutztiere, reflektiert. Die Geschichte der Schweine, so bemerkt der Autor, ist stets eine Geschichte der Menschen.

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