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#Tierschützer wollen die Haltung von Schweinen verbessern

Die Sau kommt kaum noch hoch. Immer wieder versucht sie, sich aufzurichten, und schlägt mit den Beinen gegen den engen Metallrahmen. Aber sie bekommt keinen Halt auf dem Boden. Der Kastenstand, der kaum breiter ist als sie und ihr ins massige Fleisch drückt, ist zu eng. Noch ein paar Mal versucht sie es, dann gibt sie auf und lässt sich wieder hinfallen. Sofort suchen ihre Ferkel, die mit ihrer Mutter die ersten Wochen in dieser Bucht verbringen, wieder die Zitzen. Sie haben sich daran gewöhnt, an den dicken Metallstäben vorbei zu trinken.

Oliver Georgi

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Nicht nur Tierschützer sagen: Diese Kastenställe, in denen die meisten deutschen Sauen den Großteil ihres Lebens eingepfercht sind, sind Tierquälerei. Heinrich Lohmann, Schweinebauer aus Ascheberg, sagt: Der Kastenstand ist vielleicht nicht angenehm für die Sau, aber er schützt die Ferkel. Er sieht das ganz nüchtern: Ohne Fixierung könnte die Mutter sie beim Hinlegen aus Versehen erdrücken.

Und tote Ferkel bedeuten weniger Mastschweine und damit weniger Umsatz. In der Landwirtschaft wird knapp kalkuliert. Nach jahrelanger Debatte wird die Kastenhaltung künftig nur noch sehr eingeschränkt erlaubt sein. Auch Lohmann muss die Buchten jetzt so umbauen, dass die Sauen sich umdrehen können. Für die Tierschützer, die das immer noch für Quälerei halten, ist das immerhin ein kleiner Sieg. Für den Bauern ist es eine Katastrophe.

Jeder will gut zu Tieren sein. Aber Heinrich Lohmann muss mit seinem Betrieb auch überleben können.


Jeder will gut zu Tieren sein. Aber Heinrich Lohmann muss mit seinem Betrieb auch überleben können.
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Bild: Marcus Simaitis

Lohmann, 61, knorriger Münsterländer und Schweinebauer in x-ter Generation, seufzt, wenn man ihn im Stall darauf anspricht: Ach, der Tierschutz! Es ist ja nicht so, dass er kein Verständnis dafür hätte, dass der wichtiger wird. Aber manchmal nervt es ihn schon, dass viele sich über Tiere neuerdings so viele Gedanken machen wie über Menschen. Die dauernden Ratschläge nerven und die ewigen Fragen der Politiker, Experten, Journalisten: Warum haltet ihr eure Tiere nicht besser, tun die euch nicht leid? Als ob das so einfach wäre.

„Mehr Tierwohl ist gut und wichtig“, sagt Lohmann. „Wir wollen und unterstützen das auch. Aber ein Tier ist ein Tier. Und es muss sich für uns auch lohnen. Wir müssen doch von etwas leben.“ Für Bauern wie ihn ist Tierwohl keine moralische Frage, sondern eine betriebswirtschaftliche. Für viele Verbraucher ist es durchaus eine moralische Frage, aber sie müssen damit auch kein Geld verdienen.

Kein Auslauf, 0,825 Quadratmeter pro Schwein

Auf der anderen Seite des Hofs, der sich an diesem regenfeuchten Julitag unter den grauen Himmel des Münsterlandes duckt, stehen Lohmanns Mastschweine. Wenn man ihnen nahe kommt, stieben sie aufgeregt auseinander. 300 Sauen hat Lohmann, deren Ferkel er aufzieht und mästet. Er produziert konventionell, Haltungsform 2 („Stallhaltung plus“). Das ist die zweitniedrigste Stufe von vieren nach der freiwilligen Kennzeichnung, mit der Händler wie Rewe, Aldi oder Lidl ihr Frischfleisch verkaufen. Kein Auslauf, 0,825 Quadratmeter Platz pro Schwein, konventionelles Futter, kupierte Schwänze, keine Betäubung. Nicht tragbar, sagen Tierschützer. Aber trotzdem gutes Fleisch, sagt Lohmann.

0,825 Quadratmeter. Wer mal ein ausgewachsenes 125-Kilo-Mastschwein gesehen hat, weiß, wie wenig das ist. In Haltungsform 3 hätten die Schweine mehr Platz, in 4, Biostandard, sogar fast das Doppelte. Da hätten sie auch Auslauf, Sonnenlicht und Luft. Hier aber sind die Ställe nach allen Seiten geschlossen; die Ammoniakdämpfe werden über Lüftungsanlagen abgesaugt und dann gefiltert in die Luft abgelassen. Tageslicht fällt nur durch ein paar Fenster herein. Auch Stroh für die Tiere gibt es nicht. Stattdessen stehen sie mit fünf Monaten bis zur Schlachtreife auf Gittern. Durch die Gitter fällt der Kot, und sie liegen nicht ständig im Dreck. Für ihre Klauen und beim Liegen sind sie aber sehr unangenehm.

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