#Raus aus dem Versteck im Homeoffice
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Ein Platz in der Geschichte ist dem Homeoffice sicher, denn es hat große Teile der Wirtschaft durch den Ausnahmezustand der Pandemie gebracht. Auch künftig wird Arbeiten von zu Hause eine Rolle spielen, die aber anders aussehen muss als während der Lockdowns. Die überraschend guten Erfahrungen von Unternehmen mit dem Homeoffice haben Skeptikern bewiesen, dass nicht jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter an jedem Tag den Bürostuhl drücken muss, damit der Laden läuft. Trotzdem wird es nun Zeit, dass Arbeitnehmer in größerer Zahl in die Büros zurückkehren als bisher.
Sie sollten froh sein, dass kein Stubenarrest mehr nötig ist. Die Welt da draußen hat sich während und nach der Pandemie weitergedreht, ebenso die Karrierekarussells in den Firmen. Auf den Märkten haben sich die Machtverhältnisse verschoben, ganz zu schweigen von der Zeitenwende in der Weltpolitik, die den Homeoffice-Schlaf unsanft gestört hat. Doch ziehen manche Arbeitnehmer weiterhin die Bettdecke über den Kopf und protestieren gegen mehr Anwesenheit am Arbeitsplatz wie Teenager, die montags nicht geweckt werden möchten.
Mit Smoothies ins Büro locken
Was also tun? Manche Arbeitgeber locken mit Zuckerbrot und servieren Smoothies am Schreibtisch, andere schwingen die Peitsche und handeln Betriebsvereinbarungen mit mehr Anwesenheitspflicht aus. Das ist nachvollziehbar, denn die bittere Wahrheit ist, dass sich die zahlreichen Krisen und Probleme von Wirtschaft und Gesellschaft nicht allein vom Sofa oder Küchentisch aus bekämpfen und lösen lassen werden. Das gilt für private Unternehmen ebenso wie für Behörden, deren Krisenmanagement gefragt ist wie nie.
Zugegeben, in den eigenen vier Wänden lassen sich Routineaufgaben oft effizienter abarbeiten, weil der Weg zum Kühlschrank kürzer ist als zur Kantine und weil kein Kollege zum Plausch vorbeikommt. Aber für die Suche nach Auswegen aus Krisen und neuen Wegen in die Zukunft benötigen Teams die alltägliche Diskussion von Angesicht zu Angesicht.
Schwere Entscheidungen im Ringen um ein neues Produkt oder eine neue Organisationsstruktur brauchen einen Showdown mit einer klaren Ansage der Letztverantwortlichen. Solchen heiklen Themen geht man im Homeoffice viel leichter aus dem Weg, was sich langfristig rächt. Unternehmen können es sich jetzt noch viel weniger als sonst erlauben, wichtige Entscheidungen zu verschieben.
Ja, es gibt Homeoffice-Gewinner, wie Fernpendler oder glückliche Besitzer eines Häuschens im Grünen, Mitarbeiter mit pflegebedürftigen Angehörigen oder kleinen Kindern ohne Betreuungsplatz. Aber es gibt auch Verlierer, etwa Berufsanfänger, die Anschluss suchen, oder Teamleiter, die auf leeren Fluren die Stellung halten müssen.
Schwache Argumente gegen das Büro
Auch leidet im Homeoffice die für die Stimmung so wichtige spontane Kollegialität. Im Homeoffice können Neulinge sich weniger Tricks von Erfahrenen abschauen und kriegen kaum noch lehrreiche Anekdoten über das Unternehmen oder die Konkurrenz mit. Viele Argumente gegen das Büro überzeugen nicht.
Mit der Begründung, dass der Weg zur Arbeit der Umwelt schadet, kann man jede Fahrt verbieten, dann darf man auch nicht in den Urlaub reisen. Auch die verstopften Straßen und vollen Züge oder Taschendiebe an den Bahnhöfen sind kein Argument für Homeoffice, sondern für den Ausbau der Infrastruktur und einen besseren Schutz der Bürger. Und wer ein toxisches Büroklima fürchtet, der wird im Homeoffice erst recht vom Informationsfluss abgeschlossen. Bestehen Belegschaften trotz allem auf Heimarbeit nach Belieben, dürfen sie sich nicht wundern, wenn Arbeitgeber den Spieß umdrehen, die Zahl der Schreibtische reduzieren, Bürogebäude verkleinern und in billigere und damit unattraktivere Lagen verschieben.
Kaum ein Unternehmen wird das Homeoffice komplett abschaffen. Das kann sich kein Arbeitgeber angesichts des Fachkräftemangels erlauben. Aber Homeoffice nach Belieben sollte nicht das universelle Menschenrecht sein, zu dem es nun zuweilen stilisiert wird.
Stattdessen sollten Unternehmen es als flexibles Instrument für die richtigen Mitarbeiter zur richtigen Zeit nutzen, wie frischgebackene Eltern oder pflegende Angehörige. Natürlich sollten auch Arbeitnehmer mit Gebrechen bevorzugt im Homeoffice arbeiten, wenn sie möchten. Und kein vernünftiger Chef wird etwas dagegen haben, wenn Fernpendler spontan von zu Hause arbeiten, falls die Bahn streikt, die Autobahnen wegen Ferienstau verstopft sind oder Schneestürme und Starkregen den Berufsverkehr zum russischen Roulette machen.
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