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#Transportbranche ruft um Hilfe

Transportbranche ruft um Hilfe

Die Lieferketten sind bis zum Äußersten gedehnt, Indus­trie und Handel warten auf Ware, Weihnachten wird manches auf dem Gabentisch fehlen. Nachdem immer wieder einzelne Gruppen der Beschäftigten in der Logistik, wie etwa Matrosen, auf ihre Überlastung aufmerksam gemacht haben, ruft nun die ganze Transportbranche um Hilfe: Die Verbünde von 65 Millionen Arbeitern, die die weltumspannenden Lieferketten aufrechterhalten haben, warnen vor deren Zusammenbruch.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Die Arbeiter sind das verbindende Glied zwischen Containerschiffen, Häfen, Flugplätzen und Liefernetzwerken an Land und in der Luft. Matrosen, Lastwagenfahrer und die Angestellten der Fluggesellschaften haben sie über die Zeiten der Quarantäne, der Einschränkungen, der belastenden Testregime am Leben gehalten. Nach mehr als eineinhalb Jahren rufen sie nun um Hilfe – sie sind hoffnungslos überlastet. Guy Platten, Generalsekretär der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS), warnt, dass die Unterbesetzung insbesondere auf Schiffen und in Häfen gegen Jahresende noch zu wachsen drohe. Viele Matrosen wollten neue Verträge nicht mehr unterschreiben, unter anderem weil sie fürchteten, aufgrund der Corona-Zwänge Weihnachten nicht zu Hause sein zu können.

Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit, haben Hunderttausende Seeleute in den vergangenen eineinhalb Jahren stark gelitten: Aufgrund der Grenzschließungen und später wegen der Staus vor den Häfen konnten sie ihre Schiffe teilweise 18 Monate nicht verlassen. Zu Spitzenzeiten der Krise saßen mehr als 400.000 Matrosen auf ihren Frachtern fest. Sie mussten unter den beengten Verhältnissen an Bord ausharren, bevor sie etwa in Heimatländer wie die Philippinen oder Myanmar zurückkehren und ihre Familien sehen konnten.

Die globalen Lieferketten sind zerbrechlich

Singapur, einer der führenden Containerhäfen der Welt, hatte sich früh für straff organisierte, große Crew-Wechsel der Schiffe engagiert, indem die Mannschaften in Quarantäne-Bussen vom Hafen zum Flughafen gebracht wurden. Die Verbände berichten, einige der Arbeiter seien bis zu sechsmal geimpft worden, weil unterschiedliche Länder einige Impfstoffe nicht anerkennen. Auf der anderen Seite bedeutet die Knappheit der Impfstoffe vor allem für arme Entsenderländer von Arbeitern, dass bis heute allenfalls 30 Prozent der Matrosen gegen Corona durchgeimpft sind.

Die verschiedenen Testvorschriften führten zudem zu Jahresbeginn zu tagelangen Staus etwa am Brennerpass zwischen Österreich und Italien. Werden Vorschriften quasi über Nacht geändert, können sich die Branchen kaum noch darauf einstellen. „Die Fahrer waren während der Pandemie mit Hunderten von Grenzkontrollen und Blockaden konfrontiert“, sagt Umberto de Pretto, Generalsekretär der International Road Transport Union (IRU). „Die Fahrer und die Firmen und Bürger, die die von ihnen beförderten Güter brauchen, zahlen einen hohen Preis für fehlgeleitete Corona-Beschränkungen, die auch die Beschäftigten im Transportwesen treffen.“

In ihrem offenen Brief an die Staats- und Regierungschefs der Vereinten Nationen warnten die ICS und andere Verbände nun vor einem „Kollaps des globalen Transportsystems“. Es geht ihnen, anders als Gewerkschaften oft, nicht um Geld und höhere Löhne. Die Industrieverbände fordern die freie Bewegung für Transportarbeiter sowie deren Priorisierung bei Impfungen mit Impfstoffen, die durch die Weltgesundheitsorganisation anerkannt sind – ähnlich den „frontline workers“, Krankenschwestern, Pflegern und Ärzten: „Alle Sektoren des Transports leiden unter zu wenig Arbeitskräften. Weil Millionen von ihnen während der Pandemie schlecht behandelt wurden, dürften wohl noch mehr gehen und damit die Lieferketten weiter unter Druck bringen.“ Unterzeichnet ist der Aufruf von ICS und IRU auch von der Weltlufttransportvereinigung und der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF). „Die globalen Lieferketten sind sehr zerbrechlich und hängen genauso an einem Matrosen von den Philippinen wie an einem Lastwagenfahrer. Es ist Zeit, dass die Regierungschefs auf die Bedürfnisse der Arbeiter antworten“, sagt Stephen Cotton, Generalsekretär der ITF.

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