Wissenschaft

#Turbulentes Weltraumwetter stört Zugvögel

Zugvögeln kann nicht nur starker Wind, sondern auch stürmisches Weltraumwetter zu schaffen machen, dokumentiert eine Studie: Die nächtliche Orientierungsfähigkeit auf Basis ihres Magnetsinns leidet, wenn die geomagnetischen Muster der Erde durch turbulente Teilchenströme von der Sonne durcheinandergebracht werden. Viele Zugvögel legen bei solchen Bedingungen deshalb offenbar eine Pause ein, geht aus den Daten-Auswertungen hervor.

Im Herbst fliegen sie auf bestimmten Routen in den Süden und im Frühjahr kehren sie dann wieder zielstrebig in ihre angestammten Brutgebiete im Norden zurück. Wie Studien gezeigt haben, basiert das erstaunlich präzise Orientierungsvermögen der Zugvögel neben visuellen Faktoren auf einem Sinn für die geomagnetischen Muster der Erde. Sie passen ihr Flugverhalten dabei an erlernte Merkmale der Magnetfeldlinien auf ihren Wegstrecken an. Vor allem bei ihrer nächtlichen Flugaktivität können sich die Vögel durch diese geomagnetischen Landkarten im Kopf auf dem optimalen Kurs halten.

Doch die Magnetfeld-Muster der Erde sind bekanntermaßen nicht ganz konstant: Sie können sich durch starke Schwankungen der Intensität des Sonnenwindes verändern. Es handelt sich dabei um einen Strom aus geladenen Teilchen, der sich in Kombination mit dem Erdmagnetfeld unter anderem durch die Polarlichter bemerkbar macht. Bei erhöhter Sonnenaktivität kann dieser Teilchenstrom hohe Dichten und Energien erreichen und dabei zu deutlichen Verzerrungen der irdischen Magnetfeld-Muster führen, zeigen Studien. Es gibt auch bereits Hinweise darauf, dass dieser Effekt Zugvögel bei ihren Fernreisen irritieren kann. Doch das Forscherteam um Eric Gulson-Castillo von der University of Michigan in Ann Arbor ist diesem Zusammenhang nun erstmals umfangreicher nachgegangen.

Vogelzug-Daten mit geomagnetischen Informationen verknüpft

Ihre Ergebnisse basieren auf langjährigen Datensammlungen zum jährlichen Vogelzug in den USA, dessen Merkmale dem in anderen Teilen der Nordhalbkugel der Erde ähneln. Beim untersuchten Bereich handelte es sich um eine über mehr als 1600 Kilometer lange Strecke des wichtigen Migrationskorridors über die Great Plains – von Texas bis North Dakota. Dort sind jedes Jahr im Herbst und im Frühling viele unterschiedliche Zugvogelarten unterwegs. Deren Gruppen wurden regelmäßig durch Radarstationen auf dem Weg erfasst. Aus den Daten geht dabei die Anzahl der Vögel sowie die Flugrichtung hervor, erklären die Forschenden. Außerdem flossen parallel erhobene Wetterinformationen in die Datensammlung ein.

Diese Informationen konnten die Wissenschaftler dann mit gleichzeitigen Aufzeichnungen der geomagnetischen Muster in der Region in Verbindung bringen. Dabei zeichneten sich die deutlichen Störungen ab, die auf zeitweilige Erhöhungen der Sonnenaktivität zurückzuführen sind. Alle Daten ließen die Forschenden dann durch ein Computersystem auswerten, um die möglichen Effekte der vom Weltraumwetter geprägten geomagnetischen Muster auf den Vogelzug aufzuzeigen.

Wie sich verzerrte Magnetfelder auswirken

So zeigte sich: “Aus unseren Ergebnissen geht hervor, dass bei starken geomagnetischen Störungen weniger Vögel ziehen und dass Zugvögel möglicherweise mehr Schwierigkeiten bei der nächtlichen Navigation haben, insbesondere bei bewölkten Bedingungen”, resümiert Gulson-Castillo. Konkret stellte das Team im Herbst und im Frühling einen Rückgang der im Flug befindlichen Vögel um bis zu 17 Prozent fest, wenn die geomagnetischen Muster im Zuge turbulenten Weltraumwetters gestört waren.

Offenbar wollen sich einige der gefiederten Fernreisenden nicht den Beeinträchtigungen ihrer Navigationsfähigkeit aussetzen. Vor allem im Herbst zeichnete sich in den Beobachtungen ab, dass sich die Vögel bei geomagnetischen Störungen mehr vom Wind treiben ließen, als durch aktives Fliegen gegen den Luftstrom auf dem optimalen Kurs zu bleiben. Besonders ausgeprägt war dies, wenn gleichzeitig auch der Himmel bedeckt war. Die Anstrengung des korrekten Fliegens gegen den Wind wurde dann um bis zu 25 Prozent reduziert, geht aus den Auswertungen hervor. Dies verweist wiederum darauf, dass Zugvögel eine Kombination von geomagnetischen Informationen und visuellen Reizen am Nachthimmel für ihre Orientierung nutzen können.

Die Studie hat damit nun weitere Einblicke in die geheimnisvollen Navigationsfähigkeiten der Zugvögel gewährt, sagen die Wissenschaftler: “Unsere Ergebnisse zeigen, wie die Verhaltens-Entscheidungen dieser Tiere von Umweltbedingungen abhängen können – einschließlich solcher, die wir als Menschen nicht wahrnehmen können, wie im Fall der geomagnetischen Störungen“, sagt Eric Gulson-Castillo.

Quelle: University of Michigan, Fachartikel: Proceedings of the National Academy of Sciences, doi: 10.1073/pnas.2306317120

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