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#Der Verzicht spielt eine große Rolle für Corona und den Klimawandel. Ist das gut?

Der Verzicht spielt eine große Rolle für Corona und den Klimawandel. Ist das gut?

Es gibt etwas, das haben Kindergärten und SUVs gemeinsam mit ausschweifenden Geburtstagspartys und einem gut gewässerten Rasen im Sommer. Auf all dies sollten die Deutschen verzichten, entsprechende Aufrufe gab es in diesem Jahr genügend. 2020 war das Jahr, in dem der Verzicht seinen großen Durchbruch hatte. Nicht nur die Pandemie war schuld, auch der Klimaschutz und die sommerliche Dürre trugen ihre Teile bei – und anfangs hielten sich auch viele Menschen daran.

Patrick Bernau

Patrick Bernau

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Schließlich hat der Verzicht schon lange einen guten Ruf. Sich freiwillig etwas zu versagen, das man problemlos haben könnte – das strebt die Menschheit seit Jahrhunderten an. So gewichtig ist das Ziel, dass Klimaschützer und Epidemiologen, ja sogar besorgte Manager der örtlichen Wasserwerke ohne weiteres Nachdenken an diese Norm appellieren. Sie haben ja auch bedeutende Vorgänger. Gandhi und Buddha zum Beispiel, Jesus und Kant. Verzichtstraditionen sind seit Jahrhunderten Teil praktisch jeder großen Philosophie und Weltreligion. Schon mehrere hundert Jahre vor Christus stellte Aristoteles fest, dass man es mit dem Konsum auch übertreiben könne. „Besonnenheit“ forderte er vom tugendhaften Menschen, der sollte auch mal auf etwas verzichten. Spaß macht das allerdings nicht.

Schließlich weiß die Menschheit schon lange: Etwas nicht zu haben ist schade, aber viel trauriger es ist, wenn man etwas schon besitzt und dann abgibt. Oder wenn man etwas in Aussicht hat und dann doch darauf verzichten muss. Stellen Sie sich mal vor, Sie bekommen unverhofft 10.000 Euro geschenkt. Das ist eine Freude. Schon denken Sie darüber nach, was Sie mit dem Geld anfangen können. Doch dann erfahren Sie, dass Sie es wieder abgeben müssen. Das tut so weh, dass die meisten Menschen das Geld lieber erst gar nicht bekommen hätten. Dieses Gefühl lässt sich beziffern: Der Verlust wiegt ungefähr zweieinhalb mal so schwer wie der Gewinn. Das heißt: Selbst wer 10.000 Euro bekommt und davon nur 5000 wieder abgeben muss, kann sich über das Geschenk meistens nicht mehr freuen.

Wie konnte der Verzicht zum universellen Ziel der Menschheit werden?

Wie konnte also ein Vorhaben, das so wenig Freude bringt, zu so einem universellen Ziel der Menschheit werden? Und reicht das, um große Herausforderungen zu bewältigen? Ein Teil der Antwort sei schon verraten: Die Popularität des Verzichts kommt auch daher, dass er keinen Spaß macht. Und das kann zum Problem werden. Aber dazu kommen wir noch.

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Die Reise zum Verzicht beginnt in den sechziger Jahren ein paar Kilometer südlich von San Francisco. Das Silicon Valley ist noch längst nicht das Zentrum der Informationstechnik, zu dem es später einmal werden wird. Aber die Universität Stanford gibt es schon, und sie hat einen Kindergarten für ihre Mitarbeiter. Den besucht gelegentlich der Psychologe Walter Mischel, und wenn er vorbeikommt, dann gibt er den Kindern eine einfache Aufgabe: Er legt jedem ein Marshmallow oder einen Keks hin, verlässt den Raum und verspricht: Wenn er in einigen Minuten zurückkommt, schenkt er jedem ein zweites – aber nur, wenn das erste noch nicht gegessen ist.

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