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#Über der Mannschaft die Sonne

„Über der Mannschaft die Sonne“

Petrus muss ein Eintracht-Fan sein. Zwei, vielleicht sogar drei Stunden haben die Anhänger des Europapokal-Siegers gewartet, haben den Regen tapfer zu ignorieren versucht, haben Blitz und Donner mit Gejohle begrüßt, aber als der Korso mit der Mannschaft endlich, endlich auf seinem Weg vom Flughafen zum Römer Sachsenhausen erreicht, ist es trocken, scheint sogar die Sonne zwischen den Wolken hindurch. Ein Korso, so lernen alle in diesem Moment, hat den Wettergott auf seiner Seite, aber sie lernen ebenso: Ein Triumphzug ist eine flüchtige Erscheinung. Da! Der Pokal! Dort! Die Spieler! Ist das nicht Axel Hellmann? Rufe, Gegröhle, der Anfang eines Liedes, Handys in die Höhe gehalten, dann sind die, die in der Nacht zuvor in entscheidenden Momenten in Sevilla die Nerven behalten haben, die über die Schotten triumphierten, schon vorbei. Aber niemand ist enttäuscht, die Fotos werden bleiben, die Erinnerung an diesen Moment nach all dem Warten sowieso.

Manfred Köhler

Ressortleiter der Rhein-Main-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Kurz nach 18 Uhr hatte sich der Autokorso am Flughafen in Bewegung setzt. Ganz vorne im ersten Wagen hält Trainer Oliver Glasner den Pokal. Schon am Flughafen und im Stadtwald stehen die ersten Fans Spalier. Immer wieder muss der Autokorso anhalten, weil jeder ein Selfie, ein Autogramm oder einfach einen Händedruck oder eine Umarmung haben will. Auch ein Veteranenwagen rollt mit. Darin Karl-Heinz Körbel, Anthony Yeboah und Alex Meier, die sich mit dem aktuellen Team über den großen Erfolg in Sevilla freuen.

Das Warten auf die Eintracht

Hajo Kraft ist mit seinem zehnjährigen Sohn Alexander aus Ober-Ramstadt angereist. Natürlich durfte der Filius am Abend zuvor bis zum Elfmeterschießen auf bleiben, Deutsch, Sport und Musik hat er am Donnerstagmorgen in der Schule überstanden. Jetzt sitzen die beiden schon draußen auf den Plätzen des Café Wacker, als die Mannschaft noch im Anflug ist, aber vielleicht kommen sie ja doch schneller als gedacht, immer wieder zieht Alexander den Vater zum Bürgersteig – mal die Straße heruntergucken, ob da nicht doch schon etwas zu sehen ist.

Andere sind geduldiger, eine Familie aus Hainburg hat an der Schweizer Straße eine Parklücke gefunden und sieht dem Korso mit einer Pizza auf den Knien auf der hinteren Stoßstange sitzend gelassen entgegen. Das Warten auf die Eintracht ist in Sachsenhausen lang, aber nicht langweilig, die Kinder spielen Fußball, die Erwachsenen singen, Fachmännisches will gesagt werden wie „das wird jetzt nicht wieder 42 Jahre dauern“, Erinnerungen werden herausgekramt, „ich war in Rostock, das war das Schlimmste“, der Weg zum Finale wird noch einmal durchgegangen, „die haben ja Barcelona vom Platz gefegt“, es ist ein Familienfest in weißen T-Shirts und dunklen Hosen. Niemals war Schwarzweiß so bunt wie an diesem großen Abend.

Fußball-Liebe: Auch an diesem Tag ist Zeit für ein ­bisschen Romantik.


Fußball-Liebe: Auch an diesem Tag ist Zeit für ein ­bisschen Romantik.
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Bild: Frank Röth

Schon in der Nacht zuvor waren in Frankfurt viele auf den Beinen gewesen. Um kurz vor Mitternacht war sie am Mittwochabend zu hören: die Erleichterung, herausgebrüllt aus mehr als 50 000 Kehlen. Bei­nahe drei Stunden lang hatten die Fans der Frankfurter Eintracht beim Public Viewing im Waldstadion um den Sieg ihrer Mannschaft gebangt. Stundenlang hatten sie Fahnen geschwenkt, Bengalos gezündet, gebrüllt, bis sie heiser wurden, gesungen, geflucht, gezittert und vermutlich auch gebetet. Dann kamen die Erlösung und ein Beben im Stadion. In dieser Reihenfolge.

In der Nacht dann, noch bevor die Eintracht-Helden in Sevilla die Europa-League-Trophäe nach dem Sieg gegen die Glasgow Rangers in die Höhe stemmen, wurde Frankfurt von einem kollektiven Partyrausch erfasst, wie ihn die Innenstadt bisher allenfalls nach dem deutschen WM-Sieg 2014 erlebt hat. Auf dem Anlagenring wurden aus einzelnen hupenden Autos Korsos, über die Zeil strömten kurz nach Mitternacht so viele Menschen, als sei beste Einkaufszeit.

Zu Justitias Füßen: Auf dem Römerberg feiern die Fans schon Stunden bevor die Mannschaft eintrifft.


Zu Justitias Füßen: Auf dem Römerberg feiern die Fans schon Stunden bevor die Mannschaft eintrifft.
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Bild: Frank Röth

Eintracht-Liedgut in allen Variationen und aus allen Kehlen tönte durch die Nacht an der Stephanstraße: „Schwarz und weiß wie Schnee – das ist die SGE“, johlten zwei vor Freude und vermutlich auch von anderem trunkene Teenager-Mädchen. Den bis dato letzten internationalen Titeltriumph der Eintracht kennen sie nur aus den Erzählungen der Eltern, die damals, im fernen Jahr 1980, beim UEFA-Pokalsieg selbst noch Kinder waren, aber umso sicherer waren sie nun: „Wir haben Geschichte geschrieben.“ Da war die Nacht der Nächte, der ein grandioser Tag folgen sollte, noch lange nicht vorbei.

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