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#UEFA will Fans trotz Corona im Stadion

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UEFA will Fans trotz Corona im Stadion

Leon Goretzka ist seit dem Mittwoch der Herzensspieler des deutschen Fußballs. Weit mehr noch als sein Tor zum 2:2 gegen Ungarn bewegte seine Geste danach die Betrachter, die meisten jedenfalls. Seine zum Herz geformten Hände waren eine ebenso sanfte wie mächtige Botschaft und sagten mehr als tausend Worte oder Fähnchen in der Debatte um Vielfalt und Toleranz. Ein paar Tage vor dem Spiel hatte Goretzka ein anderes Thema gestreift, das die Fußballwelt über den grünen Rasen hinaus bewegt – oder sollte man sagen: bewegen müsste?

Denn anders als in der Frage nach elementaren Rechten, zu der deutsche Nationalspieler zuletzt schon öfter Stellung bezogen hatten, ist in dieser eigentlich näherliegenden Sache kein klares Wort zu hören: darüber, dass diese Europameisterschaft inmitten der Pandemie unter grenzwertigen Bedingungen begonnen hat und seitdem munter weitermarschiert in eine Richtung, die man aus dem Fußball bestens kennt: Es muss immer noch ein bisschen mehr sein, in diesem Fall Zuschauer. Bis zu 45.000 sollen es am Dienstag (18.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, in der ARD und bei MagentaTV) im Wembley-Stadion sein, wenn die Deutschen im Achtelfinale auf England treffen, 60.000 gar bei der Endrunde mit Halbfinale und Finale. Ein Bild der Maßlosigkeit eigentlich, nur dass sich keiner derjenigen, die für das Spektakel sorgen, daran zu stören scheint.

Goretzka hatte vor dem Ungarn-Spiel allgemein über das neue Publikumsgefühl gesprochen. Er sei froh, dass es endlich wieder 82 Millionen Bundestrainer gebe und nicht mehr 82 Millionen Virologen. Dass der Fußball endlich wieder für die Fans da sei. Es ist ja auch wahr: Von den Spielen der Europameisterschaft und den feiernden Fans geht ein Gefühl aus, auf das Spieler wie Publikum lange hatten verzichten müssen. Ein wärmender Sommerwind nach Monaten der emotionalen Zwangsverkümmerung.

Die Tore der Verantwortungslosigkeit

Nur bedeutet das bedauerlicherweise nicht, dass dadurch die Ambivalenzen dieses Turniers in der Luft verfliegen wie Aerosole unter freiem Himmel. Es sind verführerische Bilder, die aus den Stadien verbreitet werden, von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) und den angeschlossenen Fernsehanstalten, prächtige Fußballfolklore wie aus einer anderen Zeit.

Aber in Finnland wächst gerade die Zahl derer, die sich bei einem Trip nach Sankt Petersburg ganz real mit dem Virus infiziert haben, knapp 100 waren es am Freitag, in Dänemark wurden 4000 Zuschauer zum Massentest gebeten, nachdem drei Tests positiv auf die Delta-Variante ausgefallen waren. Und auch wenn es für deutsche Fans durch die Reisevorschriften fast unmöglich wird, zum Klassiker nach London zu kommen: angesichts der Ungewissheit über die Folgen der Ausbreitung der Delta-Variante hätte es für die englische Regierung bessere Entscheidungen gegeben, als die Tore der Verantwortungslosigkeit weit zu öffnen.

Die UEFA hat mit ihrem Beharren auf (möglichst viele) Zuschauer einen zynischen Wettbewerb in Gang gesetzt, eine Europameisterschaft der Ignoranz, bei der auch Deutschland gerne mitspielt. Es war mit Blick auf andere Lebensbereiche ein großzügiges Entgegenkommen, 14.000 Fans in München zuzulassen, mit klaren Regeln als Bedingung – für deren Einhaltung sich der zuständige Deutsche Fußball-Bund dann aber nicht wirklich interessierte.

Von all dem war am Mittwochabend nichts zu spüren, als die deutschen Nationalspieler nach dem 2:2 gegen Ungarn mit fast kindlicher Vorfreude vom Sehnsuchtsort Wembley schwärmten. Vielleicht wäre es etwas viel verlangt, dass ausgerechnet die Akteure jene Sensibilität zeigen, die den Verantwortlichen offenkundig fehlt. Andererseits ist es immer noch ihr Spiel, auch wenn es bei dieser EM einen doppelten Boden hat.

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