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#Ukrainer stellen sich gegen Putin-Sympathisanten

„Ukrainer stellen sich gegen Putin-Sympathisanten“

Es ist schwer vorstellbar, wie sich Ukrainer fühlen, die vor dem russischen Angriffskrieg aus ihrem Heimatland nach Frankfurt geflohen sind und hier auf Putin-Sympathisanten stoßen. Am Sonntag passiert genau das: Bei einer prorussischen und einer proukrainischen Kundgebung treffen beide Lager in der Innenstadt aufeinander.

Der 34 Jahre alte Alexander stammt aus Dnipro, wohnt jedoch schon seit Jahren in Frankfurt. Er ist mit seiner Frau und seinem Sohn auf den Goetheplatz gekommen: „Wir wollen hier mit einer großen Gegendemonstration auf uns aufmerksam machen.“ Zusammen mit seiner Familie will er zeigen, dass die Stimme des ukrainischen Volkes auch nach sechs Monaten des Krieges nicht verstummt ist. Rund 350 Personen zählt die Polizei bei der Kundgebung, die allermeisten haben sich eine blau-gelbe Fahne um die Schultern gelegt.

Artem, 28 Jahre alt, stammt aus Moskau, trägt heute aber ebenfalls die ukrainische Fahne. Seit dem Beginn des Krieges Ende Februar hat er noch keine proukrainische Demonstration verpasst. „Wenn ich die neuesten Nachrichten aus Isjum sehe, habe ich sofort das Bedürfnis, zu einer Kundgebung zu gehen“, erzählt er. Auf die Frage, wie es sich anfühlt, wenn ein paar Schritte entfernt gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und Sanktionen gegen Russland demonstriert, antwortet er: „Das macht mich wütend.“ Der Großteil seiner Familie unterstütze ihn, aber es gebe immer noch Familienmitglieder und Freunde, die dem russischen Fernsehen glauben.

„Russische Propaganda ist gefährlicher als Covid“

Olga Lyabakh, die aus Butscha nach Deutschland gekommen ist, spricht als Rednerin auf der proukrainischen Kundgebung. Sie warnt vor den Gefahren der russischen Propaganda: „Das ist eine Epidemie, die gefährlicher ist als Covid, weil dagegen kein Abstand und keine Impfung hilft.“ Sie erzählt auch von Bombenangriffen, die sie mit mehreren Familien im Keller ihres Hauses überlebt hat. „Da war eine usbekische Familie, die mit dem Großvater in Russland telefoniert hat. Der hat dem Sohn und der Schwiegertochter nicht geglaubt, dass sie beschossen werden. Im russischen Fernsehen würde doch gezeigt, dass es keine Angriffe und keine Toten gäbe.“

Die Gegenseite will auch Frieden, aber unter anderen Vorzeichen als die Ukrainer.


Die Gegenseite will auch Frieden, aber unter anderen Vorzeichen als die Ukrainer.
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Bild: Tom Wesse

Da alle Reden übersetzt werden, ist am jeweiligen Applaus zu hören, dass die meisten Teilnehmer Ukrainer sind. Die deutschen Unterstützer sind in der Minderheit. Zu ihnen zählen auch Vertreter der Parteien aus dem Römer. Als der ehrenamtliche Stadtrat Stephan Siegler (CDU) ans Mikro tritt und Verhandlungen mit Putin fordert, um die Grenzen vor 2014 wiederherzustellen, wird das nicht übersetzt. Einzelne rufen wütend: „Keine Verhandlungen mit Putin“. Was die Menge will, ist dagegen klar, sie skandiert immer wieder: „Schwere Waffen für die Ukraine“ und „Sanktionen für Russland“.

Julia hält ein Plakat hoch. Darauf steht: „Willst du dein Auto mit Blut betanken?“ Die Fünfunddreißigjährige aus der Ukraine, die schon seit zehn Jahren in Deutschland wohnt, will damit an die Deutschen appellieren, deren wachsende Unzufriedenheit sie wegen der höheren Preise für Gas und Lebensmittel spürt. „Ich habe Angst, dass die Deutschen irgendwann um ihr eigenes Wohlergehen fürchten und wieder das Gas aus Russland in vollem Umfang kaufen werden“, sagt sie.

Unbeirrbar: Auch in strömendem Regen verlässt niemand die Kundgebung der ukrainischen Seite.


Unbeirrbar: Auch in strömendem Regen verlässt niemand die Kundgebung der ukrainischen Seite.
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Bild: Tom Wesse

Nur eine Stunde später beginnt am Opernplatz eine Kundgebung, die der neu gegründete „Verband der Russlanddeutschen in Hessen“ angekündigt hat. Mit ihrem breit gefassten Motto „Für Frieden, Freiheit, freie Meinung, gegen Propaganda, Waffenlieferungen, Sanktionskrieg“ hofften die Veranstalter, rund 1500 Teilnehmer hinter sich zu versammeln. Auf dem regennassen Platz kommen jedoch nur rund 150 Personen zusammen.

„Eine bunte Mischung“, wie ein Polizeisprecher treffend beschreibt, denn die Forderungen auf Plakaten und von Rednern reichen von der Senkung der Einkommenssteuer für den Mittelstand und dem Kampf gegen „Impfterroristen“ über den Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke bis zu Frieden mit Russland durch Verhandlungen. Polizisten, die auch regelmäßig die Demonstrationszüge von Impfgegnern durch die Stadt begleiten, erkennen zahlreiche bekannte Gesichter unter den Teilnehmern der Kundgebung am Opernplatz.

In der ersten Reihe der prorussischen Demonstranten stehen Anna und ihre Freundin. Die Russlanddeutsche, die seit 1996 in Frankfurt lebt, hält einen Blumenstrauß in der Hand, den sie am Ende der Demonstration für die im Krieg gefallenen Kinder niederlegen wird. „Die Zukunft Deutschlands bleibt unmöglich ohne Russland“, sagt sie. Die Freundinnen tragen T-Shirts mit dem Friedenssymbol.

Die 46 Jahre alte Demonstrantin Elena ist gekommen, um ihre Unzufriedenheit mit den Sanktionen gegen Russland zu bekunden. Sie ist gegen deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine, da sie ihrer Meinung nach den Krieg in der Ukraine nur verlängern. „Konflikte müssen diplomatisch gelöst werden“, sagt sie.

Nach einer halben Stunde taucht das Gros der proukrainischen Demonstranten ebenfalls am Opernplatz auf und stimmt laut die Nationalhymne an. Die Lage scheint sich zuzuspitzen, aber die Polizei kann beide Gruppen durch ihre massive Präsenz getrennt halten. Auch dann noch, als sich die prorussischen Protestierer in Bewegung setzen und durch die Innenstadt ziehen. Dabei schließen sich ihnen weitere Teilnehmer an, die Ordnungskräfte zählen am Ende etwa 400 Personen. Zu weiteren Zusammenstößen kommt es jedoch nicht mehr. Beide Seiten haben weitere Demonstrationen angekündigt.

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