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#Bankenchefinnen sind immer noch rar

Bankenchefinnen sind immer noch rar

In der Präambel des Koalitionsvertrages hat sich die neue Regierung ein wichtiges Ziel für die nächsten Jahre gesetzt: Die Maxime sei eine freie Gesellschaft, in der die Gleichstellung von Frauen und Männern verwirklicht sei. In vielen Bereichen der Wirtschaft ist man davon noch weit entfernt – auch in der Finanzbranche. In einer Auswertung der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) wurden 2020 die 50 größten an der Börse gelisteten europäischen Banken bezüglich einer ausgewogenen Vertretung in Vorstand und Aufsichtsrat und der Vergütung von Männern und Frauen bewertet. Daraus entstanden ist ein Ranking – von dem BCG jedoch nur die ersten zehn Banken der Liste aufführt. Man habe bewusst die positiven Beispiele herausstellen und nicht die schlechten brandmarken wollen, heißt es dazu.

Bei der Auswertung habe man sich auf öffentlich verfügbare Daten konzentriert. 100 Punkte konnte eine Bank maximal erzielen. Das wäre dann der Fall, wenn Vorstand und Aufsichtsrat jeweils hälftig mit Frauen und Männern besetzt wären und es keine Unterschiede bei der Vergütung geben würde – erreicht hat das keine Bank. Am besten wurde unter diesen Voraussetzungen die DNB Bank aus Norwegen (83 Punkte) bewertet, gefolgt von der Bankinter aus Spanien (81 Punkte) und der ABN Amro Bank aus den Niederlanden (80 Punkte). Von den beiden großen deutschen an der Börse gelisteten Banken hat es die Commerzbank in die Top Ten geschafft. Der letzte Platz erhielt lediglich 26 Punkte.

Frauen verdienen im Schnitt 75 Prozent weniger

Der Anteil der Frauen in den Vorständen betrug dabei gerade einmal 19 Prozent. Nur fünf Frauen standen an der Spitze des Vorstands, lediglich zwei führten das Kon­trollgremium an. Zehn der 50 bewerteten Banken kamen im Vorstand sogar ganz ohne Frauen aus. Sie verdienten dabei im Schnitt 75 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, im Aufsichtsrat ganze 80 Prozent weniger.

Es gebe zwei Komponenten, die sich auf die Ergebnisse ausgewirkt hätten, sagt Jan Koserski, Mitautor der BCG-Auswertung. Zum einen seien die Banken das Spiegelbild der Länder, in denen sie ansässig seien. Es sei kein Zufall, dass zwei von drei skandinavischen Banken in den Top Ten auftauchten – eine davon auf dem ersten Platz. Die Regulierer in den nordischen Ländern setzten klarere Vorgaben bezüglich der Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Sich nur auf das Land zu berufen, könne jedoch keine Ausrede für die Banken sein, sagt Koserski. Das sehe man auch an dem Gegenbeispiel, der spanischen Bankinter. Das eine sei länderspezifisch, das andere aber, was die Bank selbst mache.

Warum die Gehaltslücke mitunter so weit auseinanderklafft, begründet Claudia Rasper, ebenfalls Autorin der Studie, damit, dass das Gehalt in der Führungsebene die Relevanz reflektiere. Am besten bezahlt seien natürlich diejenigen, die an der Spitze des Vorstands und des Aufsichtsrats stehen. Dort seien jedoch relativ wenige Frauen vertreten. Die relevanteren Positionen seien von Männern besetzt, sagt Rasper. Das Gehalt im Aufsichtsrat setze sich denn auch aus den verschiedenen Ausschüssen zusammen, in denen man sitze.

Wenig Frauen an der Spitze eines Vorstands

Wenn etwa eine Frau in den Aufsichtsrat aufrücke, sitze sie oft in zwei weniger wichtigen Ausschüssen, der Mann aber in den fünf relevanteren und damit höher dotierten. Dabei gebe es auch länderspezifische Besonderheiten: In einigen Kontrollgremien gebe es nicht nur externe Arbeitnehmervertreter, sondern auch interne. Müsse man dann eine bestimmte Quote erfüllen, sei die interne Besetzung oft der leichteste Weg, aber schlechter bezahlt.

Es gehe oft darum, die Quoten möglichst schnell zu erfüllen, sagt Rasper. Das sei jedoch kein bankenspezifisches Pro­blem. Frauen werden eher als „Hygienefaktor“ gesehen. Man nehme die Frau oft in den Vorstand, um Regularien zu erfüllen. Banken, die Frauen eben nicht nur als das sähen, sondern als Wettbewerbsfaktor, böten Frauen dagegen auch Stellen an, die mit einer Teilzeit vereinbar seien.

Das Problem sei oftmals nicht, dass sich zu wenige Frauen bewerben würden, die dort auch gute Aufstiegschancen besitzen, sagt Ko-Autor Koserski. Das Problem sei vielmehr, dass sich viele Frauen grundsätzlich nicht vorstellen könnten, im beruflichen Umfeld einer Bank lange zu bleiben. Auch weil noch immer viele der Meinung seien, dass Führungspositionen nicht mit flexibleren Arbeitszeitmodellen vereinbar seien oder gar mit dem Blocken von Stunden für die Kinderbetreuung.

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