#Und dann auch noch oben ohne
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Im Brentanobad in Frankfurt ist die Lage ruhig, fast schon tropisch leuchtet das Türkis des Beckengrunds in der Nachmittagssonne, auf der Wiese drum herum liegen wie hübsch angerichtete Farbtupfer ein paar Hundert Badegäste. In diesen Tagen wurde wieder viel über Freibäder diskutiert, es ging um junge Männer, die Ärger machen, einige von ihnen mit Migrationsgeschichte.
Im Brentanobad macht, jedenfalls an diesem Dienstagnachmittag, niemand Ärger. Junge Männer gibt es einige, aber sie liegen nur herum und gehen ab und zu ins Wasser.
Das Testosteron dieser Männer aber war auch im vergangenen Sommer schon Kernthema hitziger Diskussionen: Ob die Jugendlichen sich im Griff hätten, fragten einige, wenn Frauen jetzt auch noch ohne Oberteil baden gingen. Ob nicht sexuelle Belästigung durch Halbstarke und junge Männer mit Migrationshintergrund nahezu programmiert sei.
Das mit den Hormonen empfinden sie als Beleidigung
Im Grünen eine Gruppe von fünf oder sechs Halbstarken, manche haben noch keinen Bartwuchs, die meisten dunkle Haare. Ob sie von der Oben-ohne-Debatte etwas mitbekommen haben? „Ich habe gelesen, dass es in Berlin erlaubt ist“, sagt einer. Bisher haben sie keine Frau oben ohne baden sehen, es würde sie aber auch nicht stören. „Das ist für mich dasselbe wie bei einem Mann auch“, sagt einer tapfer.
Dass man ihnen vorwirft, ihre Hormone so wenig im Griff zu haben, dass Brüste da etwas auslösen könnten, empfinden sie als Beleidigung. Ihnen würde doch im Traum nicht einfallen, deswegen jemanden zu belästigen. Einer blinzelt ungläubig und schiebt sich die schwarzen Locken aus der Stirn: „Das wäre auch sonst überhaupt nicht o. k.“
Im letzten Jahr waren Frauen, die in Berlin und Göttingen oben ohne badeten, noch aus Bädern geworfen worden, und in Berlin hatte ein Gericht dies auch für rechtmäßig erklärt, da es sich um eine Ordnungswidrigkeit handele. Daraufhin waren Feministinnen landauf, landab empört. Das Bündnis „Gleiche Brust für alle“ engagierte sich in sozialen Medien dafür, dass künftig auch Frauen ohne Oberteil in städtischen Bädern schwimmen dürfen.
In vielen Kommunen in Deutschland brachen Diskussionen los, die sich grob so zusammenfassen lassen: Die AfD war gegen das Oben-ohne-Baden, weil Frauen vor Zuwanderern geschützt werden müssten. Frauen seien „kein Freiwild“, hieß es etwa von der AfD-Fraktion in Mainz. SPD, Grüne, Linke und FDP sprachen dagegen von Gleichberechtigung und Freiheit. Wieso sollte die weibliche Brust ein Objekt sexueller Begierde sein, die männliche aber nicht? Streng biologisch genommen gelten weibliche Brüste ebenso wie breite Hüften als sekundäres Geschlechtsmerkmal, bei Männern sind es Bart und Brustbehaarung. Ein Verdecken, so die Befürworter des Oben-ohne-Badens, wäre also sinnlos.
Angestoßen wurden die Debatten meist von kleinen Parteien, in Dresden zum Beispiel brachte die Piratenpartei den Antrag zum Oben-ohne-Baden in städtischen Freibädern in den Stadtrat. Die CDU war in manchen Städten dagegen – aber nicht überall. In Hannover unterstützte die Fraktion den Vorstoß, der von der Volt-Partei unternommen worden war.
In Siegen wiederum geißelten die Christdemokraten die Debatte ums Oben-ohne-Baden als „übertrieben ideologisch geprägt, völlig überzogen und falsch“. In Wiesbaden erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU, eine Lockerung der Kleiderordnung habe wegen des hohen Migrationsanteils ein „gewisses Konfliktpotential“.
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