Vor weniger als zwanzig Jahren konnte die Konservative Partei nur einen asiatischen und einen schwarzen Abgeordneten aufweisen. Jetzt hat Großbritannien seinen ersten asiatischen Regierungschef. Wird Rishi Sunak die Kolonialgeschichte umkehren?

Als klar war, dass Großbritannien seinen ersten asiatischstämmige Premierminister erhalten werde, erinnerte der indische Unternehmer Anand Mahindra an unrühmliche Worte, die Churchill 1947 gesprochen haben soll, als Indien an der Schwelle zur Unabhängigkeit stand: Alle indischen Politiker würden sich als von niedrigem Kaliber und als Strohmänner erweisen, zitierte Mahindra den Kriegspremier, bevor er frohlockte, dass 75 Jahre nach der Erlangung der Unabhängigkeit ein Mann indischer Herkunft als Premierminister „gesalbt“ worden sei. „Das Leben ist schön“, setzte er nach.

Sooft Churchill Bedenken gegen die Übergabe „der hungrigen Millionen“ an Schurken und Freibeuter in einem Ton geäußert haben mag, der heute einen Aufschrei erregen würde – dieses Zitat ist nicht belegt. Mahindras Tweet spiegelt jedoch ein nachhaltiges Ressentiment gegen jene koloniale Überheblichkeit, die Churchill ein ums andere Mal zum Ausdruck brachte. Das imperiale Vermächtnis spricht aus vielen Reaktionen aus dem Subkontinent. Hier und da war auch von der Rache der Geschichte und von der umgekehrten Kolonisierung die Rede.