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#Und wer wird dieses Mal Europameister?

Und wer wird dieses Mal Europameister?

Die Geschichte der Fußball-Europameisterschaften ist voller Überraschungen. Wer hätte 1992 schon mit dem Sieger Dänemark gerechnet, der sich eigentlich gar nicht qualifiziert hatte, dann nachrückte – und Weltmeister Deutschland im Finale besiegte? Und wer hätte 2004 auf Griechenland und Otto Rehhagel gesetzt, der mit seiner Taktik die großen Nationen düpierte und Portugal bitter enttäuscht im Finale zurückließ? Oder hätten Sie vor fünf Jahren auf ebenjene Portugiesen gewettet, die in der Vorrunde nicht ein Spiel gewannen, dann aber Frankreich in deren Stadion den Pokal entrissen?

Tobias Rabe

Verantwortlicher Redakteur für Sport Online.

Nein, es lässt sich auch jetzt kaum voraussagen, wer am 11. Juli 2021 im Londoner Wembleystadion den Coupe Henri-Delauny, benannt nach dem „geistigen Vater“ der EM, in den Händen halten wird. Wird es Frankreich sein, der Weltmeister von 2018 mit dem großartigen Sturm? Oder Portugal mit Cristiano Ronaldo, das seinen Coup von Paris wiederholt? Oder doch der ewige Geheimfavorit aus Belgien, dessen goldener Generation allmählich die Zeit davonläuft? Vielleicht England, das endlich mal wieder einen Titel holen will? Oder gar Deutschland bei Joachim Löws Abschiedsturnier?

Daniel Memmert (links) und Fabian Wunderlich.


Daniel Memmert (links) und Fabian Wunderlich.
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Bild: Kenny Beele / Privat

Daniel Memmert und Fabian Wunderlich von der Deutschen Sporthochschule in Köln beschäftigen sich seit langem mit einem wissenschaftlichen Ansatz mit Vorhersagen. Seit 2014 berechnen sie mit ihren Modellen bei FAZ.NET die Wahrscheinlichkeiten bei Fußballturnieren: Wer gewinnt das Spiel? Wer kommt in der K.o.-Runde weiter? Wer holt den Titel? Auch in diesem Jahr gibt es die Prognosen wieder. „Zahlreiche wissenschaftliche Studien bestätigen, dass der Wettmarkt eine hervorragende Möglichkeit bietet, um die Ergebnisse von Sportereignissen zu prognostizieren“, sagt Wunderlich zum aktuellen Ansatz für die Berechnungen nach ihrem Modell.

Warum werden Daten vom Wettmarkt verwendet? „Erstens: Buchmacher leben von ihren genauen Einschätzungen zu zukünftigen Sportereignissen, sie haben demnach einen großen finanziellen Anreiz und die nötige Expertise um diese genau zu prognostizieren“, erklärt Wunderlich. Zweitens kämen im Wettmarkt viele Akteure zusammen. Diese seien in der Regel besser als die Einschätzung einzelner Experten. „Drittens: Der Wettmarkt kann im Gegensatz zu anderen Prognosequellen wie Rankings oder vergangene Ergebnisse alle relevanten Informationen berücksichtigen, also insbesondere den Heimvorteil, die Turnierauslosung oder die aktuelle Kaderzusammenstellung mit verletzten Spielern.“

Deswegen reicht es nicht, die Prognose einfach anhand vergangener Ergebnisse aufzustellen. „Wir könnten die Prognose einfach anhand des Ergebnisses der letzten EM aufstellen“, sagt Wunderlich. „Diese Methode hat aber auch Schwächen, denn es erscheint kaum plausibel, dass Wales ebenfalls zu den Favoriten gehört, nur weil es 2016 im Halbfinale war. Noch schwerer wird es für Island das Viertelfinale erneut zu erreichen – ohne überhaupt dabei zu sein.“ Umgekehrt seien die Niederlande ein starkes Team, obwohl sie 2016 nicht einmal dabei waren. Zudem ist die EM schon fünf Jahre her.

Sind offizielle Ranglisten oder mathematischen Formeln, die neuere Ergebnisse mit einbeziehen, also besser? „Das Elo-Rating, das eigentlich aus dem Schach stammt, ist hier ein hervorragendes Modell“, sagt Wunderlich. Es sei so gut, dass die FIFA (Weltverband, d. Red.) es seit 2018 als Basis für die neue Berechnung der Weltrangliste nutzt. „Diese sollte eine gute Möglichkeit sein die Stärken der Teams objektiv einzuschätzen. Das wäre aber kein gutes Omen für die deutsche Mannschaft, denn nimmt man die nicht-europäischen Teams aus der Wertung, so liegt Deutschland nur auf Platz acht.“

Aber kann man die Bewertungen nur anhand von Ergebnissen vornehmen, zumal Länderspiele, nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pause, relativ selten waren. Eine bessere Grundlage wären demnach die Marktwerte der Spieler, die auf einer Seite wie Transfermarkt.de aufgelistet werden. Aber auch hier fehlen Informationen. „Die Marktwerte berücksichtigen natürlich nicht die Auslosung des Turniers, also ob eine Mannschaft eine leichte oder schwere Gruppe hat, auch der Heimvorteil ist nicht berücksichtigt. Im Übrigen hat sich in den Geisterspielen der großen europäischen Ligen gezeigt, dass es diesen auch ohne Zuschauer gibt, wenn auch leicht verringert“, sagt Wunderlich.

Daher hat er sich mit Memmert dafür entschieden, auf die Wettquoten zu setzen, die alle Aspekte berücksichtigen. Dennoch gebe es keine absolute Sicherheit. „Erstens wegen der Ausgeglichenheit. Es gibt in Europa eine große Anzahl an Ländern, mit großem Interesse für Fußball, guter Jugendarbeit und hochklassigen Ligen. Zweitens wegen des Zufalls. Die Ergebnisse von Fußballspielen sind stark von zufälligen Einflüssen abhängig. Wir konnten in einer aktuellen Studie herausfinden, dass in der Premier League fast jedes zweite Tor durch einen zufälligen Einfluss wie abgefälschte Bälle, Abpraller oder unabsichtliche Torvorbereitung durch die Abwehr begünstigt wurde.“

Und wer wird nun Europameister? Das Rechenmodell von Memmert und Wunderlich ergibt, dass Frankreich mit 15,5 Prozent die größte Titelwahrscheinlichkeit hat. Dahinter folgen England (13,9), Belgien (11,8) und die deutsche Mannschaft (9,6). Italien (9,5) und Spanien, das die Auswahl von Löw zuletzt noch 6:0 besiegte, liegt leicht dahinter (9,5), auch der deutsche Vorrundengegner und Titelverteidiger Portugal (9,2) hat einen etwas geringere Wahrscheinlichkeitswert auf den Pokal. Die Daten werden sich ändern. Vor dem Achtelfinale wird es bei FAZ.NET eine aktualisierte Berechnung geben.

Und was fange ich jetzt mit meinem Wissen an? Am besten versuchen Sie Ihr Glück im EM-Tippspiel bei FAZ.NET. Dort gibt es Preise im Gesamtwert von gut 8000 Euro zu gewinnen.

Tippspiel zur Fußball-EM


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