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#Giselle, wiedergeboren

Giselle, wiedergeboren

Das dünne Eichhörnchen nannten die Kinder die kleine Carla Fracci in der Schule. Am 20. August 1936 wurde das Mädchen, das auch als Frau nicht mehr als 1,63 Meter messen würde, in Mailand geboren, nicht weit entfernt von jenem Theater, in dem sie ihre größten Erfolge feiern und in den Rang der Prima Ballerina erhoben werden sollte, nur zwanzig Jahre später. Ihr Vater arbeitete als Straßenbahnschaffner, ihre Mutter ernährte die Familie mit den Erträgen eines kleinen Bauernhofs. Das Eichhörnchen fiel Ballettmeistern der Scala auf. So begann, im Alter von neun Jahren, ihre Berufsausbildung zur klassischen Tänzerin.

Noch Ende Januar kehrte die 84-Jährige in die Mailänder Scala zurück, um eine Meisterklasse zu geben. In dem hochinteressanten Livestream, der auf Youtube immer noch zu sehen ist, unterrichtet sie Nicoletta Manni in den Geheimnissen jener Rolle, die ihre beste, ihre berühmteste, ihre bewegendste war: Giselle. Trotz unzähliger Videos wird im Tanz niemals die Tradition abreißen, eine Rolle in all ihren interpretatorischen Details und technischen Feinheiten von einer Tänzergeneration an die nächste weiterzugeben. Überall in den großen Compagnien versucht man, die alten Starballerinen während solcher Meisterklassen zu filmen, damit diese Tanzkulturen nicht verlorengehen.

Fraccis Kunst als Tänzerin bestand darin, Giselle nicht darzustellen, sondern zu werden. Als ihr Lieblingstanzpartner für viele Jahre, der Däne Erik Bruhn, nach einer Vorstellung in New York in die Garderobe kam und sagte, er sei Zeuge ihrer vollkommenen Verwandlung in die aus Verzweiflung über Untreue vor der Hochzeit gestorbene Giselle geworden, war sie unendlich erleichtert: „Sechsundzwanzig Jahre voller harter Arbeit, voller Ängste und Panik“ seien also nicht umsonst gewesen.

Reinkarnation der Ballerinen des 19. Jahrhunderts

Sie, deren dunkles, in der Mitte gescheiteltes Haar ein klassisch schönes, italienisches Madonnengesicht rahmte, kämpfte mit der Technik, mochte ihre Beine nicht, wenn sie im kurzen Tutu tanzte, und wusste, sie tat gut daran, im romantischen Repertoire zu verbleiben, was die Wahl ihrer Rollen betraf. Ihre ganze liebliche und ernste Erscheinung ließ sie wie eine Reinkarnation der Ballerinen des 19. Jahrhunderts wirken.

Die Frische und Unmittelbarkeit ihres Tanzes, ihr Gefühl für den tänzerischen Stil eines Werkes, ihre Integrität und Glaubwürdigkeit begründeten die Verehrung, die ihr weltweit entgegengebracht wurde. Rudolf Nurejew wählte sie als Partnerin für seine eigenen Inszenierungen von „Schwanensee“ und „Dornröschen“.

1962 heiratete die Ballerina den Regisseur Beppe Menegatti und bekam 1969 Sohn Francesco. Menegatti förderte ihre Schauspielkünste und unterstützte sie in ihren Ballettdirektionen in Neapel, Verona und Rom. Viele seiner Inszenierungen stellten Fracci als Verkörperung historischer Bühnenstars ins Zentrum. So trat sie noch mit achtzig Jahren auf. Zuletzt half sie dem Fernsehsender RAI bei der Verfilmung ihres Lebens. Am Donnerstagmorgen ist Carla Fracci in Mailand gestorben. Am Freitag war sie in der Scala aufgebahrt, damit Italien Abschied nehmen konnte von „Carla Nazionale“.

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