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#Ungleichheit in China: Reich ohne Mitte

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Ungleichheit in China: Reich ohne Mitte

Die Reise zum Ursprung der ältesten Kommunistischen Partei der Welt beginnt hinter einer Holztür. Ein 18 Quadratmeter kleiner Raum mit der Replik eines Tisches mit 13 Teetassen, an dem vor einhundert Jahren Mao gesessen hat. Ein paar schnelle Fotos mit dem Smartphone, ein paar Schritte vorbei an Absperrbändern, dann stehen Chinas Pilger wieder auf der Straße.

Der Ferrari-Händler liegt einen Steinwurf westlich, Lamborghinis Showroom östlich. Zwanzig Meter gen Süden bietet eine Galerie exklusive Teeverkostung für Topmanager chinesischer Technologiekonzerne. Gegenüber berechnet der französische Schönheitssalon Fillmed umgerechnet 390 Euro für eine schnelle Straffung der Haut. Wenn Xi Jinping, Staatsführer und Partei-Generalsekretär, wie erwartet in den kommenden Tagen den Gründungsort seiner auf den Lehren von Karl Marx basierenden Organisation besucht, steht er in einem Sinnbild der Ungleichheit.

Mehr Milliardäre als in New York

Nirgendwo sonst ist das Leben in China so teuer wie in Xintiandi, dem ehemaligen Arbeiterviertel, in dem Mao Tse-tung und zwölf Genossen am 23. Juli 1921 die Kommunistische Partei Chinas ins Leben riefen. Bis zum Ende der Neunzigerjahre säumten hier die im 19. Jahrhundert errichteten „Shikumen“ die engen Gassen, zweistöckige Steinhäuser, in denen Chinesen lebten in einer Zeit, als die Kolonialmächte aus Europa, Amerika und Japan Schanghai unter sich aufgeteilt hatten. Mit Beginn Ende der Neunzigerjahre begann ein Investor aus Hongkong, hier für 170 Millionen Dollar ein Einkaufs- und Vergnügungsviertel für reiche Ausländer und im wirtschaftlichen Aufstieg zu Geld gekommene Chinesen zu errichten. Heute liegen die Immobilienpreise über denen in Manhattan und London.

Reich sind in Xintiandi heute fast nur noch Chinesen, Ausländer werden seltener gesichtet in den Straßen des 30.000 Qua­dratmeter großen Viertels. Als Mao 1976 gestorben war, hatte sein Nachfolger Deng Xiaoping das völlig verarmte Land mit den Worten für den Kapitalismus geöffnet: „Lasst einige zuerst reich werden.“ Das Ergebnis dieser Politik zeigt sich nirgendwo in China so deutlich wie hier.

In Schanghai leben laut der Reichenliste „Hurun“ mehr Milliardäre als in New York. In China insgesamt gebe es bereits heute fünf Millionen Dollar-Millionäre, schreibt die Bank Credit Suisse in einem am Dienstag veröffentlichten Report. Bis 2025 würden hier mehr Menschen die Millionen-Vermögensgrenze überschreiten als in Amerika. Das hat 80 Jahre gebraucht, um so viel Reichtum zu schaffen wie die Volksrepublik in 20. Es ist ein Erfolg, den sich die Kommunistische Partei auf ihre rote Fahne schreiben kann.

Doch will sie das auch? Bereits im April hatte ein Vorauskommando von Parteichef Xi Jinping die Geschäftsviertel in Xintiandi nach Symbolen des Reichtums durchforstet. Dort verdeckt nun eine Steinwandattrappe aus Pappe eine Werbetafel für Tiffany. Die amerikanische Juwelierkette hat in ihrer Filiale in Xintiandi jüngst ein Café eröffnet. Seitdem die ersten Bilder der Cocktails und Desserts millionenfach in Chinas sozialen Medien kursieren, ist kaum noch ein Tisch zu bekommen. Dort sitzen Berufsanfänger Mitte 20, die im Schnitt 800 Yuan (105 Euro) für ihr Mittagessen bezahlen.

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