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#„Uns ist es gelungen, ein Königreich zu stürzen“

„Uns ist es gelungen, ein Königreich zu stürzen“

Zum neuen König von Mailand hat sich Inter-Trainer Antonio Conte nicht ausgerufen. Jedenfalls nicht direkt. Aber indirekt hat der 51 Jahre alte Fußballlehrer den Titel „Re Antonio“ schon beansprucht. Nach dem 2:0 beim Tabellenletzten FC Crotone vom Samstag war den Nerazzurri der Titel praktisch nicht mehr zu nehmen – am Sonntag, nach dem 1:1 von Verfolger Bergamo bei Sassuolo Calcio, war er perfekt. „Uns ist es gelungen, nach neun Jahren ein Königreich zu stürzen“, sagte der sichtlich bewegte Coach nach dem glanzlosen Arbeitssieg in Kalabrien: „Wir haben eine Dynastie beendet!“

Jeder Tifoso weiß, dass es die Dynastie von Juventus war, die nach neun Meistertiteln in Folge für die Turiner nun zu einem Ende gekommen ist. Nicht jeder dürfte sich noch erinnern, dass es Conte selbst war, der in seinen ersten drei Arbeitsjahren in Turin die Grundlage für diese Juve-Dynastie gelegt hatte – mit den Meistertiteln von 2011 bis 2014. Anders als in Turin vor zehn Jahren gelang Conte der Meistertitel in Mailand nicht auf Anhieb, sondern erst im zweiten Dienstjahr. Immerhin hatte Conte in seinem ersten Jahr in Mailand Inter schon ins Finale der Europa League gebracht, wo es eine knappe Niederlage gegen den FC Sevilla gab.

Und jetzt also der erste Scudetto für die Mailänder nach 2010. Damals war Inter unter Trainer José Mourinho sogar das Triple gelungen. Mit seinem Meistertitel in Mailand, dem 19. in der Geschichte des 1908 gegründeten Traditionsvereins, hat Conte seinen Status als derzeit wohl bester Coach Italiens und zugleich als einer der besten Vereinstrainer der Welt gefestigt. Sein Erfolgsrezept hat er selbst einmal wie folgt umschrieben: Es reiche nicht aus, jeweils als Taktiker, Stratege oder Konditionstrainer, als Motivator, Psychologe oder Vaterfigur, als Kaufmann, Manager oder Mediengestalt gut zu sein, vielmehr müsse man „in allem gut sein, in allen Bereichen versuchen, Herausragendes zu leisten“.

Wenn nicht alles täuscht, liegt das Geheimnis von Contes Erfolg bei Inter Mailand vor allem in seiner Fähigkeit, mit seinem unbedingten Siegeswillen den gesamten Kader anzustecken. „Wir sind als Team in jeder Hinsicht gewachsen, auch mental“, blickte Conte nach dem Sieg in Crotone auf die Saison zurück: „Wir hatten eine gemeinsame Vision, die uns befeuert hat. Und ob jemand zur Startelf gehörte oder auf der Bank saß, diese Mannschaft war als Ganzes hart wie Granit.“

In Crotone lief etwa Stefano Sensi zum ersten Mal nach Wochen auf der Bank gleich zu Beginn auf und dirigierte auf Anhieb das Offensivspiel der Mailänder. Sensis Zuspiele auf die Stürmer Romelu Lukaku und Lautaro Martínez, die zusammen knapp die Hälfte von Inters bisher 74 Saisontoren erzielt haben, führten zu zwei Großchancen. Zweimal verhinderte der Pfosten die Führung für Inter. Das erste Tor in Crotone erzielte in der 69. Minute schließlich der Däne Christian Eriksen, nach einem feinen Hackenzuspiel des Chilenen Alexis Sánchez; beide waren erst vier Minuten zuvor eingewechselt worden.

Auch zwei Zwangspausen wegen mehrerer Corona-Infektionen im Kader brachten das Team nicht aus dem Tritt. Mitte Februar, am 22. von 34 Spieltagen, übernahm Inter die Tabellenführung vom Stadtrivalen AC Milan und gab sie nicht mehr ab. Zuletzt gab es 18 Ligaspiele ohne Niederlage. Einen Schönheitspreis hat Inter mit dieser Serie nicht gewonnen: In der zweiten Saisonhälfte spielte die Mannschaft erbarmungslos effizient, ein Führungstor – oft erzielt vom Stürmerduo „LuLa“ – wurde kräftesparend durch einen teilmodernisierten Catenaccio über die Zeit gebracht.

Rechtzeitig zur faktischen Meisterschaft kehrte, nach mehr als einem halben Jahr Abwesenheit, in der vergangenen Woche der 29 Jahre alte Klubpräsident Steven Zhang aus Nanking nach Mailand zurück. Dem Vernehmen nach hat Inters Mehrheitseigner, der von Steven Zhangs Vater Zhang Jindong gegründete chinesische Haushaltsgerätehersteller Suning, Garantien für die Zahlung der Spielergehälter in Höhe von 150 Millionen Euro jährlich abgegeben.

Hartnäckig halten sich Gerüchte, wonach sich Suning ungeachtet des sportlichen Erfolgs angesichts des finanziell katastrophalen Pandemiejahrs nach fünf Jahren Engagement schon wieder von Inter zurückziehen könnte. Das letzte Jahr schloss der Klub mit einem Fehlbetrag von 130 Millionen Euro ab, die Verbindlichkeiten belaufen sich auf insgesamt 630 Millionen Euro.

Das krachende Scheitern der Pläne für eine europäische Super League verdunkelt den finanziellen Horizont für Inter zusätzlich: Die rund 350 Millionen Euro Antrittsgeld von den amerikanischen Investoren der geplanten Liga der europäischen Eliteklubs waren fest eingeplant. Zum Beispiel für den längst überfälligen Bau eines neuen Stadions. Gemeinsam mit dem Stadtrivalen AC Milan ist Inter bloß Mieter im städtischen Giuseppe-Meazza-Stadion im Stadtteil San Siro, was die Vermarktungsmöglichkeiten der Arena für die Vereine stark einschränkt.

Trainer Conte weiß, dass er eine Dynastie mit Inter nur begründen kann, wenn das Team verstärkt und auch verjüngt wird. Die nicht immer sattelfesten Torhüter Samir Handanovic und Daniele Padelli sind 36 und 35 Jahre alt. Im Kader gibt es weitere hoch dotierte Stars, die ebenfalls jenseits der dreißig sowie ihres Leistungszenits sind. Zum künftigen Kern gehören neben den Stürmern Lukaku (der Belgier ist 27) und dem 23 Jahre alten Argentinier Lautaro Martínez im offensiven Mittelfeld der 24 Jahre alte Marokkaner Achraf Hakimi und der gleichaltrige Sarde Nicolò Barella, ein talentiertes Energiebündel mit Blick fürs Spiel. Doch ein Kern allein reicht nicht für ein neues Königreich. Auch wenn er aus Granit ist.

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