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#Spaltender Klimadiskurs macht die Deutschen hilflos

Spaltender Klimadiskurs macht die Deutschen hilflos

Wie bei vielen kontroversen Themen des öffentlichen Diskurses hinterlässt auch die Debatte um einen angemessenen Klimaschutz den Eindruck, es gäbe eine tiefe Spaltung in Deutschland. Wer sich dagegen die Umfrageergebnisse einer Studie der Denkfabrik More in Common anschaut, wird feststellen, dass die Meinungsunterschiede in der Gesellschaft gar nicht so groß sind.

Philipp Krohn

Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Menschen und Wirtschaft“.

8 von 10 Befragten zeigten sich schon heute besorgt um das Klima, 7 von 10 gaben an, schon jetzt die Folgen des Klimawandels zu spüren. „Wenn man sieht, dass die Gletscher abschmelzen, dass die arktische Tierwelt fast nichts mehr zum Fressen findet. In Europa regnet es nicht mehr normal. Wenn es regnet, sind es Sturzbäche. Wir sind schon drin in der Krise“, zitieren die Studienautoren einen der insgesamt 2000 Teilnehmer an der Befragung.

Es gibt Abweichungen zwischen den sechs sozialpsychologischen Gruppen, in die alle Teilnehmer anhand ihrer Antworten eingeteilt wurden. So ist der Anteil der Besorgten in der Gruppe der sogenannten Involvierten mit 86 Prozent deutlich höher als in der Gruppe der „Wütenden“ (61 Prozent). Doch nur eine Minderheit von 3 Prozent glaubt, dass der Klimawandel nicht spürbar werde.

Bevölkerungsgruppe haben eine einheitliche Problemdiagnose

„Beim Klimawandel gibt es großen ,Common Ground‘ beim Allerwichtigsten – nämlich der gemeinsamen Problemdiagnose“, heißt es in der Studie. Dennoch stecke in dem Thema auch ein großes Spaltungspotential. Als dominante Emotion, die sie mit dem Klimawandel verbinden, nannten 45 Prozent der Teilnehmer „Hilflosigkeit“.

Dabei glauben drei Viertel, mit dem eigenen Verhalten einen Unterschied bewirken zu können. Doch der Einfluss dieses individuellen Verhaltens sei zu klein. „Man hat als Einzelne förmlich das Gefühl, auf der eigenen Anstrengung ,im Kleinen‘ sitzenzubleiben und darüber hinaus wenig ausrichten zu können“, schreiben die Autoren.

Gleichzeitig empfinden Mehrheiten von 51 bis 70 Prozent der Befragten den Einsatz von Institutionen wie den Kommunen, dem Staat oder der Wirtschaft als zu klein. Dabei kommen Städte am besten und die Wirtschaft am schlechtesten weg. Weil die Gesellschaft nicht ausreichend tätig sei, werde der Eindruck der eigenen Hilflosigkeit verstärkt.

Aus Sicht von More in Common lässt sich aus diesen Antworten ein Bedürfnis nach kollektiven Anstrengungen ableiten. Dabei glauben 26 Prozent der Studienteilnehmer, schon jetzt mehr als die meisten zu machen. 56 Prozent sehen sich im Mainstream. Nur 9 Prozent glauben, weniger oder viel weniger zu leisten.

Besonders die Wirtschaft steht in der Kritik der Bürger

Ein Proband bringt die Kritik vieler Bürger auf den Punkt: „Ich glaube, 90 Prozent der tatsächlichen Verschmutzung kommt durch die Wirtschaft. Was mich so wütend macht, ist, dass hauptsächlich propagiert wird, dass der Otto Normalverbraucher den Einfluss auf das Klima hätte, was realistisch gesehen überhaupt nicht der Fall ist.“ Deshalb fordern 7 von 10 Teilnehmern einen klimapolitischen Plan. Mehrheitlich empfinden sie die Klimapolitik der Bundesregierung als wirkungslos (besonders hoher Anteil in der Gruppe der Enttäuschten), ungerecht, planlos und international hinterher.

Die Bürger scheinen zu Einschränkungen bereit zu sein. 6 von 10 Probanden seien im Prinzip offen dafür, die eigenen Lebensgewohnheiten in Frage zu stellen. Zwei Drittel wünschen sich Regeln und Vorschriften, damit jeder einzelne genug für den Klimaschutz tun könne. Schon jetzt haben viele der Befragten einige Dinge im Konsum und in der Mobilität getan, die helfen können, die Erderwärmung zu begrenzen.

Aber zu Asketen wollen die Menschen deshalb nicht gleich werden: „Ein vorrangiger Verzichts- oder Zumutungsdiskurs schreckt also diejenigen ab, die ohnehin mit der gesellschaftlichen Lage hadern und weitere Unwuchten fürchten – hierin liegt seine Spaltungsgefahr“, schreiben die Autoren. 8 von 10 Befragten empfinden den derzeitigen öffentlichen Diskurs als zu spaltend.

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