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#Unsere ungerechte Impftriage

Unsere ungerechte Impftriage

Zwei Menschen sind in einen Fluss gefallen und drohen zu ertrinken. Am Ufer liegen zwei Rettungsringe. Sie können jedem der beiden Ertrinkenden einen Ring zuwerfen, sodass sich beide mit hoher Wahrscheinlichkeit über Wasser halten und überleben werden. Sie können aber auch beide Rettungsringe einer Person zuwerfen. In diesem Fall würde sich die Überlebenschance dieser Person noch verbessern, doch die andere Person würde wahrscheinlich ertrinken. Wie sollten Sie sich entscheiden?

Vielleicht halten Sie diese Frage für einen schlechten Scherz. Wer käme auf die Idee, eine Person ertrinken zu lassen, um einer anderen Person, die bereits mit einem Rettungsring versorgt ist, einen zweiten zuzuwerfen? Das wäre himmelschreiend ungerecht. Außerdem wäre es höchst ineffizient, weil eine hohe Chance verspielt würde, ein zusätzliches Menschenleben zu retten. Und doch ist das in etwa die Logik, die in Deutschland bei der Verteilung knapper Impfstoffe angewandt wird.

Jede Person, die hierzulande gegen Covid-19 geimpft wird, erhält bei der Erstimpfung einen Termin für die zweite Injektion, und die dafür nötige Dosis wird vielerorts zurückgelegt. In ihrer Empfehlung beruft sich die Ständige Impfkommission (StiKo) darauf, dass momentan offen sei, „ob man durch eine Verschiebung der Zweitimpfung … und eine damit einhergehende Erhöhung der Anzahl der zumindest einmalig Geimpften tatsächlich mehr schwere Erkrankungen und Todesfälle verhindert als durch eine zeitnahe zweite Impfung der vulnerablen Hochrisikogruppen, welche dann zu einem nahezu vollständigen Schutz vor Erkrankung führt“.

Die Erfahrung gibt den Briten Recht

In Großbritannien sieht man das anders. Dort entschloss man sich dafür, den zweiten Impftermin großzügig zu schieben, um zunächst einmal möglichst viele Menschen mit einer ersten Impfung zu versehen. Mit dieser Strategie verbindet sich die Hoffnung, dass eine schnelle Erstimpfung für einen gewissen Schutz sorgt, sodass die Infektionszahlen und Todesfälle signifikant sinken.

Die Entwicklung der vergangenen Wochen gibt den Briten Recht. Obwohl es nach offiziellen Angaben seit Jahresbeginn im Königreich etwa dreimal so viele Infektionsfälle gab wie in Deutschland, haben sich die Todeszahlen mittlerweile angeglichen. Die wahrscheinlichste Ursache: In Großbritannien waren am 1. März bereits 20,5 Millionen Menschen mindestens einmal geimpft worden, in Deutschland dagegen nur 4,2 Millionen.

Anekdotische Belege sprechen auch hierzulande dafür, dass die britische Strategie funktionieren würde. Dies illustriert z. B. der Corona-Ausbruch in einer Seniorenresidenz in Herrischried (Landkreis Waldshut). Zehn Tage nachdem die Bewohner und Bewohnerinnen der Seniorenresidenz geimpft worden waren, ereignete sich ein Ausbruch. 21 Personen wurden infiziert, doch niemand starb, und die Infizierten – allesamt Hochrisikopersonen – hatten nur milde Symptome. Die Bewohner und Bewohnerinnen waren mit einer Impfdosis versorgt.

Die Daten einer neuen Studie aus Schottland stützen die Vermutung, dass bereits die erste Impfung einen sehr guten Schutz gegen schwere Verläufe von Covid-19 bietet. In einer vorläufigen Analyse von 5,4 Mio. Fällen kamen die Forscher/innen zu dem Schluss, dass die erste Dosis der Biontech/Pfizer-Vakzine die Krankenhausaufenthalte um 85 Prozent reduziert; bei Astra-Zeneca-Impfstoff betrug die Reduktion sogar 94 Prozent. Daten aus Israel bestätigen diesen Befund.

Warum also nutzen wir in Deutschland die zweite Impfdosis nicht, um eine weitere Person zu retten, so wie wir einen zweiten Rettungsring nutzen würden, um eine zweite Person vor dem Ertrinken zu bewahren?

Das Risiko der Mutationen ist hinreichend gering

Epidemiologisch bestand eine Sorge darin, dass die Verschiebung der zweiten Impfdosis den Mutationsdruck stark erhöhen würde. Inzwischen sind die meisten führenden Köpfe der internationalen Epidemiologie jedoch der Ansicht, dass dieses Risiko hinreichend gering wäre.

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