Wissenschaft

#Uralter Wurm aus dem Präkambrium gefunden

Würmer, Spinnentiere, Insekten und Co. bilden zusammen die größte und artenreichste Tiergruppe der Welt, die sogenannten Häutungstiere. Obwohl Forschende schon lange vermutet hatten, dass diese Tiergruppe schon vor Beginn des Kambriums vor 540 Millionen Jahren existierte, fehlten bislang entsprechende Fossilien. In einer Fossilienlagerstätte in Südaustralien hat ein Forschungsteam nun erstmals Abdrücke von Fadenwürmern entdeckt, die wahrscheinlich vor rund 550 Millionen Jahren lebten. Damit stellt die neu entdeckte Art Uncus dzaugisi den ältesten bekannten Vertreter aller Häutungstiere dar.

Schon zu Beginn des Kambriums vor 540 Millionen Jahren tummelten sich auf der Erde zahlreiche verschiedene Vorfahren der heutigen Fadenwürmer, Spinnen und Insekten. Gemeinsam ist diesen Tieren, dass sie sich im Laufe ihres Lebens häuten, da ihre stabile äußere Hülle nur begrenzt mitwachsen kann. Wissenschaftlich werden sie daher zu den sogenannten Ecdysozoa zusammengefasst, den Häutungstieren. Diese Gruppe umfasst drei Untergruppen: die Nematoden, also winzige Würmer, die Arthropoden, zu denen Insekten, Spinnen und Krebstiere gehören, und die Scalidophora, eine Gruppe kleiner wirbelloser Meerestiere.

Hakenförmige Muster im Gestein

„Die Ecdysozoa waren im Kambrium weit verbreitet und wir können Belege für alle drei Untergruppen gleich zu Beginn dieser Periode, vor etwa 540 Millionen Jahren, finden“, sagt Ian Hughes von der Harvard University. „Wir wissen, dass sie nicht einfach aus dem Nichts aufgetaucht sind. Daher müssen die Vorfahren aller Häutungstiere bereits in der vorangegangenen Ediacaran-Periode vorhanden gewesen sein“. Auch vergleichende DNA-Analysen verschiedener Häutungstiere legen nahe, dass ihr letzter gemeinsamer Vorfahr bereits vor Beginn des Kambriums gelebt hat. Bislang allerdings fehlten entsprechende fossile Belege.

Doch nun haben Hughes und sein Team einen solchen Beleg gefunden. Bei Ausgrabungen im Nilpena Ediacara National Park in Südaustralien entdeckten sie zahlreiche wurmartige Abdrücke in den Gesteinsschichten, die sich aus dem Sediment des Meeresbodens des Präkambriums gebildet haben. Die Abdrücke waren etwa einen halben Millimeter tief – was für Fossilien dieser Art beträchtlich ist. „Uns allen fiel dieses verschnörkelte Hakenmuster auf den Felsen auf“, erzählt Hughes. „Es war ziemlich auffällig, weil es sehr tief war. Die Lebewesen, die diese Abdrücke hinterlassen haben, mussten also einen ziemlich stabilen Körper gehabt haben, der nicht so leicht zerdrückt werden konnte.“

Insgesamt 82 dieser Abdrücke identifizierten die Forschenden im Gestein und unterzogen sie einer genaueren Analyse. Demnach stammen die Abdrücke von einer neu entdeckten Art urtümlicher Fadenwürmer, der das Forschungsteam den Namen Uncus dzaugisi gab. „Uncus“ ist das lateinische Wort für Haken und bezieht sich auf die Körperform der etwa sechs bis 31 Millimeter langen Würmer. Spurenfossilien in der Nähe der Körperabdrücke lieferten den Beleg, dass sich die Tiere bewegen konnten.

Ältestes bekanntes Häutungstier der Welt

Wann genau Uncus dzaugisi gelebt hat, ist noch nicht vollständig geklärt. Klar ist jedoch, dass er der bisher einzige bekannte Vertreter der Häutungstiere aus dem Präkambrium ist. „Obwohl genaue Altersangaben noch nicht vorliegen, stammen die Gesteinsschichten aus der Zeit vor Beginn des Kambriums. Die zugehörigen Fossilien lassen sich auf einen Zeitraum zwischen 560 und 550 Millionen Jahren eingrenzen“, erklärt das Team.

Da sich die neu entdeckte Art am ehesten den Fadenwürmern zuordnen lässt, müssen sich diese bereits vor dieser Zeit von ihrer Schwestergruppe, den Scalidophora, abgespalten haben. „Diese Entdeckung behebt eine große Diskrepanz zwischen den Vorhersagen anhand molekularer Uhren und dem Fossilbericht“, schreiben Hughes und sein Team. „Damit trägt sie zu unserem Verständnis der Entstehung und Diversifizierung der artenreichsten Tiergruppe der Erde bei.“

Quelle: Ian Hughes (Harvard University, Cambridge, USA) et al., Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2024.10.030

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