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#USA: Veteranen hadern mit Afghanistan

USA: Veteranen hadern mit Afghanistan

14. April. Joe Biden verkündet den vollständigen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan.
21. Juli. Die Hälfte aller afghanischen Distrikte ist unter Kontrolle der Taliban.
8. August. Kunduz fällt.
13. August. Vier weitere Provinzhauptstädte fallen.
14. August. Masar-i-Scharif fällt.
15. August. Kabul fällt.

John Krenson hat den Vormarsch der Taliban verfolgt. Er hat Bilder von Männern mit Turban und Raketenwerfern in den Straßen von Kabul gesehen und Menschen, die am Flughafen vor Stacheldraht verzweifeln. Er hat gesehen, wie Plakate mit Frauen übermalt werden und wie junge Männer sich in Todesangst an einem startenden Flugzeug festklammern.

Ein befreundeter Vietnamveteran hat ihn angerufen: „Hey, schau nicht die Nachrichten. Halt dich da raus. Es wird dich wahnsinnig machen.“ Seine Frau Carrie hat gesagt: Mach den Fernseher aus. Trotzdem hat er nicht aufhören können, Nachrichten zu schauen. Er schläft schlecht im Moment. 

Seit die Taliban die Kontrolle über Afghanistan an sich gerissen haben, geht es vielen Veteranen in Amerika nicht gut. Sie zweifeln am Sinn ihres Einsatzes und kämpfen gegen traumatische Erinnerungen. Immer mehr Männer und Frauen bitten Veteranenorganisationen um mentale Unterstützung. 

Tote, Verletzte und unsichtbar Verwundete

Der Krieg in Afghanistan war der bislang längste in der Geschichte der Vereinigten Staaten. 800.000 amerikanische Soldaten waren im Einsatz. Fast 2.500 starben, mehr als 20.000 wurden verwundet. Ungezählte leiden bis heute an nicht sichtbaren Verletzungen.

John Krenson meint sogar: Alle leiden daran. Auch er. Auch heute noch, obwohl sein Einsatz in Afghanistan 17 Jahre zurück liegt. Er ist nach dem Sturz der Taliban-Regierung als Verbindungsoffizier der NATO-Streitkräfte nach Kabul gekommen, kurz nachdem die NATO die Führung der ISAF-Truppen übernommen hat. Neun Monate war er in Afghanistan, 2010 noch einmal im Irak. 

Als er in Kabul stationiert war, war es dort relativ stabil, wie er sagt. „Vielleicht ein Raketenangriff pro Woche, keine andauernde Gefechtssituation.“ Krensons Kinder waren damals drei und eineinhalb Jahre alt. Seine Frau sagt heute, sie wisse nicht, wie sie diese Zeit überstanden hat. Alleine mit den Kindern, ihr Mann in ständiger Gefahr. Jüngst ist ihr aufgefallen, dass sie keine Erinnerungen mehr daran hat.

John Krenson (rechts) und sein Team 2004 in Afghanistan


John Krenson (rechts) und sein Team 2004 in Afghanistan
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Bild: Privat

An einem heißen Tag im August sitzen beide auf ihrer Veranda irgendwo im Süden von Tennessee. Krenson trägt eine beige Basecap mit dem Schriftzug „Vietnam Veteran“, Carrie hat ihre Brille in die Haare geschoben, der Hund – ein großes weißes Fellknäuel – streift um ihre Beine. Von der Veranda aus schaut man über satte Maisfelder, Bäume spenden Schatten, die einzigen Geräusche sind der Wind und das Brummen von Insekten. Der Kontrast zu dem Chaos und der Verzweiflung in Kabul könnte nicht größer sein. 

„Und doch sehe ich ihre Gesichter“, sagt Krenson. „Vielleicht habe ich noch ein Foto.“ Er findet es sofort, abgespeichert auf seinem Handy. Das Foto zeigt ihn mit 40 Jahren, zwischen zwei Kindern in einem afghanischen Waisenhaus. Das eine Kind ist vielleicht zwölf Jahre alt, das andere nicht älter als zwei. Es sitzt vertrauensvoll auf dem Schoß des amerikanischen Soldaten. „Ich frage mich die ganze Zeit, wie es den beiden Mädchen jetzt geht“, sagt Krenson.

Und dann erzählt er von Harry. Von Harry gibt es kein Foto, keine Adresse, keine Telefonnummer. Und doch folgt er John in seine Gedanken. Harry heißt eigentlich anders, aber er wollte von den Amerikanern nur so genannt werden. Er unterhielt das Safe House, in dem Krensons Einheit in Kabul untergebracht war. 

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